Arbeitstreffen

Liebe Freunde und Leser,

nicht dass ihr denkt, wir kämen nicht voran mit der jüngsten radikalen Tierbefreiung. Die bedauernswerten Kosmetikhoppler haben wir selbstverständlich nicht vergessen. Aber so was will gut durchdacht und vorbereitet sein. Deshalb haben sich die Organisatoren neulich zu einer eintägigen Konferenz (mit Übernachtung) getroffen – natürlich nur die Männer. Und weil wir nicht Geld ausgeben wollten für einen auswärtigen Konferenzraum mit Hotel, haben wir uns in Hannover getroffen bei mir zu Hause.

Hier lebe ich, in Hannover - bei uns heißt die Binnenalster Maschsee

Das hatte natürlich zwangsläufig zur Folge, dass uns die Fendy (die ja unzweifelhaft weiblich ist) an den Hacken klebte, doch nachdem wir ein paar herrliche Männerwitze gerissen hatten (Warum haben Frauen 32 Knochen mehr als Männer? Weil ihr Gehirn noch mechanisch arbeitet … hahaha), ist sie schnaubend abgedampft und wir hatten unsere Ruhe. Die Cora und die Luna waren selbstverständlich gar nicht erst eingeladen worden.

 
 
So unabgelenkt wie selten zuvor, sind wir zu fruchtbaren Arbeitsergebnissen gekommen. Dazu demnächst mehr auf diesem Kanal. In den Pausen haben wir Minecraft gespielt oder „Terminator 2‟ geguckt. Die Putze hatte uns auf meine Anweisung hin abwechslungsreiche Mahlzeiten zusammengestellt, so wie diese hier, damit die Fleischfresser gut versorgt wären:
 

 

Für den Erik und mich standen Oliven bereit.



 

Der kannte das noch nicht. Italienische Küche wird bei ihm zu Hause nicht serviert, spanische auch nicht. Vielleicht deshalb hat er ordentlich zugelangt. Die Oliven schmeckten ihm ausgesprochen gut. Mit den Kernen haben wir den Pit und den Karlsson beschossen. Die haben mit der Gewürzgurkendeko zurückgeworfen. Ich glaube schon, dass wir nachher alle Einzelteile wiedergefunden haben. Aber daran sieht man wieder, wie gut es ist, einen Flügelträger im Team zu haben, denn die Gurkenscheiben, die am Deckenspot klebten, hätten die andern ganz sicher nicht abgekriegt.

Am Nachmittag mussten wir sogar einmal die Wohnung verlassen, da wir angeblich wegen intensivem Männermief in Lebensgefahr schwebten. Jedenfalls kam die Fendy plötzlich hereingestürmt und behauptete, Gaswolken würden durch den Türschlitz in den Flur ziehen, es müsse dringend gelüftet werden. Sie knipste das Licht an, schaltete den Fernseher aus und riss die Gardinen auf. Die Reste von den Kohlrouladen haben wir sie selbst raustragen lassen. Eine Viertelstunde sind wir solange um den Pudding gegangen, bis oben alles wieder frisch hergerichtet war. Danach haben wir uns wieder zum Arbeitsgespräch niedergelassen.

Wie gesagt, wir sind gut vorangekommen. Trotzdem gab es leider ein paar Störungen, die – das muss ich zugeben – nicht allein auf Fendys Mist gewachsen waren. Der Pit nämlich hatte den kleinen Emil mitgebracht. Verabredet war das zwar nicht gewesen, aber der Pit meinte, dass der Lütte Junior ihm die ganze Zeit die Ohren vollgeheult habe, dass er unbedingt mitwolle, und da er zu Hause sowieso die Hauptlast seiner Erziehung trage, sei es vielleicht gar nicht so verkehrt, ihn mitzubringen, um zu gucken, für was er schon zu gebrauchen sei oder in welche Richtung man ihn noch mehr fördern müsse. 

Pit und Emil: Homeschooling

 
Nun immerhin, männlich ist er ja, abgesehen davon aber ein absoluter Reinfall. Unser Minecraft hat er nicht verstanden, den „Terminator‟ fand er langweilig. Bilderbücher für Kinder besitzen wir aber nicht mehr, seit der Max ausgezogen ist. Also ist er dauernd in die Küche gelaufen und hat dort der Fendy gepetzt, was wir gerade machen. Die fand das natürlich hochinteressant und hat alles brühwarm mit einem empörten „Stellt euch vor …!‟ per Handy an die Cora und die Luna weitergegeben. Einmal ist der Knips auch auf den Balkon geraten. Dort hat er überall seine Nase reingesteckt – leider auch in den Topf mit dem Sauerkraut. Offenbar kannte er so was noch nicht, sonst hätte er gewusst, dass man davon himmelschreienden Dünnschiss kriegt. Als Folge mussten wir reihum mit dem Kackbeutel in Mund oder Schnabel alle fünfzehn Minuten hinter dem Blödmann die drei Stockwerke runterrennen, damit es in der Wohnung kein Malheur gäbe. Dafür wäre die Cora jetzt gut gewesen. Uns hat das natürlich empfindlich in der Konzentration auf die Befreiungsaktion gestört.
„Wieso? Ihr guckt doch gerade Film‟, hat der Emil gestaunt.
Respekt vor Weisheit und Alter muss man ihm also auch noch beibringen.

Abends hatten wir dann endlich Feierabend. Puh, Gott sei Dank. So ein Arbeitstreffen schlaucht ganz schön. Wir haben jetzt Minecraft gespielt und „Terminator 3‟ geguckt. Die Fendy war so nett und hat uns Drinks serviert. Sehr lecker, mit Alkohol, glaube ich. Alle haben wir mehrmals um Nachschub gebeten, weil wir Durst hatten. Das Wurstbüfett war wohl etwas salzig gewesen und auch die Oliven schrien nach Flüssigkeit. Die Fendy kam ununterbrochen mit dem Tablett auf dem Rollbrett ins Zimmer geschoben. Am Ende waren wir ziemlich angeschlagen und der Emil komplett außer Gefecht gesetzt. Er hatte die Cocktails für Orangensaft gehalten. In der angespannten Bewirtungssituation war das niemandem aufgefallen. Während wir andern noch bis Mitternacht aushielten („Aim ä Barbie-Gööörl‟), bevor wir schnarchend aufs Sofa fielen (ja, der ungeübte Erik auch mittenmang dabei), hatte es den Emil schon um acht Uhr unter den Küchentisch gekippt. Vermisst hatte ihn, glaube ich, niemand. 

Muss man vertragen können
 

Dafür brachte er dann am andern Morgen unsere Tagesplanung durcheinander. Geplant war nämlich, dass der Pit mit dem Lütten und dem Karlsson vom Firmenwagen abgeholt und nach Hause gefahren würde. Das fiel jetzt flach, weil der Knips erst mal verarztet werden musste. Die Putze hatte ihm Kamillentee gekocht und die Fendy hockte neben ihm auf dem Fußboden, sprach ihm Mut zu („Siehst du, was passiert, wenn man Alkohol trinkt?‟) und tätschelte ihm die Pfote. Reisefähig war der Knips in diesem Zustand keinesfalls. Leider aber musste der Karlsson pünktlich nach Hause. Er hatte sich nämlich unerlaubt von daheim entfernt und sich damit sowieso schon den Ärger von seinem Papa zugezogen, da der jetzt allein die vielen Äpfel von der Obstwiese klauben musste. Eine Fahrkarte mit dem Zug hatte der Karlsson daher nicht.

Uns blieb nichts anderes übrig, als den armen Kerl zur Autobahnauffahrt zu bringen. Von dort müsste er per Anhalter weiterkommen. Der Erik ist mitgefahren. Soweit wie möglich außerhalb, wohin die Straßenbahn noch fuhr, sind wir ausgestiegen. Wir haben noch gewartet, bis ein Transporter hielt und der Karlsson einsteigen konnte. Gern machen wir so was ja nicht, zumindest nicht, wenn jemand allein unterwegs ist, schließlich läuft man Gefahr, dass es einen plötzlich selbst in ein Labor verschlägt oder man buchstäblich das Fell über die Ohren gezogen kriegt, doch diesmal hatten wir keine Wahl. Es ist auch alles gutgegangen. Abends hat der Karlsson gleich Bescheid gesagt, sobald er Pollys Smartphone zu fassen gekriegt hatte. Sein eigenes war ihm vom Papa konfisziert worden.

Der Karlsson, unser einsamer Cowboy. Zum Frisör könnte er auch mal wieder gehen

 

Auf dem Rückweg habe ich den Erik zum Bahnhof gebracht. Er war auch noch reichlich knülle vom Vortag.
„Rieche ich nach Schnaps?‟, hat er mich angehaucht.
„Ist doch egal‟, habe ich geantwortet. „Die Fendy hat doch sowieso schon alles nach Celle gemeldet.‟
An seinen leicht zitternden Barthaaren konnte ich erkennen, dass ihm das nicht recht war.

Dem Emil ging es nach dem Abendessen besser. Er war wieder transportfähig. Ein Fahrer kam mit einer Limousine und holte ihn und den Pit ab. Ich sehe es nicht gern, wenn wir dauernd Lukes Geld bemühen müssen, aber unterm Strich war ich ganz froh, dass die beiden weggeschaftt wurden. Es war nämlich an mir hängengeblieben, den Lütten mit dem Kackbeutel auf die Straße zu begleiten, und das hing mir allmählich zum Hals raus. Noch mal mache ich das jedenfalls nicht, und radikale Tiere wird er mit uns auf gar keinen Fall befreien. Erst mal muss der Honk erwachsen werden. Das wird ja wohl hoffentlich noch etwas dauern.

Ich melde mich wieder, sobald die Laborkäfige auf den Müll gewandert sind und dankbare Kaninchenaugen zu uns aufschauen. Darauf freue ich mich schon. Bis bald. 

Euer Boff
 
Fotos: 
Pit, Emil: © Club der glücklichen Vierbeiner
Karlsson: © Tierrierhausen
Erik: © K. R.
© Boff

Kommentare

  1. Jooo, bin gut zu Hause gelandet. Mit dem Pabba läuft es auch wieder, wir Männers werden uns schon einig. Schöner Single Malt, langer Erfahrungsaustausch über Tramptouren und ergebnislose feuchtfröhliche Arbeitstreffen. Zufriedene Grüße vom Karlsson

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    1. Ja, leider. Du hast recht. Unser Arbeitstreffen war ergebnislos. Daher müssen wir es dringend wiederholen! Bei wem? Ich bringe die Fendy mit. Die kann uns dann wieder was mixen.

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  2. Also wir können das nächste Arbeitstreffen gerne bei uns machen. Ich glaube die Amy würde sich auch freuen Euch alle nochmal zu sehen. Selbst wird sie nicht mehr auf Reisen gehen können. Die Mama würde sie niemals mehr alleine fahren lassen.
    Aber, ich habe eine gute Idee. Emil war zwar etwas anstrengend, aber er ist nun mal auch der Lütte Junior. Ich habe ihm verdeutlich, dass alles was in Hannover war, auch in Hannover bleibt. Und er hat sich dran gehalten.
    Und wenn er nichts verpetzt, dann kann er bei der Befreiung der Kaninchen mitmachen und zwar steht er dann Schmiere.
    Bei diesen großen Lauschern hört er alles was uns auffliegen lassen könnte schon mindestens 10 km vorher.

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  3. Ok, können wir machen. Ihr wohnt an der Ostsee, nicht wahr? Da fahre ich sowieso gerne hin. Ich komme und bringe den Single Malt mit. Und einen Block Millimeterpapier, damit die Pläne endlich konkreter werden. Dass der Emil mitmacht, finde ich grundsätzlich ok, junge Leute muss man aufbauen, sagt mein Pabba auch immer. Bei einer radikalen Tierbefreiung braucht man jede Hand. Wir werden mit Emil auf eurem Landsitz üben. Wenn er versteckte Dinge, Personen oder Tiere sicher anzeigt, ist er reif. Radikale Grüße von Karlsson

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  4. Ich schließe mich dem Karlsson an. Das finde ich auch eine gute Idee, Pit. Ich meine beides: Den Lütten Junior mit seinen Radar-Ohren werden wir bestimmt als Schmiere irgendwie gebrauchen können - sofern er sich zwischenzeitlich als nützlich erweist. Ich finde, wir sollten mit ihm einen Hörtest machen. Einer stellt sich ans Ende der Straße und summt ein Lied und der Knips muss (gegen den Wind!) erkennen, um welche Melodie es sich handelt. Fürs Anzeigen von Dingen, Personen und Tieren haben wir ja den Karlsson und die Polly. Das muss der Lütte nicht können. Man soll vom Nachwuchs nicht zu viel verlangen, die beherrschen dann alles nur halb. Aber eigentlich ist es eine schöne Gelegenheit, damit die Amy all ihre Freunde noch mal sieht. Es geht ihr ja nicht gut (https://4beiner.wordpress.com/2022/11/12/es-ist-an-der-zeit-tschus-zu-sagen/) Ich habe schon alle antelefoniert. Alle werden kommen, auch die Mädels. Das finde ich außerdem sehr praktisch, weil die dann Getränke servieren und Schnittchen machen können, während wir Männer uns noch mal in die Pläne vertiefen. Ich bringe Wachsmalstifte mit. Damit können wir das Milimeterpapier exakt gestalten. Also bis dann. Pit, heiz schon mal den Kamin an. Wir wollen es gemütlich haben.

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  5. Also unsere Koffer sind gepackt. Wir sind sozusagen startklar für das nächste Arbeitstreffen. Aber Getränke und Schnittchen serviere ich nur der Amy, dass das gleich klar ist.
    Für die radikale Tierbefreiung horten Erik und ich schon Möhren und getrocknete Kräuter. Unsere Familie denkt, wir futtern in letzter Zeit so viel, um uns vor der Kälte zu schützen. Wenn die wüssten, dass die Hälfte der Sachen im Versteck schön säuberlich gestapelt liegen...

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    1. Oooch, sei doch nicht so spielverderberisch. Ihr Mädels könnt einfach am besten servieren. Das liegt euch im Östrogen. Wir Männer nehmen ja nur gern eure Dienste in Anspruch, weil wir damit zeigen wollen, wie sehr wir euer Können verehren. Jawohl. Wir sind eure größten Bewunderer. Ehrlich!

      Dass ihr schon mal Nahrung beiseite schafft, ist gut. Euch ist ja wohl klar, dass ihr dann einen guten Teil der Befreiten aufnehmen müsst? Ja, wo sollen sie sonst hin? Ihr seid die Einzigen mit artgerechter Ausstattung. Dann müsst ihr halt mal ein bisschen zusammenrücken, du und der Erik. Eure Leute werden das schon verstehen, da bin ich mir ganz sicher. Und irgendwann wird's den armen Socken ja auch wieder besser gehen und dann seid ihr sie wieder los. Also nur Mut. Alles nur halb so schlimm.

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  6. Liebe Freunde, bitte keine Aufregung wegen des Caterings. Das ist schon alles geregelt. Der Luke hat extra einen Spitzenkoch für uns gebucht und es wird uns an nichts fehlen. Ganz besonders würde er sich auf den Erik freuen. Mit dem möchte er gerne mal wieder ein Gespräch unter vier Augen führen.
    @ Karlsson, wir wohnen leider nicht an der Ostsee, sondern ganz nahe an der Elbe. Bestimmt kennst Du das Lied: an der Alster, an der Elbe an der Bill.
    Der Lütte Junior freut sich auf seinen neuen Job. Endlich was für ihn zu tun. Er ist stolz wie Oskar, da Luke ihn nicht mit im Familienbetrieb mitarbeiten lassen will, wegen Kinderarbeit und so.
    Ein Teil der befreiten Kaninchen kann dann ja bestimmt zu Karlsson auf sein Gut und ein Teil kann zu uns kommen. Wir haben viele Kaninchen auf unserem Grundstück. Nur wenn die hier eine Treibjagd veranstalten, dann sollten die Langohren sich Nahe am Haus aufhalten, sonst kann das böse ausgehen. Da kämen sie vom Regen in die Traufe.
    Also Leute, macht Euch auf die Socken, wir warten auf Euch.

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  7. Ich habe die Lebensgeschichte von Amy gelesen. Hunde sollen es gut haben, ihr Leben lang und auf dem letzten Abschnitt auch. Das fordere ich!! Für alle Hunde!! Und für mich!!
    Mein Plan sieht ja eigentlich vor, dass die befreiten Versuchskaninchen gut gefüttert werden, gesund gepflegt werden, von Erik mit KaninHopp wieder hochtrainiert werden und dann in die Freiheit entlassen werden.
    Grüße von Karl Sonne (heute im Schnee)

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    1. Aber Karlsson, nicht nur die Hunde sollen es gut haben, sondern alle Tier. Auch Katzen (die müssen es besonders gut haben denn im alten Ägypten wurden wir als Götter verehrt und das haben wir bis heute nicht vergessen) und natürlich die Pferde sollten nicht vergessen werden.
      Die Idee mit den KaninHopp ist sensationell und da wir durch die Befreiung sowas wir Manager sind, werden ein großer Anteil von der Gage an uns gehen und davon fahren wir dann in den Urlaub.

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