Wir waren in P.

Jawohl. Und jetzt berichte ich davon. Ja, ja, ich weiß, ich hinke den Ereignissen nach, aber hetzt mich nicht. Ich hatte so viel zu tun. Erstens musste ich der Putze beim Balkonaufräumen helfen, dann habe ich die Voliere neu dekoriert (Fendys Handtaschen raus, meine Cocktailposter rein) und schließlich war ich ehrenamtlich beim Taubenverband Hannover-Ost unterwegs, weil sie dringend jemanden brauchten, der ihnen den Vereinshaushalt in Ordnung brachte. Das hat ewig gedauert, denn die Posten bestanden oft aus mehr als zwei Ziffern und niemand hatte mir gesagt, dass es im PC einen Taschenrechner gibt. Das war voll fies. Wie viel Zeit hätte ich sparen können, wenn ich das gewusst hätte?

Aber egal, jetzt sitze ich endlich am Laptop und fange an zu erzählen. Ich beginne bei dem Augenblick, als wir in Lima am Flughafen standen und auf den Weiterflug nach Cusco warteten. Die Luna hatte natürlich wieder ihre rote Collegetasche dabei. Diesmal schleifte sie aber nicht an den Umhängeschlaufen hinter ihr her (oder musste vom Karlsson getragen werden), sondern die Luna hatte die Gurte so verkürzt, dass die Tasche jetzt wie eine Art Rucksack auf den Rücken passte. Da sie aber flach und steif war, sah es aus, als trüge die Luna ein Tablett auf dem Buckel. Hahaha. Später hat der Micky Bonaparte mal aus Versehen seine Coladose darauf abgestellt. Da war aber was los!
„Nimm sofort dein Zeug da runter!‟, hat die Luna ihn angepfiffen und mit Spucke hektisch auf dem Leder herumgewischt.
Bei ihrer Collegetasche versteht sie keinen Spaß. Und bis heute ist nicht klar, ob der Vorfall Bonapartes empfindliche Gehör geschädigt hat. Ich glaube aber eher nicht. Er macht nach wie vor einen robusten Eindruck und während der Reise hat er sich – im Großen und Ganzen – gut bewährt. 


Lima


Wir hatten ihn mitgenommen, um zu sehen, wie er sich im Flugzeug verhält (es soll ja Leute geben, die dann das Kotzen kriegen). Außerdem hatte der Pit gemeint, dass es an der Zeit wäre, seine Geheimnisse bei der Lebensmittelbeschaffung weiterzugeben, denn er sei ja auch nicht mehr der Jüngste und fände es daher beruhigend, wenn er seine Kenntnisse in kompetenter Nachfolge wisse. Okay, das leuchtete ein. Von Pits Mettwurst, Käsekräckern und Ölsardinen haben wir alle profitiert, sofern uns unterwegs der Hunger übermannte und nichts anderes greifbar war. Nur sollte man dem Nachwuchs dringend beibringen, das Sortiment ein wenig ausgewogener zu gestalten, sprich ein bisschen mehr Vegetarisches einzupacken, schließlich sind die Fleischfresser in der Minderzahl. Diesbezüglich wurde der Karlsson also haushoch überstimmt. Ich würde mir den Pit mal zur Brust nehmen und bei der Gelegenheit unauffällig ein paar Gourmet-Tipps einflechten.

Übrigens hatte der Lütte Emil auch unbedingt mitkommen wollen. Aber den haben wir mit seiner Tante Polly zu einem Funkerkurs nach Erfurt geschickt. Er sollte seine Ohren schulen.  Der Engelbert saß im Parallelkurs: „Funkgeräte warten und reparieren.‟ Warum alle drei vorzeitig abgereist sind und auf der Homepage des Veranstalters steht, dass wegen unvorhergesehener Reduzierung des Gerätepools (Brandschaden) leider momentan keine Kurse mehr stattfinden, hat mir niemand erklären können. Die drei Teilnehmer schweigen sich dazu aus. Dafür drückt der Lütte Bonaparte jetzt um so doller die Brust raus. Für den war es der Ritterschlag, mit uns auf Reisen gehen zu dürfen.
„Hast du dir nach dem Klo auch gut die Hände gewaschen?‟, hat die Cora sich erkundigt.
Um ein Haar hätte sie ihm mit dem angespuckten Taschentuch die Erdnussbutter aus den Barthaaren geputzt. Die hatte es im Flugzeug auf dem Sandwich gegeben.

Wie gesagt, vorerst warteten wir, dass uns die Maschine nach Cusco bringen würde. Dort in dem bekannten Ort südwestlich von Lima wollten wir uns niederlassen und von dort aus unsere Unternehmungen starten. Ein detaillierter Reiseplan lag bereits vor. Den hatte die Luna aufgestellt, so wie sie überhaupt für die gesamte Reiseorganisation zuständig war. Ihr fehlten mal wieder Punkte fürs Studium. Mit einer reinen Bade- oder Erholungsreise wäre das nicht zu bewerkstelligen gewesen, daher stand die Kultur im Vordergrund. Die Kohle kam aus unserer Reisekasse. Nur den Bildband „Historische Stätten in den Anden‟ hatte der Erik aus Push-Kapital beigesteuert – für uns alle, wie es hieß. Dieser Geizkragen. Auf der Unterseite war ein Stempel zu entdecken: „Mängelexemplar‟. Sitzplätze in der 1. Klasse wären mir lieber gewesen.
 
 
Cusco liegt in den Bergen


Natürlich habt ihr es längst erraten, dass mit P. Peru gemeint ist. Was sonst? Die Fendy war entzückt:
„Im Land unserer Vorfahren! Wir sind im Land unserer Vorfahren!‟, hat sie geschrien.
Als ob die sich noch um ihre Urgroßeltern im piefigen Urwald kümmern würde. Dort ist es ihr doch längst nicht mehr schick genug. Jetzt klimperte sie mit der Kette ihrer rosa Gucci-Tasche und machte dem Lütten Bonaparte hübsche Augen, denn er sollte sie (und bei der Gelegenheit auch mich) in den Nacken nehmen und zum Gate 4 tragen. Früher hat das ja der Karlsson gemacht, das Taxi für die VIP-Mitreisenden, aber seitdem er behauptet, zu den alten weisen Männern zu gehören und daher nicht mehr dafür verantwortlich zu sein, mussten wir uns anderweitig behelfen. Auch aus diesem Grund war es eine gute Idee, den Lehrling mitzunehmen. Er sollte sich gleich mit seinen  Verpflichtungen vertraut machen.

Die Luna, der Pit, der Karlsson und die Cora latschten hinterher, einmal im Gänsemarsch durch die Flughafenhalle. Ich sage es nicht gern, aber in Mickys weichem langen Fell zu sitzen und sich dort gut festhalten zu können, bedeutete mindestens zwei Pluspunkte gegenüber dem Karlsson. In seinen Locken bin ich nämlich dauernd mit den Krallen hängengeblieben und dann hat mich der Kerl ständig angeranzt, ich soll nicht so rumzappeln, das würde ziepen. Dem Lütten Bonaparte hingegen war alles recht. Er hatte sich obendrein sogar alle Rücksäcke, Taschen und Pits Proviantbeutel umhängen lassen und lief trotzdem gerade und ruhig wie ein sanft massierendes Sofa. Herrlich.
„Na, dann is' ja gut‟, hat der Karlsson gesagt.
Hörte ich da ein wenig Schnippigkeit heraus? 
 
Nach eineinhalb Stunden landeten wir in Cusco. Die Stadt ist kleiner als Hannover (ca. 430.000 Einwohner mit Ballungsraum). Der Stadtkern erscheint in historischem Glanz mit hübschen Häusern und engen Gassen aus der Kolonialzeit. Eine Universität gibt es dort und einen Erzbischof. 1983 ist die Stadt in die Liste der UNESCO-Welterbenstädte aufgenommen worden. Noch früher war Cusco die Hauptstadt des Inkareichs. Man merkte an der Luft, dass man sich 3400 Meter hoch befand.
„Mir puckern die Schläfen‟, hat der Lütte Bonaparte gejammert.
Er klang irritiert.
„Das liegt bestimmt daran, dass ihm ein blauer Klotz im Nacken sitzt‟, hat der Karlsson gegrinst.
Falsch! Das Kind war nur unerfahren. Wir andern (außer der Luna) sind ja immerhin schon mal im Himalaya gewesen. Da weiß man, was einem in der Höhe erwartet. Von dem Neuling konnte man das natürlich noch nicht verlangen.
„Im Hotelzimmer gebe ich dir einen Kindersaft‟, hat die Cora ihn beruhigt.
Und der Pit hat hinzugefügt:
„Oder du nimmst dir eine Hähnchenkeule aus dem Proviantbeutel. Oder einen Schokokeks.‟
Bei dem lassen sich nach wie vor alle Probleme mit Essen lösen. Bewundernswert, diese simple Philosophie.
 
Wenigstens war es gerade Trockenzeit, als wir im Juli dort waren, sonst hätte es womöglich dauernd geregnet. Mit 20 Grad fiel die Temperatur sehr angenehm aus, vor allem weil wir uns ja viel anschauen wollten.

„Wow!‟, entfuhr es dem Lütten, als wir die Tür zum Hotelzimmer aufgeschlossen hatten.
Was hatte er denn gedacht? Dass wir in Etagenbetten nächtigen wie auf dem Jakobsweg? Mit Fremden zusammengepfercht? Die Luna lächelte breit, weil sie es doch war, die das Hotel ausgesucht hatte. Die Begeisterung des Lütten schmeichelte ihr sichtlich.
„Ja, das Bett ist bestimmt superbequem‟, wusste sie zu bestätigen.
Oh, das hätte sie nicht sagen sollen. Als hätte er nur darauf gewartet, ist der Lütte mit einem Satz und einem lauten „Juchhu!‟ auf die Laken gesprungen und ist darauf herumgehopst wie auf einem Trampolin. Und das war ziemlich dämlich angesichts der Bepackung, die der Lütte noch immer bei sich trug. Erst mal ist die Fendy im hohen Bogen aus seinem Nacken geschleudert worden und gegenüber auf das Sideboard geklatscht, mich hat's gleichzeitig in Richtung Fenster katapultiert, wobei ich aber noch rechtzeitig vorm Aufprall die Flügel ausbreiten und mich abdämpfen konnte, und schließlich machte es „Bong‟, dann „Aua!‟ und zu guter Letzt setzte ein herzzerreißendes Jaulen ein, das jedes Löwenrudel augenblicklich in die Flucht geschlagen hätte, wenn denn eins vor Ort gewesen wäre. 
 
 
Ich fand unser Hotelzimmer sehr gemütlich


Mit Schmackes hatte sich der Lütte Coras Kamera an die Birne gehauen. Er hatte sie ja noch immer um den Hals hängen. Wir eilten zur Erstversorgung. Der Karlsson und der Pit wurstelten die Rucksäcke aus dem Fell („Da! Deine Collegetasche!‟ - bums, landete sie krachend vor Lunas Füßen) und die Cora ging sofort los, um in der Hotelküche Eiswürfel zu besorgen. Ohne lästige Henkel und Gurte konnte der Verunfallte nun näher untersucht werden. An der Schläfe quoll eine dicke Beule hervor. Sie war offenbar noch nicht fertig. Mir kam es so vor, als würde sie weiterwachsen.
„Wenn's an der Stirn wäre, könntest du jetzt als Einhorn gehen‟, hat die Fendy gemeint.
Wahrscheinlich war es als Kompliment gedacht, aber durch das laute Aufschlucken konnte es der Lütte sowieso nicht hören.

So was Blödes aber auch. Gerade waren wir angekommen, wir hätten nur unser Gepäck abstellen wollen und wären gleich wieder losgezogen, um uns Cusco anzuschauen, aber nein, unser Lehrling entschied sich dazu, hier den Drama-King zu geben.
„Na, na‟, wurde ich von der Luna getadelt. „Du warst auch mal klein und doof.‟
Weiter hinten hörte ich jemanden kichern:
„Wieso war?‟
Es war eine männliche Stimme, so viel war klar, und ich habe kurz überlegt, ob ich mich blitzschnell umdrehen und dem Spaßvogel mit einem gezielten Kung-Fu-Schritt zwischen die Augen treffen sollte. Ich hab's aber gelassen, weil der Lütte jetzt mit dem Schwanz wedelte und mich sein Schrubber fast vom Bett gefegt hätte.

Inzwischen war die Cora mit dem Eis zurück. Kurzerhand habe ich Pits Proviantbeutel auf den Boden ausgeschüttet und die Eiswürfel hineingefüllt. Waffeln, Kekse, Lakritzschnecken, zwei matschige Apfelsinen und besagte Hähnchenkeulen rauschten zu Boden.
„Hey!‟, hat sich der Ringelplüsch beschwert.
„Brauchen wir für die Krankenstation.‟
Mit dem Beutel (Baumwolle) an der Schläfe und leise winselnd ist der Lütte irgendwann auf dem Bett eingenickt. Na, endlich. Eine Baustelle weniger. Aber so konnten wir nicht rausgehen. Jemand musste beim Invaliden bleiben. Ich fand die Lösung, die die Luna vorgeschlagen hat, wirklich gut: Wir haben eine Reihumbetreuung organisiert. Während immer fünf von uns in der Stadt unterwegs waren, blieb einer beim Lütten, wobei derjenige nach jeweils einer Stunde abgelöst wurde. Wenn wir uns nicht zu weit vom Hotel entfernten, sollte es problemlos möglich sein für jeden der frisch entlassenen Pfleger, dass er uns rasch finden würde. Die Cora machte den Anfang.

Wir andern kehrten erst mal in einer Eisdiele ein.
„Hu, das habe ich jetzt gebraucht‟, hat die Fendy geseufzt, als sie den Eisbecher leergelöffelt hatte.
Anschließend ging es im lockeren Touristentempo durch die Straßen. Manche Gassen waren sehr eng, andere Plätze großzügig. 
 
 
Cusco: hier ländlich


... hier städtisch


Eine kleine Kirche haben wir besichtigt, als der Pit sich gerade auf dem Weg zu seiner Schicht befand, den Karlsson abzulösen, und die Cora bereits nachgerückt war. Gott sei Dank, denn so musste ich ihn nicht im Auge behalten, dass er womöglich das Popeln anfinge. Ich will schwer hoffen, dass er diese Unart bei seinem pädagogischen Konzept zur Nachwuchsschulung geflissentlich auslässt, denn man muss ja nicht alles der Nachwelt übergeben. Popeln gehört ganz sicher zu den Skills, die niemand braucht.

Als wär's abgesprochen gewesen, weilte dann gerade ich am Krankenbett, als die andern (mit dem Pit zusammen) die Hauptkirche Catedral Basílica de la Virgen de la Asunción (so heißt sie) von 1654 besichtigten, und zwar nicht nur von außen. Ich dankte allen Göttern auf den Knien, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen war. So hätte es nicht meine Schuld sein können, wenn Peru jetzt um eine Touristenattraktion ärmer und um eine Ruine reicher wäre. Doch die Luna kam pünktlich, um mich abzulösen, und sie sagte nichts von irgendwelchen unvorhergesehen Ereignissen und so nehme ich an, dass besagte Kirche noch steht. 
 
 
Das ist die Kirche, die so viel Glück hatte


Den Weg zurück zu den andern bin ich geflogen. Die Luna hatte mir eine Beschreibung gegeben, wohin ich mich ungefähr zu wenden hätte. Es dauerte auch nicht lange, da entdeckte ich unter mir die andern in einem Straßencafé sitzen. Eine Kellnerin brachte Törtchen und Tee. Das Schöne an unserer Reisetruppe ist, dass sie immer und überall aus der Masse heraussticht, egal wie voll es sein sollte. Ich wundere mich sowieso, warum nicht mehr Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel und meinetwegen Gnus, Ameisenbären und Salamander unterwegs sind. Haben die keine Lust zum Verreisen? Aber vielleicht ändert sich das ja bald, wenn erst mal die Luna mit ihren Touristikkenntnissen auf dem Markt ist.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Dem Lütten Bonaparte ging es gut. Er schlief noch immer. Während keiner einzigen Schicht in den sechs Stunden, die wir außer Haus waren, war er einmal wach. Gut so. Brav. Wenigstens das.

Als es Zeit zum Abendessen wurde, sind wir zum Hotel zurückgekehrt. Da machte die Fendy gerade Krankendienst. Durch den Krach und das unnötige Rascheln von Pits Provianttüte ist natürlich prompt der Lütte aufgewacht. Halt ... Moment mal! Pits Proviantbeutel? Wo hatte er den her? Seiner lag doch, soweit ich mich erinnere, mit Eiswürfeln gefüllt auf Bonapartes Schläfe, oder etwa nicht? Korrekt. Aaaaaber mit einer eigenen Provianttüte war der Pit eindeutig soeben durch die Hotelzimmertür gekommen. Das hatte ich genau gesehen. Ich will mal stark annehmen – im Interesse der Logik und der Naturgesetze –, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass in der Zeit, als ich abwesend war, ein entsprechendes Geschäft aufgesucht und besagter Beutel gekauft worden war. Daran wollte ich glauben und daran hielt ich fest. Noch mehr Erschütterung konnte ich nämlich nicht gebrauchen. So schön der Spaziergang durch Cusco auch gewesen war, so sehr hatte ich mich über den Karlsson geärgert, weil er allen Ernstes behauptet hatte, mehr als die Fendy könne er nicht auf einmal tragen, da ich zu dick sei und er zu schwach für den Schwertransport. Das war ja wohl die Höhe! Ich habe Idealgewicht! Am Ende musste ich auf Pits Nacken Platz nehmen. Dabei ist der Karlsson immer seitlich an uns vorbeigezogen wie ein Piratenschiff, das sich zum Entern klarmacht, und die Fendy hat bräsig auf mich herabgeschaut und „Na, wie ist der Staub dort unten?‟ gefragt.

So, und jetzt war der Lütte aufgewacht und trampelte mir auf den Nerven herum. Sofort hat er wieder das Jammern gekriegt. Ihm täte die Beule weh, er habe Durst, er habe Hunger. Zugegebenermaßen ragte sein Kopf etwas unförmig zur Seite. Der Begriff „Eierkopp‟ stand im Raum. Allerdings möchte ich klarstellen, dass ich ihn weder erfunden hatte noch dass er von mir ausgesprochen wurde. Die Luna hat leichte Kost aus dem Hotel-Restaurant geordert.
„Was ist das denn?‟ hat der Lütte gefragt und misstrauisch in den Teller geschnüffelt.
„Iss nur. Hühnersuppe ist gut bei Krankheit‟, hat die Cora behauptet.
Okay, wir haben ihm zwei Würstchen reinschnibbeln lassen. Außerdem gab's zum Nachtisch einen Griespudding. Verhungert ist der Lütte also keineswegs.

Während die Cora bei ihm blieb (bei einem Gemüsespieß nach Art des Hauses), haben wir andern nebenan in einer Tapas-Bar Platz genommen. Aber wenn jemand denkt, dass es mit den Unannehmlichkeiten hier zu Ende gewesen wäre, der irrt. Nebenan am Tisch wurde nämlich gerade eine dampfende Portion Grillfleisch serviert. Sofort kriegten der Karlsson und der Pit große Augen. Genau das wollten sie auch haben. Aber was war das für Zeug und wie bestellte man es? Deswegen musste die Luna mit ihren Spanischkenntnissen einspringen. Nachdem sie eine Weile mit dem Ober debattiert hatte, drehte sie sich zu uns um und meinte, nee, das sollten wir mal besser lassen, das würden der Pit und der Karlsson ganz bestimmt nicht essen wollen. Wieso? Lange hat die Luna herumgedruckst. Sie wollte und wollte nicht mit der Sprache herausrücken. Erst als der Ober wiederkam und endlich wissen wollte, für was wir uns entschieden hätten, verzog sie den Mund und hauchte angewidert:
„Das ist gegrilltes Meerschweinchen.‟
Der Fendy klappte der Kinnladen runter.
 
Später haben wir erfahren, dass man in Peru nichts dabei findet. Es gehört zur traditionellen Küche. Aber, hey, wenn man ein Kaninchen dabei hat, dann verzichtet man natürlich auf Dinge, die eine gewisse Verwandtschaft aufweisen. Immerhin wohnen bei uns in Deutschland Kaninchen und Meerschweinchen oft zusammen. Das verpflichtet. Der Pit hat nur die Achseln gezuckt und eine Salami-Pizza bestellt. Der Karlsson hat es ihm nachgemacht. Wir andern haben uns eine Pizza mit Mais und Brokkoli geteilt. Es hat gut geschmeckt, aber die Stimmung war irgendwie hin. Jeder kaute nur schweigend und glotze dabei auf seinen Teller. 
 
Als wir zurück auf dem Hotelzimmer waren, sind wir gleich schlafen gegangen. Die Luna hat noch schnell ihre Studiennotizen in ihr Collegeheft geschrieben, während wir andern schon im Bett lagen. Ich war hundemüde. Dass im Fernsehen noch leise eine Telenovela lief und flackernde Lichtstreifen durchs dunkle Zimmer schickte, habe ich noch mitgekriegt, auch dass der Lütte Bonaparte nun hellwach war, nachdem er den ganzen Nachmittag verschlafen hatte, und jetzt auf der Suche nach Ansprache und Unterhaltung auf dem Bett herumwühlte und damit alle Umliegenden in Vibration brachte, doch wie dieses Problem gelöst wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich sowieso separat neben der Cora und der Fendy auf einem der Kissen saß und bald eingeschlafen war.

In der Nacht bin ich noch einmal aufgewacht. Ich hatte schlecht geträumt. Gegrillte Meerschweinchen hatten sich zu einem Marsch auf Cusco zusammengerottet. Sie trugen Transparente mit „Pfui‟, „Wir sind die Zukunft‟ und „Fresst doch mal was Blaues‟. Mir klebte die Zunge am Gaumen. Um mich herum war alles ruhig (abgesehen von der Cora, die schnarchte). Das Bett war großzügig belegt mit ausgestreckten Vierbeinern, doch im Schein des Nachtlichts einen Border Collie konnte ich nirgends entdecken. Den Lütten habe ich schließlich unterm Bett gefunden. Er lag dort und tippte auf dem Smartphone herum. Also kein Nachtlicht, sondern Display. War es zu glauben? So eine Unverfrorenheit! Hatte ich nicht allen gesagt, dass sie um Gottes Willen ihre Handys zu Hause lassen sollten, wenn wir verreisten? Wir wollten uns schließlich entspannen und nicht dauernd von unsern Menschen überwacht werden.
„Her damit!‟, habe ich so leise wie möglich gebrüllt.
Da er nicht bemerkt hatte, wie ich mich kopfüber die Bettkante herabbeugte, ist der Lütte vor Schreck zusammengezuckt. Das Smartphone habe ich konfisziert. Es blieb fortan in meinem Rucksack. Auf dem Bildschirm konnte ich lesen, was der Lütte gerade geschrieben hatte:
„Liebe Tante Polly, alle sind gemein zu mir, sogar Coras Kamera.‟
Aber hallo, so ging's ja nun nicht, hier Lügen zu verbreiten. Dem musste sofort Einhalt geboten werden. Die Mail wurde natürlich gelöscht. Der Lütte zog einen Flunsch. Ich habe ihn zurück ins Bett geschickt und mich auch wieder aufs Kissen gesetzt. Noch mal sind die gegrillten Demonstranten nicht erschienen, Gott sei Dank.

Am nächsten Morgen habe ich inständig gehofft, dass es mit den Verzögerungen nun vorbei sei und wir endlich ungestört unser geplantes Programm in Angriff nehmen könnten. Auf Lehrlingsbetreuung hatte ich keine Lust mehr. Jedenfalls hatte der Lütte beim Frühstück ordentlich zugelangt, zwei Omelettes gefuttert und drei Marmeladenbrötchen, und stand nun mit uns andern vor der Tür, um Lunas Anweisungen entgegenzunehmen. Die Beule war natürlich immer noch da, aber seine Zunge hing erwartungsvoll wippend heraus.
„Jetzt wird marschiert‟, hat die Cora zu ihm gesagt. „Unterwegs will ich kein Gemecker hören.‟
Sie trug die Digicam vorm Bauch, denn die Cora war wieder ganz offiziell zur Dokumentation der Reiseergebnisse eingeteilt. Die Fotos sollten später in Lunas Semesterbericht geklebt werden. Der Pit hatte seinen Proviantbeutel (jetzt wieder den aus Baumwolle) mit dem halben Frühstücksbüfett aus dem Hotel bestückt und zeigte dem Karlsson gerade, dass auch kalter Braten dabei sei. Von Meerschweinchen, egal in welcher Form, war fortan keine Rede mehr. Zwar hatte die Fendy ihre rosa Gucci-Tasche im Hotel gelassen, doch dafür trug sie jetzt ihren leeren Reiserucksack auf dem Buckel.
„Was willst du denn damit?‟, habe ich gefragt.
„Falls es was Interessantes zu kaufen gibt‟, hat sie geantwortet.
„Inkaskulpturen?‟
„Nee, CDs.‟
„Was?‟
„Ja, Andenmusik. „El condor passa‟ oder so was. Wir sitzen hier doch an der Quelle.‟
Ich wusste gar nicht, dass sie sich dafür interessiert. Wenn wir in Hannover einkaufen gingen und in der Innenstadt an einer Musikgruppe mit Flöten und bunten Ponchos vorbeikamen, ist sie nie stehengeblieben. Aber egal, die Hauptsache war, dass man zu dem Pan-Getüdele und dem Getrommele nicht mitsingen kann. Das allein macht mir diese Musik sehr sympathisch.

Nun stieß die Luna dazu. Sie kam aus dem Hotelbüro und hielt einen Reiseführer in der Hand. Vor uns bremste ein Taxi. War das für uns? Ja, wir würden jetzt zu den Salineras de Maras fahren. Die lägen hier ganz in der Nähe und seien am besten mit dem Taxi zu erreichen. Wir quetschten uns auf die Sitze. Das letzte Mal, dass ich mich erinnere, dass es so eng war, muss gewesen sein, als die Polly dabei war. Es dauerte eine Weile, bis wir den Bonaparte so zusammengedrückt hatten, dass er weder mit dem Kopf an die Decke stieß noch die halbe Rückbank einnahm.
„Uff‟, hat er gestöhnt.
Es half ja nun alles nichts. Er musste sich daran gewöhnen.

Dieses Salineras de Maras ist eine bizarre Landschaft aus weißen Terrassen, die in Felder eingeteilt sind. Es sollen über 4000 sein. Das Weiße ist Steinsalz, so wie es im Wort Salineras enthalten ist. Schon die Inkas haben es hier abgebaut und noch heute bestreiten die Bauern der Umgebung ihren Lebensunterhalt damit. Jetzt in der Trockenzeit im Juli war das Wasser verdunstet. Dadurch entstand eine Salzkruste und die konnte abgetragen werden. Aus Steinsalz macht man Speisesalz, aber vor allem wird es in der Industrie gebraucht, zum Beispiel zur Gewinnung von Chlor.
 
 
Viel Salz für das Pausenbrötchen


Mit Maschinen kommt man hier nicht weit


Da die Anlage sehr weitläufig war und wir uns ein bisschen umschauen wollten, kam der Karlsson zu mir. Ob ich bei ihm aufsitzen wolle, hat er mich gefragt. Gern würde er mich wieder tragen, das gestern sei ja nur Spaß gewesen. Aha? Nur Spaß? Na, das war ja niedlich. Da müsste ich mir aber schwer überlegen, ob meine verletzten Gefühle so ein plumpes Einlenken zuließen. Ich bat mir Bedenkzeit aus. Später fiel mir ein, dass es bestimmt besser wäre, wenn man dem Pit mehr Gengelegenheit gäbe, seine Geheimnisse ungestört an den Lütten Bonaparte weiterzugeben, denn wenn ich dauernd dabei wäre, weil mich der Lütte tragen müsste, dann könnte die praktische Unterweisung vor Ort womöglich darunter leiden und das wollte ja keiner. Also bin ich zum Karlsson gegangen und habe so großzügig wie möglich gesagt:
„Gut, du darfst mich tragen.‟
Die Fendy habe ich gleich mitgezogen. Die saß schon fast auf dem Lütten drauf.
„Hey‟, hat sie gemeckert.
„Hier entlang.‟
Wenn man erst mal das seidige Fell eines Border Collies zu schätzen gelernt hat, dann sind Terrierlocken ein Abstieg. Doch auf was verzichtet man nicht alles zum Segen einer gelungenen Lehrlingsausbildung?

Ich muss schon sagen, diese Salzterrassen waren eine imposante Angelegenheit, allerdings wenig tagesfüllend. Es wurde schnell langweilig. Alles sah gleich aus. Leider hatte die Luna dies bei der Planung nicht ausreichend bedacht.
„Wann kommt denn das Taxi uns abholen?‟, hat die Cora gefragt.
Die Stunden, die wir noch warten mussten, bis das bestellte Taxi käme, haben wir dazu genutzt, um auf einer der oberen Terrassen, auf denen kein Salz abgebaut wurde, ein Picknick abzuhalten. Wir ließen uns auf dem braunen Fels nieder. Der Pit gestattete einen Blick in seine zusammengeklaubten Schätze.
„Will jemand Käsesandwich?‟
Sogar Möhrchen waren dabei, sehr zur Freude der Luna. Natürlich kriegte der Karlsson ein Stück von besagtem Braten, der Lütte aß Würstchen, der Pit eine Art Hühnergulasch mit Tortillas und wir drei Vögel taten uns am Obst gütlich: frischer Ananas und Bananen. Danach hieß es warten und warten und warten. Wir saßen dort oben auf dem Hang und schauten auf die Touristen hinab, die in immer neuer Konstellation um die Salzfelder wanderten.
„Boah, ist das öde‟, hat die Fendy uns allen aus der Seele gesprochen.
Manchmal hat der Lütte mit der Vorderpfote einzelne Weintrauben heruntergekickt. Dann hopsten sie gummiartig über den Fels, bis sie aufplatzten und in einen der Salzfelder segelten.

Am Nachmittag waren wir wieder im Hotel.
„Ich brauch jetzt einen Absacker‟, hat der Karlsson gestöhnt.
Ich bin mitgegangen, der Pit auch. Geschlossene Gesellschaft, nur Männer. Den Lütten haben wir bei den Weibern gelassen. Als wir zurückkamen, hatte das Hotelrestaurant schon geschlossen und die andern lagen bereits im Bett. Huch, hatten wir etwa das Abendessen verpasst?
„Bäh, ihr mieft nach Fusel‟, hat sich die Fendy beschwert, als sich der Pit und der Karlsson schwerfällig einen Schlafplatz auf dem Bett freischaufeln wollten.
Die Luna spritzte quiekend zur Seite.
„Nee, nicht Fusel‟, habe ich aufgeklärt. „Tequila!‟
Ich musste auf der Sofalehne schlafen. Als ich nachts aufs Klo ging, konnte ich sehen, dass der Karlsson und der Pit auch auf dem Sofa lagen. Sicher war es dieser ungesunden Haltung zu verdanken, dass sie beide am andern Morgen über dröhnende Kopfschmerzen klagten. Die Cora verteilte Sprudeltabletten und die Luna verkündete schon mal das Programm für den Tag. Aber warum schrie sie so? Ich bin doch nicht taub.
„Kriegt man immer überall lila Flecken, wenn man sich besäuft?‟, hat mich der Lütte gefragt.

An die Fahrt mit dem Bus kann ich mich kaum erinnern. Ich hatte keine Lust rauszugucken. Alles war laut und grell. Es hieß, wir seien auf dem Weg zum Heiligen Tal der Inka. So viel weiß ich noch: Es handelte sich um einen weitläufigen Streifen sehr bergiger Landschaft (Anden eben, nicht wahr?), der sich nördlich von Cusco entlangzog. Eigentlich gehörten die Salineras, bei denen wir gestern schon waren, auch dazu, aber jetzt wollte die Luna, dass wir Inka-Ruinen besichtigten.

Sehr lange fuhr der Bus nicht, Gott sei Dank. Dann durften wir aussteigen. Der Karlsson schleppte sich sogleich unter einen Baum neben der Haltestelle und schmiss sich in den Schatten.
„Halleluja‟, hat er geseufzt. „Endlich hört das Geschunkel auf.‟
Ich habe mich dazugesetzt.  
„Wollt ihr da hocken bleiben?‟, hat die Luna etwas pikiert gefragt.
„Ja, warum nicht?‟
Jetzt saß auch der Pit neben uns. Er verteilte weitere Sprudeltabletten und ließ die Wasserflasche rumgehen. Die Cora schüttelte den Kopf. Der Lütte Bonaparte schaute irritiert. Sollte er sich zu uns, seinen männlichen Vorbildern, setzen oder mit den Weibern losziehen, um die unfassbar interessanten Steinstufen mit dem exklusiven Rasenbelag zu begutachten? Man sah ihm den inneren Konflikt an, sein Blick ging immer hin und her zwischen uns und dem Ruinendings, von dem ich bis heute nicht weiß, was es darstellen sollte. Irgendwann zuckte die Luna die Achseln und zog los mit der Cora und der Fendy. Der Lütte dackelte hinterher, nachdem die Luna ihn mit einer energischen Kopfbewegung zum Folgen aufgefordert hatte.
 
Wir drei machten es uns bequem. Von Weitem konnten wir sehen, wie die Luna mit Schmackes Anlauf nahm und seitlich eine der steilen Stufen emporsprang. Bei waagerechtem Untergrund wäre es ein halber Fosbury-Flop gewesen. Alle Achtung, große Leistung. Der Karlsson klatschte Beifall. Dort auf dem ersten Plateau stand die Luna auf den Hinterpfoten und zeichnete mit ausladenden Armbewegungen Kreise in Richtung Gipfel, als offenbarte sie eine goldene Vision. Dann deutete sie nach links und nach rechts und schien einen Vortrag zu halten, dem die andern neben ihr mehr oder weniger bewegungslos lauschten. Das ging eine Weile so. Bald kamen Schafe angetrabt und auch ein Guanako. Die hatten vorher einfach so herumgegrast auf den Stufen, doch jetzt wollten sie offenbar auch wissen, was die Luna zu erzählen hatte. Plötzlich aber – hihihi – stoben die ungebetenen Zuhörer auseinander und rannten das Plateau entlang, bis auf das Guanako, das stehenblieb. Ursache dafür war der Lütte Bonaparte, der sich unvermittelt mit den Vorderpfoten auf den Boden gelegt hatte (Hintern hoch), um zu zeigen, dass er jetzt mit den Schafen eine Runde Toben einzulegen gedachte. Leider hatte man ihn wohl nicht recht verstanden, und so blieb der Lütte sichtlich ratlos zurück. Obendrein wurde er von dem Guanako angespuckt, das offenbar die Ehre seiner Mitbewohner zu verteidigen suchte. Oh, wir hatten Spaß unter unserm Baum.
„Hui, das ging voll ins Auge‟, hat der Pit sehr richtig bemerkt.

Nun kam die Luna abgehoppelt und wischte dem Lütten mit einem Taschentuch im Gesicht herum. Von der Fendy konnte ich auf die Entfernung nichts erkennen, weil sie zu popelig war. Nur ihr roter Rucksack leuchtete über dem Lütten wie ein Wetterballon. Später ist die Cora noch mal allein losgezogen mit der Digicam, um Fotos zu machen. Die andern standen währenddessen stumm herum und warteten geduldig. Interesse an geschichtlichen Vorträgen über Inkas und andere wissenswerte Details hatte zu diesem Zeitpunkt offenbar niemand mehr. Kann man verstehen, genug ist halt genug.

Als die vier zurückkamen, wurden wir aufgefordert, in den wartenden Bus zu steigen.
„War's schön?‟, hat der Karlsson gefragt.
Schweigen.
Blöd, nun ging das Geschaukele wieder los. In einem Dorf hielten wir an. Hier war gerade Markt, ein buntes Treiben und sicher sehenswert, zumindest für Gesunde.
„Tja, so was kommt von so was‟, hat die Fendy spitz bemerkt.
Dabei soll Tequila doch so bekömmlich sein, hatte ich vorher gelesen, gerade was die Konstitution am andern Tag betrifft. 
 
 
Ist das ein Guanako oder ein Alpaka? Ich kenne mich da nicht aus

 
Leider ist die Luna vorneweg gerannt in einem Tempo, als hätten wir es eilig. So was kannten wir sonst nur von der Polly. Wir hatten Mühe zu folgen, ich auf dem Karlsson, die Cora und die Fendy auf dem Lütten und der Pit mit seiner nun leeren Provianttüte hinterher. Dabei mussten wir allerlei Einheimische und auch ein paar Touristen umschiffen, um nicht mit ihnen zusammenzustoßen. Plötzlich blieb die Luna stehen.
„Aha!‟ hat sie gerufen.
Fast hätte es einen Auffahrunfall mit dem Lütten gegeben. Er konnte gerade noch bremsen. In einem Ruck schob es die Cora und die Fendy nach vorn.
„Pass doch auf!‟, wurde das Hindernis angeschnauzt.
An hohen Ständern hingen Unmengen von knallbunten Wollschlaufen, für jeden Geschmack was dabei. Sofort begann die Luna mit einer Verkäuferin zu diskutieren, natürlich auf Spanisch. Verstehen konnten wir nichts, aber „E-Mail‟ haben wir verstanden und „International Trade‟. Ach so, jetzt dämmerte es mir. Die Luna war auf der Suche nach neuen Märkten für Eriks Push-Pullover.
„Pass mal auf‟, hat der Karlsson mir zugeraunt. „Gleich müssen wir Einkaufstüten schleppen.‟
 
 
Ein bisschen wenig Blau, oder täuscht das?

 
Dazu kam es aber nicht, weil die Luna (wie uns jetzt klar wurde) eher an einer dauerhaften Importmöglichkeit interessiert war, als einmalig Wolle mitzunehmen. Schon weniger elanvoll als anfangs zückte sie eine von Eriks Visitenkarten. Die Verkäuferin glotze ungläubig darauf. Mit dem Wort „Alemania‟ konnte sie nicht viel anfangen und offensichtlich auch nicht mit den Handelswegen, die die Luna ihr offerierte. Schließlich drehte sich die Luna einmal kurz nickend um und dampfte ab. Wir hinterher.
„Hat's nicht geklappt?‟, hat sich die Cora erkundigt.
„Nee‟, kam es genervt zurück. „Die haben hier kein Internet, nicht mal 'ne Post, um Pakete aufzugeben.‟
Damit war das Thema erledigt. Armer Erik. Die tolle Alpakawolle wäre sicher perfekt gewesen für seine Ansprüche. Aber was nicht ist, ist eben nicht. Das musste auch die Fendy einsehen, als sich kein Verkaufsstand mit Anden-CDs fand. Ihren Rucksack hat sie fortan wieder im Hotel gelassen.

Zum Mittagessen haben die Mädels gekochte Maiskolben aus einem Straßenwagen gegessen. Weil die Dinger für Hunde schwer abzupulen sind, kriegte der Lütte was Frittiertes aus dem großen Bottich. Ich hatte keinen Hunger, der Karlsson ebenfalls nicht, auch der Pit nicht (und das will was heißen). Nie wieder würde ich was essen, hatte ich mir insgeheim geschworen.

Dass wir bald darauf wieder im Bus saßen, empfand ich als Wohltat: nur nicht mehr in der Hölle herumlaufen müssen. An das Geschunkele hatte man sich inzwischen irgendwie gewöhnt. Trotzdem war unser Männer-Trio nach wie vor nicht an der Besichtigung von Inka-Ruinen interessiert. Wo wir nun gelandet waren, kann ich daher bis heute nicht sagen. Jedenfalls waren wieder Terrassen vorhanden, nur diesmal nicht so steile und im sanften Rund angelegt. Die Mädels und der Lütte zogen wieder los zur näheren Erkundigung, während der Pit, der Karlsson und ich uns in der Nähe der Haltestelle ins Gras fallen ließen.
„Hier gehe ich nicht wieder weg‟, hat der Karlsson gestöhnt. 
 
 
Dazu kann ich nichts sagen


Wie wir nach Hause gekommen sind den ganzen weiten Weg im Bus zurück – ohne Pause –, will ich an dieser Stelle nicht genauer beschreiben. Dafür gibt es sowieso keine Worte. Der Pit, der Karlsson und ich sind ohne Umschweife ins Bett gegangen. Herrlich, diese Ruhe, herrlich dieser Stillstand! Wie wir später erfuhren, sind die Mädels mit dem Lütten nach dem Abendessen in die Stadt gegangen, um sich Cusco bei Nacht anzuschauen. Weil er mit durfte beim Erwachsenenprogramm und nicht etwa zu uns ins Bett geschickt worden war, hatte sich der Lütte unaufgefordert als Bewacher zur Verfügung gestellt. Okay, Border Collies halten eher Schafherden beisammen, aber wenn man zufällig als einziger männlicher Teilnehmer übrigbleibt, dann ist es schon aufwertend, wenn man eine Amazonenhenne, eine Mickeltussi und eine Hoppeltante bewachen darf. Leider nur war gerade kein Überfall oder dergleichen zu beklagen, so dass der Lütte nicht zeigen durfte, wie böse er bellen und wie gefährlich er zuschnappen konnte. Stattdessen hat er allen (wie uns die Cora am nächsten Tag erzählte) galant die Tür zu der Straßenbar aufgehalten, wo man eine Cola trank. Na ja, wird schon werden, Kleiner. Die Security-Branche hat ihre eigenen Tricks und von Büro-Lehrlingen kann man nicht erwarten, dass sie die kennen.
 
 
Cusco: auch in der Nacht sehenswert


Am nächsten Morgen fühlte ich mich frisch, hungrig und energiegeladen. Von der Krankheit des Vortages keine Spur mehr. Die ungestörte Nachtruhe hatte Wunder gewirkt. Auch der Karlsson langte am Frühstückstisch ordentlich zu. Der Pit arbeitete bereits. Er hatte den Lütten unter seine Fittiche genommen, um ihm das erste Mal allein ein Potpourri aus dem Büfett zusammenstellen zu lassen. Damit war natürlich Proviant gemeint, also das widerrechtliche Mitnehmen von Speisen, die zum sofortigen Verzehr gedacht waren. Dafür hatte der Pit dem Lütten sogar einen eigenen Proviantbeutel überreicht. Man konnte die beiden beobachten, wie sie um die Auslagen mit dem Braten, dem Brot und dem Obst herumschlichen, der Lütte vorneweg, der Meister mit Argusaugen hinterher.

„Wohin geht's heute?‟, hat die Fendy mit vollem Mund gefragt.
Oh Gott, bloß nicht wieder zu irgendwelchen Inka-Ruinen.
„Nein‟, hat die Luna Entwarnung gegeben. „Wir werden uns interessante Felsformationen anschauen.‟
Der Ort hieß Vinicunca und lag südöstlich von Cusco. Gefahren wurde wieder mit dem Bus.
 
Eigentlich fand ich das Geschaukel ganz angenehm, irgendwie entspannend. Neben mir saß der Karlsson und stierte die ganze Zeit aus dem Fenster, so als sei er gerade erst in Peru angekommen und hätte noch nichts von der Landschaft mitgekriegt. Auf dem andern Sitz neben dem Gang war gerade der Pit dabei, die Ausbeute des Lütten vom Büfett zu überprüfen. Bonapartes Beutel wurde feierlich geöffnet. Zum Vorschein kamen ein Stapel Servietten, ein paar Zahnstocher, eine einzelne Scheibe Toastbrot und eine halbe Limette. Immerhin. Der Pit guckte blöd.
„Das müssen wir noch üben‟, hat er streng festgestellt.
Der Lütte heulte.
„Na na, wer wird denn gleich verzweifeln?‟, habe ich ihn getröstet. „Das nächste Mal organisierst du ein halbes Brathuhn. Du sollst mal sehen, damit wirst du uns alle in Staunen versetzen.‟
Die Beule war übrigens schon kleiner geworden. Sein Gesicht machte jetzt nur noch den Anschein, als hielte er ständig einen Kartoffelknödel im Mundwinkel fest. Farblich hatte sich dagegen nicht verändert. Schwarzweiß war und blieb die erste Farbe der Wahl.

Apropos Farbe. Wir staunten nicht schlecht, als wir in Vinicunca ankamen. Ich hatte mit Braun und Grün gerechnet, allenfalls mit ein paar bunten Blumensprenkeln dazwischen, aber das hier war ja wohl ... oha! Eine karge Landschaft aus roten, orange- und beigefarbenen bis hin zu lindgrün gestreiften Bergen tat sich vor uns auf. Mich erinnerte es an eine angeschnittene Torte, an der die einzelnen Farbschichten sichtbar wurden. Nicht von ungefähr hieß die Landschaft auch Regenbogenberg.
„Es sollen bis zu sieben verschiedene Farben sein‟, hat die Luna aus dem Reiseführer vorgelesen.
Toll, und woher kommt so was?
„Das sind Sedimentablagerungen. Sie wurden von der Plattentektonik nach oben gedrückt.‟
Die Cora hat in endloser Verrenkung tausende Fotos geschossen. So was musste natürlich besonders gut dokumentiert werden. Wenn es dafür keine Extrapunkte im Semesterbericht gäbe, dann wüsste sie auch nicht. 
 
 
Nee, nicht angepinselt - echt


Als Nächstes sollten wir wandern, nur eine Stunde, meinte die Luna, einen nicht so steilen Weg zum Gipfel hinauf. Na schön, damit konnte ich leben. Ich ließ mich breitbeinig auf Karlssons Nacken nieder. Wir gingen als Letzte in der Reihe, ganz gemütlich am Schluss. Tatsächlich war die Steigung nicht sehr ausgeprägt, aber einen Hund, der von sich selbst behauptet, er sei für keinerlei Transport mehr zuständig, den sollte man nicht überanstrengen. Da wir, wie gesagt, hinter allen hergingen und uns niemand hören konnte, nutze ich die Gelegenheit, um mit dem Karlsson ein paar sehr private Worte zu wechseln. Ob er unterstützende Tropfen von seinem Arzt M. aus Gallien eingenommen habe oder warum er sonst so klaglos und dynamisch den Berg hochkomme, wollte ich wissen.
„Wo denkst du hin?‟, hat er mich angekläfft.
Nee, bei dem sei er nicht mehr Kunde. Der habe die Preise so unverschämt erhöht, dass man sich nicht mal mehr ein winziges Pülverchen gegen Marderbefall leisten könne. Außerdem sei seine letzte Flasche mit dem – an sich sehr gut bewährten – Energietrunk umgekippt und habe plötzlich nach Eiersalat gerochen. Das sei ihm verdächtig vorgekommen und daher habe er die Flasche weggekippt. Nee, nee, heute sei er vollkommen pur ohne Medizin unterwegs. Laufen und klettern könne er noch ganz gut. Aber:
„Das muss man ja nicht vor Publikum zugeben‟, hat er gegrinst. „Dafür hat man ja jetzt den Nachwuchs; soll der sich mit dem Gepäck abschleppen.‟

Was die Haltbarkeit des gallischen Zeugs betraf, musste ich dem Karlsson zustimmen. Ich hatte ja auch noch ein angebrochenes Fläschchen von damals, als wir am Mount Everest waren. Eine gute Erinnerung ist damit allerdings nicht verbunden, schließlich war der Pit unter dem Einfluss weniger Tropfen völlig gaga geworden und hätte uns fast in ernste Schwierigkeiten gebracht. Das Zeug hatte ich daraufhin nie wieder angerührt, aber wegschmeißen hatte ich es auch nicht wollen. Neulich war zu sehen, dass sich die Farbe verändert hatte und es schwammen gelbe Sprenkel auf der Flüssigkeit. Das fand ich bedenklich, also weg damit. Allerdings hatte ich das Zeug auf dem Balkon in den Topf mit den Strauchtomaten gekippt. Ein paar Tage später waren die Tomaten weg und es hingen stattdessen Kirschlutscher an den Stängeln. Natürlich hat die Putze gedacht, ich wäre das gewesen, hätte die Tomaten abgenommen und mit den Lutschern getauscht. Dabei bin ich völlig unschuldig. Man sollte sich eben nicht auf die Offerten gewisser Superheiler aus dem Internet verlassen. Es kann natürlich auch sein, dass die Tropfen abgelaufen waren. Der Beipackzettel war auf Französisch. Das hatte ich nicht lesen können.

Oben auf dem Gipfel hatte man einen wunderbaren Blick auf die bunten Wellen unter uns. Irgendwie futuristisch mutete es an, so ganz nackt ohne jeglichen Baum oder Strauch. Eine kleine Rast war mehr als verdient. Der Pit hatte schon den Inhalt seines Proviantbeutels ausgebreitet. Wir entdeckten Weintrauben, Bananen, Zuchinistreifen, Gemüsespieße, kleine grobe Würstchen, Käsescheiben und einen halben Napfkuchen.  
„Oh, wie schön, diesmal mit Servietten‟, wusste die Cora zu loben.
Der Lütte strahlte.

Lange sind wir aber nicht geblieben, weil es erstens zu eintönig war, dauernd auf die gleichen Muster zu blicken, und zweitens weil die Fendy vergessen hatten, ihre Sonnenbrille mitzunehmen. Sie drängte zum Aufbruch. Auch die Cora fand es grenzwertig, ein Kind zu lange ohne Sonnenschutz auf einem Berggipfel herumlaufen zu lassen. Im Interesse des Lütten will ich hoffen, dass sie damit eine Schirmmütze meinte, nicht etwa eine Portion Sonnenmilch in seinem langen Fell.

Den Abstieg erledigten wir genauso souverän wie den Aufstieg. Auch die Rückfahrt im Bus war angenehm. Der Pit hat Kurioses aus der Firma erzählt, zum Beispiel dass neulich ein gewisser Jerry aus den USA angefragt habe, ob er bei ihnen anfangen könne, er habe beste Referenzen im Kampf gegen Katzen, aber natürlich ging das nicht, eine Maus als Angestellte sei viel zu gefährlich:
„Wie schnell ist man da mal draufgetreten!‟
„Kann ich bestätigen‟, hat die Luna gesagt. „Wir mit unserm Push-Handel wären längst pleite, wenn damals die Krankenkasse nicht den Kuraufenthalt der Mama bezahlt hätte.‟
Oh, Mann, was man alles bedenken muss, wenn man selbstständig ist. Schrecklich.

Zum Abendessen haben wir erstmals ein einheimisches Gericht probiert. Der Karlsson hatte blind auf die Speisekarte getippt und das war dabei herausgekommen. Es war schmackhaft und bekömmlich. Die Hunde und der Pit kriegten das Fleisch, die Luna hat das Gemüse gegessen, die Cora die Fritten und ich mit der Fendy den Reis. Bei drei Tellern waren wir alle satt und mussten sogar noch was zurückgehen lassen.


Kann man nicht meckern


Danach sind wir auf dem Zimmer geblieben. Wir haben ferngesehen, während die Luna ihren Semesterbericht aufgefüllt und die Cora an der Digicam schon mal ein paar überflüssige Fotos gelöscht hat. Erst kamen natürlich nur einheimische Sender auf Spanisch, das fanden wir blöd, aber dann hat der Pit so lange an der Fernbedienung herumgedrückt, bis über Satellit – man höre und staune – was Deutsches erschien: eine Folge „Derrick‟ aus den 80er Jahren, natürlich mit spanischen Untertiteln, aber die brauchten wir ja nicht.
„Ist das der Kommissar mit der großen Klappe und der komischen Jacke?‟, hat der Lütte gefragt.
Hihihi, interessante Schlussfolgerung.
„Nein, den du meinst, der heißt Schimanski‟, ist der Karlsson zur Hilfe gekommen. „Der kam aus Duisburg. In Duisburg wohnt auch die Cora. Der Name kommt von Daniel Düsentrieb. Seine Vorfahren hatten den Ort gegründet. 1131.‟
Der Lütte riss die Augen auf.
„Blödsinn!‟, ist die Cora dazwischengegangen. „Erzähl dem Kleinen nicht so einen Quatsch, der glaubt das am Ende noch.‟

Bei der vierten Folge bin ich eingeschlafen. Der Sender brachte „Derrick‟ offenbar in Endlosschleife. Irgendjemand muss den Fernseher ausgeschaltet haben, denn als ich nachts aufgewacht bin (gegrillte Bewohner von Duisburg machten sich auf den Weg nach Cusco), war alles dunkel und selbst der Lütte schlief jetzt, nachdem er vorher nicht von der Mattscheibe wegzukriegen gewesen war.

Als Programm für den nächsten Tag wartete etwas ganz Besonderes auf uns. Jedenfalls hat die Luna das behauptet. Ein Taxi brachte uns zum Flughafen. Wir stiegen in eine kleine Inlandmaschine. Auf ging's zu den berühmten Nasca-Linien. Das sind diese riesigen Scharrbilder (oder Geopglyphen), die in den Boden der Nasca-Wüste gezeichnet sind und die man erst richtig erfassen kann, wenn man sie aus der Luft sieht.
„Toll!‟, hat der Karlsson die Luna gelobt.
So was gefiel ihm. Flugzeug ist immer gut, schon allein weil man dann nicht laufen muss.
 
Beim Hinflug wurde der Lütte wieder auf seine Erfolge am Frühstücksbüfett überprüft. Er musste seinen Proviantbeutel vor dem Pit auspacken. Diesmal waren ein Wurstsandwich, eine Banane und zwei Puddings darin, Letztere allerdings ohne Gefäß. Das Zeug suppte durch den Baumwollbeutel. Der Pit seufzte tief und wies den Lütten an, den Beutel samt Inhalt nach vorne zu bringen und bei der Stewardess in den Abfalleimer zu entsorgen. Ich fand die Ausbeute jetzt gar nicht soooo übel. Immerhin war eine Steigerung zu bemerken. Auch der Karlsson lächelte dem Lütten aufmunternd zu, als er sich wieder hinsetzte.

Mit dem Flugzeug ist man nicht lange nach Nasca unterwegs, so eineinhalb Stunden. Mit dem Bus wären es 14 Stunden gewesen. Gut, dass die Luna hier nicht am Geld gespart hat. Auf dem kleinen Flughafen in Nasca steigt man in eine Cessna um. Darin ist Platz für fünf Personen (oder zwei Hunde, einen Kater, ein Kaninchen und drei Vögel) und zwei Piloten.
„Darf ich vorne sitzen?‟, hat der Lütte gequengelt.
Ja, wo denn? Vielleicht beim Copiloten auf dem Schoß?
„Er kennt halt so kleine Maschinen noch nicht‟, hat die Cora den Lütten in Schutz genommen.
Er musste auf dem hintersten Sitz Platz nehmen, damit er niemandem die Sicht versperrte. Der Karlsson leistete ihm Gesellschaft, während ich mit den Mädels in der vorderen Sitzreihe saß. 
 
Hui, schon ging's los. Wir stiegen auf. Der Lütte hat vor Aufregung gepupst, weil er noch nie so dicht über eine furchterregende Landschaft geflogen ist, und der Karlsson hat sofort gerufen:
„Fenster auf! Fenster auf!‟
Dann hat die Luna geschrien, dass wir uns zusammenreißen sollen, die Cora hat sich weggeduckt, als sei sie nicht da, und die Fendy hat gejammert, dass wir gleich abstürzen. Nun, so weit ist es nicht gekommen, aber der Pilot hat auf Englisch gesagt, dass wir ruhig bleiben sollen, sonst würde er sofort umkehren. Deswegen hat sich keiner mehr zu rühren getraut.

So ein Flug dauerte eine halbe Stunde. Niemand wollte den Herrn Piloten noch mal verärgern. Also haben wir nur schweigend dagesessen und beobachtet, wie unter uns schnurgerade Linien sichtbar wurden und allerhand gezeichnete Tiere. Das hier ist ohne Zweifel ein Kolibri:



Aber es gab auch einen Bären, einen Wal, eine Spinne und einen Affen. Mich interessierte brennend, was das alles zu bedeuten hätte. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass es sich um die Abbildungen für Außerirdische handeln soll, die vor Urzeiten mal dort gelandet seien und die Bewohner inspiriert hätten, ihnen zu Ehren so große Bilder zu zeichnen. Von der Erde aus konnte man sie ja nicht erkennen. Es sind auch nicht gerade wenige Bilder, genauer gesagt über 1500. Das musste doch einen Grund haben. Später hat mir die Luna erzählt, dass sich die Forschung heute einig sei, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Ausgestaltungen zu Fruchtbarkeitsritualen handelt. Sie wurden etwa 600 bis 800 n. Christus angelegt. Oh, das ist lange her. Und wie akkurat die Zeichnungen geworden sind. Also ich hätte bestimmt einen Huckel in den Kolibri gemalt, weil ich von unten ja nie hätte überprüfen können, ob es von oben auch ordentlich aussieht. Das ist schon faszinierend, was sich Menschen alles ausdenken.
 
 
Nasca-Wüste: Ist hier was Besonderes zu erkennen? Ich seh nichts


„Das nächste Mal sagt ihr mir Bescheid, wenn ihr euch daneben benehmen wollt, dann bleibe ich zu Hause‟, hat die Luna uns angemeckert, als wir wieder auf festem Boden standen und die Piloten weg waren. Sie fühlte sich als Reiseleiterin missachtet. Allerdings hat sich das schnell gegeben, nachdem wir beim Terminal einen Imbiss gefunden hatten. Die Luna kriegte eine heiße Gemüsesuppe. Die schlürfte sie mit hörbarem Genuss. Wir andern entschieden uns für Empanadas, für uns Vögel mit Käse gefüllt, für den Karlsson, den Pit und den Lütten mit Fleischfüllung.
„Siehste‟, hat der Pit mir zugeflüstert. „Mit Essen wird alles gut.‟

Inzwischen waren wir eine geübte Mannschaft im Abarbeiten von Ausflügen, das konnte man zweifellos so behaupten, doch es blieb uns nur noch ein ganzer Tag in der Region Cusco übrig, bevor wir zurück nach Lima mussten. Zum Abschluss hatte die Luna daher ihr ganz persönliches Highlight platziert. Es sollte nach Machu Picchu gehen, in diese berühmte Ruinenanlage, die Ruhestätte der Inkakönige auf dem abgelegenen Hochplateau etwa 75 Kilometer von Cusco entfernt.
„Schon wieder Ruinen?‟, hat der Lütte ein bisschen enttäuscht gefragt.
Das war bemerkenswert, da er doch sonst bisher alles total super und spannend gefunden hatte.
„Ja, aber nicht nur irgendwelche Ruinen‟, hat die Luna eingewendet. „Es sind ganz besondere – Machu Picchu eben‟, wobei sie den Namen so lieblich hauchte, als sollten wir in streng geheime Kenntnisse eingeführt werden.
„Außerdem fahren wir mit dem Zug‟, hat sie noch verraten.
Na, das war doch mal ein Wort, eine echte Abwechslung.

Wir machten uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Etwas stadtauswärts lag die Haltestelle für den Zug. Er war blau und modern. Die Fahrt dauerte drei Stunden. Wir fuhren an einem Fluss entlang, durch Urwald und durch Schluchten hindurch und die Berge hinauf. 
 
 
Touristisch ansprechend unterwegs


Dass der Luna die Besichtigung von Machu Picchu besonders wichtig war, erkannte man allein daran, dass sie ihre rote Collegetasche mitgenommen hatte. Darin lagen Notizblock und allerlei ausgedruckte Informationen aus dem Internet, damit sie nichts verpassen und nichts vergessen würde. Weil wir ihr nicht entwischen konnten in dem gut besetzten Abteil, kriegten wir schon hier den obligatorischen Vortrag über alles Wissenswerte serviert. Wir erfuhren, dass Machu Picchu in der Quechuasprache „Alter Berg‟ heißt und ein administrativ, politisch und religiös wichtiges Zentrum der Inka war. Hier befanden sich Königsgräber und Tempel. Die Stadt war bewohnt gewesen, bis die Spanier kamen (ca. 1530). Heute sind nur noch rund 200 in sich verschachtelte Gebäuderuinen und über 8500 steile Treppenstufen übrig.
„Oha!‟, entfuhr es dem Karlsson.
Das Wort „Treppe‟ wirkt heutzutage als Schlüsselreiz auf ihn.
„Sankt Peter-Ording wäre dir wohl lieber, was?‟, hat die Fendy gekichert.
 
Weil Machu Picchu, wie gesagt, ziemlich unzugänglich inmitten der Berge liegt, nämlich in 2430 Meter Höhe, hat man lange nichts gewusst von der Stadt dort oben. Erst 1911 hat der amerikanische Archäologe Hiram Bingham den Ort entdeckt. Seit 1983 gehört Machu Picchu zum UNESCO-Welterbe und seit 2007 sogar zu den neuen sieben Weltwundern.

„Ach was!‟, hat die Cora gestaunt.
„Nicht wahr?‟, ist die Luna in ein zufriedenes Lächeln verfallen. „Habe ich zu viel versprochen?‟
Und der Pit hat mit vollem Mund hinzugefügt (da er gerade peruanische Hackbällchen kaute):
„Ich gebe eine Runde Kekse aus, wenn mir jemand aufzählen kann, was sonst noch zu den neuen sieben Weltwundern gehört.‟
Boah, wie fies. Wer sollte das denn wissen? Alles grummelte protestierend vor sich hin.
Aber dann meldete sich eine sehr junge Stimme zu Wort. Sie klang wie ein Border Collie, der den Kopf tief auf die Brust gepresst hielt, weil er etwas von einem Zettel ablas, den er zwischen seinen Pfoten versteckt hatte.
„Die Große Mauer in China‟, kam es wie aus der Pistole geschossen. „Die Christus-Statue in Rio de Janeiro, die Ruinen der Maya-Stadt Chichen-Itza in Mexiko, der Taj Mahal in Indien, die Felsenstadt Petra in Jordanien und das Kolosseum in Rom.‟
Ich muss zugeben, dass ich ziemlich geplättet war. Das hatte ich dem Lütten nicht zugetraut. Auch die andern glotzen sprachlos. Nur Pits Mund ging von schmal zu breit immer hin und her, so als müsste er sich ein Lachen verkneifen, und das hat ihn schließlich verraten. Ach so, das war eine verabredete Sache gewesen, als Belohnung für den Proviantbeutel des Lütten, der diesmal offenbar den Ansprüchen des Meisters recht nahe gekommen war.
„Gratuliere‟, hat die Luna ihm zugenickt.
Die Hackbällchen waren vermutlich das Gesellenstück. Was der Lütte sonst noch zusammengeklaubt hatte vom Frühstücksbüfett, kriegte diesmal allerdings niemand zu sehen, wahrscheinlich weil der Pit schon alles aufgefuttert hatte. Zwischendurch rülpste er öfter und war längere Zeit auf der Toilette verschwunden.

Leider fährt der Zug nicht direkt nach Machu Picchu, sondern hält weiter unten und man muss das letzte Stück zu Fuß gehen. Mit den andern Touristen latschten wir den ausgetretenen Pfad entlang. Das heißt, ich und die Fendy wurden natürlich getragen (diesmal vom Lütten). Die Cora flog (ohne Digicam; die hielt ich auf dem Schoß) und der Rest marschierte. Als das Panorama von Machu Picchu bald darauf sichtbar wurde, ist mir dann doch die Spucke weggeblieben. Mann, sah das großartig aus, fast so, als schwebte man in den Wolken, und tatsächlich hingen manche in der Schlucht um uns herum tiefer, als wir standen. Kein Wunder, dass jeder das sehen wollten.
 

Machu Picchu: wow!


Die Luna gaffte derart starr auf die Ruinen, dass ich dachte, gleich würde sie auf die Knie sinken und „Halleluja‟ rufen. Aber sie kam anstandslos mit, als wir uns die abgebröckelten Steinmauern aus der Nähe ansehen wollten. Ordentlich klettern war da schon angesagt. Der Lütte tobte vorneweg. Den konnte nichts aufhalten.
„Nicht die Schafe ansprechen!‟, hat die Cora ihm nachgerufen.
Komisch, dass auch hier Schafe grasten. Andererseits: Wo sollten sie auch hin hier in der Höhe? Wahrscheinlich gehörten sie den Bauern im Dorf weiter unten, wo die Endstation des Zuges lag. Außerdem gelten Schafe als gute Öko-Rasenmäher.
„Kannst du noch?‟, habe ich mich beim Karlsson erkundigt, nachdem wir uns etliche Meter nach oben gequält hatten. Ich flog jetzt, um ihn zu entlasten, und die Fendy auch.
„Jo‟, hat er gesagt.
Es klang aber nicht sehr begeistert.
 
Hier kam man schnell aus der Puste


Waren das die Königsgräber? Eher Häuser, oder?


Und dann wurde es ganz schlimm, nämlich als die Luna meinte, dass wir uns noch mal eine Viertelstunde ins Gras setzen sollten zum Kräfteschöpfen, bevor wir zum Huayana aufbrächen. Hä? Was war das denn?
„Der Berg dort hinten. Dort steigen wir gleich hinauf.‟

Wenn man den Text hier ein wenig nach oben scrollt zum ersten Bild von Machu Picchu, dann sieht man hinter den Ruinen zwei Berggipfel steil in die Höhe ragen, nicht wahr? Der höhere, das ist besagter Huayana. Man braucht zwei Stunden bis ganz nach oben und der Aufstieg ist durchaus anspruchsvoll, kein gemütlicher Spaziergang. Ich war sprachlos. Was für einen blöde Idee von der Luna, uns unbedingt dort raufzujagen, als steckte uns nicht schon genug Anstrengung in den Knochen. Wenn wir außerdem gewusst hätten, was sonst noch dort oben auf uns wartete – neben der körperlichen Herausforderung –, dann wären wir natürlich sofort auf den Hacken umgekehrt. Doch in die Zukunft schauen, das war bisher noch keinem von uns gelungen.
 
„Kommt gar nicht in Frage!‟, hat der Karlsson noch aufbegehrt.
„Dann bleib halt unten‟, hat die Luna gesagt.
„Nö‟, hat der Karlsson geantwortet.
„Ich wusste doch, dass du ein Held bist‟, kam es von der Luna zurück.
Und so sind wir vollzählig in den Bergpfad eingetreten. Um dem Karlsson zu helfen – denn es war wirklich steil –, sind die Fendy und ich wieder beim Lütten mitgereist. Es war megaanstrengend. Sogar dem Bonaparte hing die Zunge raus. Wenn ich mich umschaute, konnte ich die Luna mit der roten Collegetasche auf dem Rücken hoppeln sehen, dahinter den Pit mit zwei (!) mehr oder weniger leeren Proviantbeuteln und ganz am Ende lief was Gelocktes, das von etwas Grünem aus der Luft bespaßt, belabert oder ermuntert wurde. Genaueres war nicht auszumachen. Alle waren wir froh, als uns nur noch ein paar Meter vom Gipfel trennten. Wir ließen uns erschöpft aufs Plateau sinken. Uff, endlich geschafft.

Nach ein paar Minuten der Regeneration waren die Lebensgeister so weit zurückgekehrt, dass wir uns schon wieder umschauen konnten. Alle Achtung, der Ausblick machte vieles wett. Das Kleine da unten, das waren die Ruinen, in denen wir vorhin herumgelaufen waren. Irre. So winzig, fast wie Spielzeug. Die Cora knipste wieder Fotos wie blöd. Die Luna stand abseits an der anderen Seite der Schlucht und hielt eine Pfote vor sich, als wollte sie etwas vermessen.
 
 
Blick vom Huayana: schwindelerregend


Ich erinnere mich, wie der Lütte plötzlich rief:
„Guckt mal, der große Vogel dort drüben!‟
„Wo?‟
„Da, das Schwarze!‟
Wir beugten uns ein wenig vor.
„Das ist ein Kondor‟, hat der Karlsson gesagt.
Wirklich imposant, der Kerl. Er segelte in gemächlichem Tempo unter uns im Abgrund herum. Sollte es sich bei der Art nicht um den größten flugfähigen Vogel der Erde handeln?
 
 
Der hatte immer eine gute Aussicht

 
„Sehr richtig‟, hat der Karlsson doziert. „Er ist genau das Gegenteil von dir.‟
Hahaha, wie komisch. Immerhin war daran zu erkennen, dass es dem Lockensepp inzwischen besser ging. Von der Fendy kam noch der Hinweis, dass das Lied „El condor passa‟ eben von diesem Andenvogel inspiriert sei. Sie hat noch der Luna zugerufen, dass das ja wohl „Der Kondor zieht vorbei‟ heißen würde, wenn man es aus dem Spanischen übersetzt, nicht wahr? Doch eine Antwort kam nicht. Die Luna stand nicht mehr da, wo wir sie eben noch gesehen hatten. Wir schauten uns um. So weitläufig war es hier oben auf dem Gipfel nun auch wieder nicht, dass man ein Kaninchen mit Collegetasche übersehen konnte. Und dann das Unfassbare: Zitternd mit einer Pfote wies der Pit in den Himmel. Wir erstarrten vor Schreck. Ein zweiter Kondor flog weit über uns, in den Krallen die rote Collegetasche und darunter an den Gurten festgeklemmt die Luna mit steifen Beinen und Armen wie in einer Fallschirmschlinge, nur dass hier ganz sicher nichts Rettendes am Ende stand.

„Schnell! Holt sie runter!‟, hat die Fendy geschrien.
„Wie denn, du Erbsenhirn‟, hat der Karlsson zurückgebrüllt.
Der Pit hat noch eine Handvoll Hackbällchen nach dem Entführer geschleudert, doch der Kondor war schon zu weit weg.
„Ich versuch's‟, kam es von der Cora.
Ohne viel zu überlegen, hat sie die Digicam abgestreift und ist in die Luft gestiegen. Ich hinterher. Auch die Fendy hat sich uns angeschlossen. Puh, es war ganz schön anstrengend, in der dünnen Luft Fahrt aufzunehmen. Unter mir konnte ich den Pit, den Karlsson und den Lütten auf dem kleinen Plateau stehen und zu uns raufschauen sehen. Etwas jaulte so herzzerreißend laut, dass es sogar zu mir vordrang. Es war der Lütte, der sich auf die Hinterbeine gesetzt hatte und die Vorderpfoten von sich hielt, als würde er beten.

Ich tat, was ich konnte, aber sich zu orientieren war schwer. Wo war der Kondor, wo die Cora, wo die Fendy? Bald wusste ich gar nicht mehr, wohin. Ab und zu bin ich eine Schleife geflogen, um zu gucken, ob ich einen von ihnen sähe, aber nichts, alles leer, wie vom Himmel verschluckt. Langsam kriegte ich Panik. Sollte ich umkehren? Nä, habe ich mir gesagt. Die Luna würde ich nicht alleinlassen – niemals. Sie brauchte mich, sie wartete auf Rettung. Halt aus, Mädchen, ich komme!

Irgendwann hat dann etwas komisch geblitzt. Es kam aus der Felswand neben unserm Berggipfel, also vom kleineren der beiden Berge von Machu Picchu. Erst sah es aus wie ein Zufall, dann aber blinkte es regelmäßig in kurzen Abständen. Ich nahm Kurs darauf. Und tatsächlich, bald konnte ich die Cora entdecken, wie sie auf einem schmalen Felsvorsprung saß und auf der roten Collegetasche herumgrabbelte. Durch die Bewegung war die Sonne auf den goldenen Verschluss gefallen und hatte die komischen Morsezeichen abgeschickt. Puh, war ich froh, die Cora zu sehen.
„Lebt sie noch?‟, habe ich ihr zugerufen.
„Ja, die Luna ist nur ohnmächtig. Ich versuche gerade, die Tasche abzukriegen.‟
In dem Moment fiel mir ein, dass da ja auch noch ein Kondor sein müsste. Ich schaute mich um. Es war aber alles leer. Okay, das würde uns einen gewissen Vorsprung geben. Ich half der Cora, damit die Tasche endlich von der Luna käme. Uff, lag sie stramm an. Wir zogen und drückten, was das Zeug hielt, aber nichts zu machen, das Ding saß fest. Darunter lag die Luna platt auf dem Bauch, alle viere von sich gestreckt. Gerade beratschlagten wir, ob es vielleicht besser wäre, die Luna auf die Seite zu rollen, so dass die Tasche unter ihr läge, als es plötzlich dunkel wurde. Das ging so schnell, dass ich nicht mal Zeit hatte, Angst zu kriegen. Die Cora quiekte und stob zur Seite. Ich schaute auf und geradewegs auf einen riesigen schwarzbefederten Bauch mit zwei großen Füßen daran, die sich anschickten, neben der Collegetasche niederzugehen. Und wie in einem schlechten Kinofilm kam von rechts die Fendy angesaust, klatschte dem Vieh in die Wampe und trudelte zu Boden.

„Weg da!‟, hörte ich den Kondor schreien, bevor er aufsetzte.
Erst später ist mir aufgefallen, dass er gut Deutsch sprach.
In dem Augenblick aber war ich nur froh, dass ich mich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte, sprich weggeflogen war. Auch die andern blieben unverletzt. Schließlich standen wir alle  zusammengepfercht auf dem schmalen Felsvorsprung um die Luna mit der Collegetasche herum und warteten, was nun käme.
„Wir sind gleich wieder weg, wir wollen nur mitnehmen, was uns gehört‟, hat irgendwann die Cora die Konversation eingeleitet.
Sie klang sehr bestimmt. Der Kondor glotze nur.
„Ja, genau‟, hat sich jetzt auch die Fendy aufgerappelt. „Was fällt dir überhaupt ein, unsere Freundin wegzuschleppen? Sie hat dir nichts getan.‟
„Psst‟, habe ich gewarnt.
Man wusste ja nicht, wie der Kerl so drauf war. Vielleicht hatte er eine schwere Kindheit und gehörte nun zu einer Gang, die auf Touristen spezialisiert war.
Er grinste jetzt unverschämt.
„Sagt mal, Leute, wie wollt ihr das Häschen denn hier wegkriegen?‟, hat er gefragt.
Wir guckten uns an. Tja, das war zugegeben eine gute Frage. Die Luna würde keiner von uns wegtragen können, nicht mal zu dritt könnten wir sie anheben, geschweige denn durch die Luft transportieren. Aber die Cora gab nicht auf.
„DU wirst unsere Freundin dorthin zurückbringen, wo du sie hergeholt hast‟, hat sie befohlen.
„Nö.‟
„Doch.‟
„Ich hab aber Hunger.‟
„Und ich hab Kochrezepte für dich. Aus Alemania. Ganz exklusiv.‟

Hä? Allmählich wurde es kurios. Was redete die Cora da? Die Fendy und ich schauten uns an.
„Moooment!", meinte die Cora jetzt und begann, den goldenen Verschluss der Collegetasche zu öffnen und alles herauszuschaufeln, was sich darin befand. Allerlei Fotokopien fielen heraus, ein Notizblock, ein paar Stifte, ein Foto vom Erik, ein Stapel Push-Visitenkarten und ein kleiner Katalog mit den erfolgreichsten Push-Modellen.
„Ah, das habe ich gesucht‟, hat die Cora triumphiert.
Und zum Kondor gewandt:
„Siehst du, das alles sind Häschen und Mäuschen und Fröschchen aus Deutschland und als Bonus dicke Ferkel, Waschbären und Koalas, alle hübsch angerichtet und fotografiert von 1A-Künstlern.‟
Ich hielt die Luft an. Der Kondor blätterte misstrauisch mit einer Kralle die Seiten um.
„Und was soll ich damit?‟, hat er gesagt.
„Aufheben und rumzeigen. Ist natürlich auch eine gute Geldanlage‟, hat die Cora gekontert. „Und wenn du mal Appetit auf internationale Küche hast, kannst du dir ganz einfach Anregungen holen von diesen leckeren Serviervorschlägen hier. So was hat nicht jeder.‟
 
Albern, dieser Pelzkragen


Um es abzukürzen, der Kondor hat noch eine Weile überlegt. Wir wagten nicht, ihn zu unterbrechen. Schließlich hat er sich geräuspert und ja gesagt. Yeah, wir hatten gesiegt! Die Fendy ist der Cora um den Hals gefallen und hat sie überschwänglich abgeschmatzt. Ich habe ihr nur anerkennend zugezwinkert. Der Push-Katalog blieb auf dem Felsvorsprung liegen. Der Rest kam zurück in die Collegetasche. Dann hat der Kondor alles zusammen mit der Luna in die Krallen genommen und ist mit ihr den Abgrund hinabgestürzt. Zunächst wurde eine Kurve geflogen, da Kondore eine günstige Thermik brauchen, um aufzusteigen, und als wir uns davon überzeugen konnten, dass er tatsächlich in Richtung unserm Berggipfel unterwegs war, sind wir ihm gefolgt.

Natürlich war er viel schneller als wir. Als wir am Gipfel ankamen, war er bereits wieder verschwunden, hatte aber wie versprochen die Luna abgesetzt. Der Pit und der Karlsson standen neben ihr und zerrten an der Collegetasche, während der Lütte wie ein Derwisch um sie herumtanzte und sie dauernd ableckte, sobald er etwas von ihrem Gesicht zu fassen bekam. Bald stellte sich heraus, dass die Luna keineswegs die ganze Zeit ohnmächtig gewesen war, zumindest nicht die letzten Minuten auf dem Felsvorsprung, sondern dass sie nur so getan hatte, damit der Kondor nicht unnötig auf sie aufmerksam werden sollte. Verletzt war sie Gott sei Dank nicht, nur ein wenig dreckig. Auch die Ohren hatten keinen Zug abbekommen. Kaum dass sie sich erhoben und ein paar Mal gestreckt und gereckt hatte, stürzte der Lütte auf die Cora, die Fendy und mich und sabberte uns alle nacheinander ab vor Freude und Dankbarkeit für die glückliche Rückkehr.
„Ja, ihr wart super‟, hat auch die Luna bestätigt. „Besonders die Cora. Toll, wie du den Kerl hereingelegt hat. Alle Achtung.‟

Was genau passiert war, haben wir den Jungs auf dem Rückweg erzählt. Wir mussten uns sputen. Es war schon spät und der Zug zurück nach Cusco würde nicht auf uns warten. Wir liefen in  beschleunigtem Tempo den Berg hinab, sogar der Karlsson. Zwischendurch blieb aber immer einer stehen, weil er nicht glauben konnte, war wir berichteten. „Nee, ne?‟, kam als Antwort oder „Echt?‟ oder „Das ist ja irre – eine ganze Kondor-Familie?‟ Man konnte den Jungs ansehen, wie beeindruckt sie waren. Der Fendy stand vor Stolz die Brust zwei Meter heraus, obwohl sie am wenigsten beigetragen hatte. Aber an dem Tag war das egal. Wir fuhren zurück nach Cusco, machten uns nur schnell frisch und gingen feiern. Selbstverständlich, besoffen haben wir uns nicht, wo denkt ihr hin, schließlich befanden wir uns unter der Aufsicht der Reiseleitung, doch mit dem einen oder andern Cocktail zugeprostet haben wir uns durchaus. Auf die Rettung der Entführten! Auf die Retter! Auf uns! Auf Peru! Die Luna hat Cola getrunken und der Lütte kriegte Orangensaft. Es war eine schöne Nacht, nur ein wenig kurz. Der Wecker am nächsten Morgen klingelte erbarmungslos.

In Lima wollten wir noch zwei Nächte bleiben. Es fehlten nämlich im Semesterbericht noch ein paar Abschnitte zu Museumsbesuchen. Die Namen der Orte konnte ich mir nicht merken, es waren sooo viele. Wir wurden von einem Museum zum andern geschleppt. Vorneweg lief die Luna, kaufte die Eintrittskarten und rannte dann von einem Exponat zum nächsten. Alles rauschte nur so an uns vorbei. Ich weiß nur, dass Gemälde dabei waren, alte Töpfe, bunte Decken, Mineralien und sogar alte Automobile. Die Cora hatte diesmal wenig zu tun, weil in den Ausstellungen natürlich nicht fotografiert werden durfte. Dafür konnte man aber an der Kasse Broschüren kaufen. Davon hat die Luna ganze Stapel mitgenommen. Die Collegetasche wölbte sich bereist. 
 
 
Lima hat auch Meer, aber von alledem haben wir nichts zu sehen gekriegt

 
 „Uff‟, hat der Karlsson gestöhnt.
Selbst er als Gutsherr mit geerbtem Kunstverstand bezeichnete das Gerenne als unsinnig und würdelos. Ich war immer froh, wenn wir zwischendrin in einem Café ausruhen konnten. Die Fendy quengelte nach Shoppingerlebnissen, wurde aber nicht erhört. Die Cora machte alles stoisch mit und kippte sich dafür am Abend in der Bar einen „Pisco Sour‟ (Nationalcocktail) nach dem andern in den Hals und der Pit steckte sowieso dauernd mit dem Lütten zusammen. Sie waren inzwischen bei der Ausbildungsstufe „Organisieren auf freier Wildbahn‟ angelangt. Immer wieder entfernten sie sich für wenige Augenblicke und waren plötzlich wieder da, dann aber mit gefüllten Proviantbeuteln. Ich unternahm gar nicht erst den Versuch, sie nach dieser erstaunlichen Technik zu befragen. Hauptsache, der Lütte machte Fortschritte. Manchmal hatte er jetzt Kartoffelchips im Beutel oder eine ganze Ananas. Seine Beule an der Schläfe war inzwischen auf Kirschgröße abgeschwollen.
„Siehst du, jetzt bist du kein Eierkopf mehr‟, hat die Fendy zu ihm gesagt.  

Ich wiederhole es gern: Insgesamt hat sich der Lütte gut gehalten auf seiner ersten großen Reise. Ihm wird nicht übel, er ist lernwillig, er ist fix und ausdauernd und er kann zuverlässig transportieren. Das sind gute Anlagen für ein brauchbares Erwachsenenleben.

Auch für die Luna hat sich die Reise gelohnt. Für ihren Semesterbericht (mit Coras Fotos) hat sie die höchste Punktzahl erhalten. Na bitte, anderes hatte ich auch nicht erwartet. Dass Eriks Push-Katalog jetzt als Appetithäppchen für einen durchgeknallten Kondor auf einem Felsvorsprung bei Machu Picchu liegt, wird ihm die Luna allerdings nicht verraten haben, glaube ich. Ich weiß aber, dass der Erik und ihre Family sehr erstaunt waren, wieso die teure Collegetasche so gelitten hat. Die Kratzer im Leder wurden ihnen als Ausrutscher mit Fendys Nagelpfeile erklärt. Die Luna selbst ist hingegen sehr stolz auf die Kratzer, schließlich erinnern sie an ein großes Abenteuer und an große Freunde, so wie sie es selbst formuliert. Dem will ich nichts hinzufügen. Der Karlsson plädiert für eine nächste Reise ins Flachland. Meinetwegen. Ich lass mich auch gern waagerecht tragen.
 
Fotos: Cora: © G. H.
           Pit und Micky: © Club der glücklichen Vierbeiner
           Karlsson: © Terrierhausen
           Luna: © K. R.
 

Blick vom Huayana: Elias Rovielo/Flickr, Bild steht unter Creative Commons License
 
© Boff 

Kommentare

  1. Wow!! Das war mal wieder eine tolle Bildungsreise. Ich bin noch gar nicht richtig zu Hause angekommen. Ich werde mich demnächst mal daran begeben, die Fotos zu sortieren. Oh mein Gott, das wird eine riesen Aufgabe. Vielleicht kann der Paule mir dabei helfen, wenn der nicht anderweitig beschäftigt ist. Jetzt war ich schon fast überall in der großen weiten Welt. Übrigens, habt ihr auch so komische Träume von Meerschweinchen?

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    1. Cora, meine Heldin. Ich bin ja so stolz darauf, dass nun alle Welt lesen kann, wie superklug und mutig du die Luna gerettet hast. Wir können uns glücklich schätzen, dass du in unserer Reisetruppe bist. Der Max hat über dich gesagt, du wärst eine piefige ältliche Henne, aber das stimmt nicht! Ich finde dich überhaupt nicht ältlich.

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  2. Also ich muss auch sagen, dass hast Du super gemacht Cora. Wenn Du nicht gewesen wärst, dann würde die Luna immer noch in dem Horst rumhoppeln, oder schon nicht mehr. Und Max hat bestimmt nicht gesagt dass Du eine piefige alte Henne bist.
    Schluckspecht, ja das käme eher hin.
    Dem Micky hat seine erste Reise wirklich gut gefallen und ich denke die Proviantbeschaffung ist ausbaufähig. Ich denke, da muss ich noch ordentlich Zeit und Nerven investieren, aber es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.

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    1. Das kann gut sein, Pit, dass ich den Max falsch verstanden habe. Vielleicht hat er nicht piefig und ältlich gesagt, sondern pelzig und ägyptisch.

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  3. Schluckspechtin - soviel Zeit muss sein.

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    1. Hört, hört, die Karlzonette spricht.

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    2. @Karlsson nun bist Du aber oberkorrekt unterwegs

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    3. Ja, beim Gendern muss ich mich weiterentwickeln, gerade als alter Chauvi. Also, es heißt der Gender und die Genderin. Und Pollymäusin. Besonders wichtig ist das Gendern bei Begriffen aus dem Englischen, Entertainerin, Influencerin. Oder doch Pollymaus*In. Der Gutsherr muss hier noch tiefer eintauchen . . .

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    4. Ich bevorzuge Verben, die zu Hauptwörtern gemacht werden. Da braucht man gar kein -in. Der Influencende, die Influencende, das Influencende, die Influencenden, liebe Influencende. Auch bei zusammengesetzten Wörtern klappt das, wenn ich mir ein bisschen Mühe gebe. Das Tuendenwissen, der Handelndenrabatt, der Backendenjunge, der Fliegendenhorst, die Mordendenti...en.

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  4. Was für ein Abenteuer!! Erst eine großartige Bildungsreise - danke Luna. Und dann wird die Reiseleiterin entführt (und beinahe gefressen). Dann kam eine trickreiche Tierbefreiung, gut gemacht, Cora. Grüße vom Gutsherren

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  5. Da gebe ich Dir Recht. Was für eine Sause. Das haben wir doch wieder prima hinbekommen. @ Luna, schön das wir Dich wieder mit nach Hause bekommen haben.

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    1. Ich hoffe nur, dass die Luna keine postalischen Traumas davongetragen hat. Man weiß ja nie. Erst denkt man, alles easy, steck ich alles weg, und dann kommen die Schweißausbrüche, die Ankuschelattacken und die nächtlichen Gänge zu den Gyrosvorräten. Die Luna macht gerade Vorbereitung für ihr Examen. Man hört und sieht nichts von ihr. Auch der Erik guckt besorgt. Das sieht man sogar am Telefon. Bei dem kann es allerdings auch sein, dass die Push-Pulliver gerade nicht so laufen. Das Ringelmuster für Hummeln fand ich persönlich jetzt nicht so sexy.

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  6. Der Erik hat mit Luke telefoniert. Er hat angedeutet das die Luna seitdem ein kleines Alkoholproblem hat.

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    1. Oha! Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Nicht noch eine zweite Cora.

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  7. Nach dieser trickreichen Tierbefreiung sollte aber echt wieder mal eine radikale Tierbefreiung kommen. Unter 1000 Höhenmetern - da finden wir gewiss genug gefangene Tiere, die unsere Hilfe brauchen. Grüße vom Gutsherren

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    1. Waale. Waale in Florida. Oder hängt dein Herz inzwischen an anderen Hilfsbedürftigen? Nass ist nicht jedermanns Sache.

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    2. Genau, das Projekt hatte ich doch schon einmal vorgeschlagen, Wale und Delfine aus Delfinarien in Florida befreien. Da muss man nur die richtigen unterirdischen Schleusen und Wasserhähne aufdrehen. Dann schaffen die Tiere den Weg ins Meer. Außerdem muss ich mit dem größten Roller coaster fahren, um meine Höhenangst zu besiegen.

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    3. Gut, stimmen wir ab. Wer will ins Wasser? Wer will in die Achterbahn?

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    4. Es gibt zwar Menschen, die unbedingt mal mit Delfinen schwimmen möchten, aber von solcherlei Blödsinn habe ich nie gesprochen. ZUHÖREN, du kleiner blauer Protokollant! "Da muss man nur die richtigen unterirdischen Schleusen und Wasserhähne aufdrehen."

      Ach ja, mit einem Sumpfboot durch die Everglades fahren wir natürlich auch.

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    5. Siehst du, keiner hat sich gemeldet. Keiner hat ein Herz für dicke Wasserbewohner.

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  8. Ich bin für Meerschweinchen. Ich glaube die haben es am Nötigsten

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    1. Du liebe Güte, dann komme ich ja nie mehr zum Schlafen.

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  9. Warum willst Du denn schlafen? Als ich so alt war wie Du habe ich nächtelang durchgefeiert.

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    1. Ich möchte jetzt schon auf meine Wellness achten, damit ich nicht später mal das Futtern kriege.

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  10. Welcher faule Lump, der sich ewig tragen lässt, statt zu fliegen, hat sich da über mein edles Lockenfell beschwert? Mein Fell hält Regen und Schnee ab, trägt (faule) Vögel, macht Vögel beim Brüten glücklich und bringt Geld. So !!!

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    1. Nur mal zur Aufklärung, Master Minipli: Der einzige Grund, warum ich nicht fliege, ist, dass alle Vierbeiner - alle! - zu langsam sind. Ich bin schließlich kein Kolibri, der in der Luft stehen kann, bis sich die Begleiter herangerobbt haben. Also muss ich getragen werden. Persönlich ist mir glattes Fell lieber, weil man sich darin nicht so verhakt, aber selbstverständlich akzeptiere ich auch weniger edle Frisuren.

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    2. Nichts geht über mein Fell, basta. Hört nicht auf Vögel, Vögel haben keine Ahnung. Woher auch, sie haben ja Federn. Irgendeine wenig weit entwickelte Körperbedeckung aus der Zeit der Dinosaurier . . . .

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    3. Wie bitte? Die abgeblich wenig weit entwickelte Körperbedeckung hat uns in die Lüfte erhoben und hat uns damit das Überleben gerettet, während die andern Dinosaurier jämmerlich zugrunde gegangen sind. Und da war von Hunden, Katzen und andern Vierbeinern noch gar nicht die Rede, nicht mal in der Planung, so unwichtig waren sie. Und als dann Platz geschaffen war zum Nachrücken, womit haben wohl die Menschen ihr Pergament beschrieben, mit einem Büschel Hundeflusen oder mit einem edelen Federkiel aus unseren Schwungfedern? So nämlich!

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  11. Du meinst so ein seidiges Fell wie ich habe oder?

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    1. Wer schreibt da gerade? Ein Stachelschwein? Nein, dann nicht.

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  12. Dann solltest Du Dich nächstes auch von einem tragen lassen

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    1. Ein Stachelschwein wird nie Mitglied unserer Reisegruppe werden. Dann könnten wir ja gleich einen verfressenen Kater mitnehmen. Hihihi.

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  13. Ich weiß nicht von wem Du redest....ich bin nicht verfressen. Ich muss nur zu sehen, dass ich mein Gewicht halte. In meinem Alter kann es gefährlich sein wenn man zu dünn ist

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    1. Ich seh schon, das mit der Achtsamkeit hast du voll drauf.

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    2. Pit hat ja jetzt auch einen Achtsamkeitscoach

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    3. Verstehe. Die bessere Wahl, was? Von einem Ernährungscoach würde er ja auch zu hören kriegen, dass Mettwurst KEIN Schongemüse ist.

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    4. Ich brauche keinen Ernährungscoach, die Mama achtet schon darauf das ich mich proteinreich ernähre, denn das brauchen Katzen in meinem Alter

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    5. Küste + eiweißreiches Seniorenfutter = Labskaus.

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    6. Nach 16 Jahren habe ich doch meine Mama erzogen. Da gibt es Lachs, Forelle, Thunfisch etc

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  14. Einen Vorteil haben Wanderungen in großer Höhe und dünner Luft, Herz, Kreislauf und Atmung werden gekräftigt. Und das für viele Monate. Ich spür's, ich spür's, trallala, Jungbrunnen, trallala.

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    1. Wie schön. Dann kannst du ja jetzt im Dauerlauf rennen, wenn du mich trägst.

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    2. Ich kenne so einen Blau-Piepsi, der immer nur an sich denkt.

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    3. Jo, den kenn ich auch. Piepsi Möchte-Gerne-Superschlau

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    4. Echt? Ihr habt einen gemeinsamen Bekannten? Muss wohl an Schleswig-Holstein liegen. Kann mir bitte einer von euch dessen Telefonnummer geben? An der Spitze ist es sehr einsam.

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