[mɜˈdɜirɜ]

Wir saßen im Flugzeug. In Hannover waren wir eingestiegen. Jetzt flogen wir schon vier Stunden, konnten aber nichts sehen am Fenster außer dem grisselligen Grau der Wolken. Unter uns musste der Atlantik sein, denn in 15 Minuten würden wir landen und wir wussten, dass Madeira eine Insel ist. Sie liegt etwa 600 km westlich der afrikanischen Küste. Drum herum ist nur Wasser. Wir freuten uns auf die Landung, weil es auf unsern beiden Sitzen ziemlich eng war. Auf dem einen hatten sich der Pit (inklusive Proviantbeutel), die Cora, die Luna und die Fendy zusammengequetscht. Den zweiten Sitz teilte ich mir mit dem Karlsson. Andere Kombinationen hatten wir zwar ausprobiert, waren aber wegen mangelnder Effektivität davon abgekommen. Es waren Fensterplätze, immerhin, aber jedes Mal, wenn sich jemand vorbeugte, um einen Schluck Orangensaft zu nehmen, oder die Bordillustrierte aufgeschlagen wurde, rutschte die Cora gegen die Luna und die Fendy knallte mit dem Kopf gegen Pits Fresstüte oder drohte in den Fußraum zu trudeln. Das war doch kein Zustand! Schon daran hätten wir merken müssen, dass etwas nicht stimmte. Doch zunächst dachten wir nur an die Landung, damit wir endlich unsere Glieder ausstrecken könnten. Viereinhalb Stunden sind eine ganz schön lange Zeit, und der Karlsson hat mich bei jedem Luftloch angemeckert, ich soll mich nicht so in sein Fell krallen, das sei seiner Frisur abträglich.

Als wir endlich Funchal ansteuerten (das ist die Hauptstadt von Madeira) und sich die lieblich unter strahlendem Blau in einladendes Sonnenlicht getauchte Silhouette der Stadt vor uns entfaltete, konnte keiner ahnen, was es mit diesem Flughafen auf sich hat. Hätten wir nämlich gewusst, dass man als Pilot eine Sondereinweisung benötigt, um in Funchal landen zu dürfen, hätte es sich manch einer vielleicht noch mal überlegt und die Anreise per Schiff vorgeschlagen. Der Flughafen gehört zu den gefährlichsten der Welt. Die fast 3 km lange Landebahn befindet sich zum Teil als eine Art Brückenkonstrukt auf hohen Säulen gelegen am Inselrand, so als ob man sie seitlich ans Land geklebt hätte. Erst fliegt man parallel an Funchal vorbei, dann macht man eine scharfe Kurve und peilt die Landebahn von der andern Seite an. Das Flugzeug kommt also nicht gerade angerauscht, so wie es sich gehört für jeden stinknormalen Flughafen, sondern in einer Kehrtwende. Dabei muss der Pilot per Hand (!) die Turbulenzen ausgleichen, die es hier wegen der besonderen Thermik immer gibt. Mit Automatik landen kann man in Funchal nicht.

Funchal

 

Du liebe Güte, hatte denn nicht wenigstens die Luna davon gehört? Schließlich oblag ihr die Organisation der Reise und es wäre ihre Aufgabe gewesen, uns sanft darauf vorzubereiten. Stattdessen geriet die Maschine plötzlich heftig ins Schaukeln, während wir uns schon im Landeflug befanden und nichtsahnend jeden Augenblick den sicheren Touchdown erwarteten.  
„Huh – oh – ah!“, hat die Cora gestöhnt.
Sie hielt die Flügel steil nach oben gerichtet, so als säßen wir in der Achterbahn.
„Lass los!“, war vom Pit zu hören.
Damit meinte er die Fendy, die ihm bäuchlings auf den Buckel gehopst war und sich nun festhielt wie ein Koala-Junges bei der Mutter. Die Provianttüte hatte er vor Schreck fallen lassen. Dicke Brocken klebriger Malzbonbons eroberten den Fußraum.
„Was willst du denn damit?“, hat der Karlsson noch entsetzt herausbringen können, bevor er nach rechts gegen die Lehne prallte und dem Pit mit dem Schädel einen Kick in die Seite versetzte. Ich wäre dabei fast zerquetscht worden. Von der Luna konnte ich nur eine ausgestreckte Pfote erkennen. Die Sicherheitsgurte gaben keinen guten Halt. Zwar hatten wir sie natürlich angelegt, aber weil wir uns die beiden Gurte zu sechst teilten und keiner mit dem Geschaukele gerechnet hatte, wurde es eine ziemlich rutschige Angelegenheit.
 
Doch wir erreichten ohne weitere Zwischenfälle den rettenden Boden. Verletzt hatte sich niemand. Nur der Pit war sauer, dass keine Zeit blieb, die Malzbonbons aufzusammeln.
„Ich kauf dir 'nen ganzen Süßigkeitenladen“, hat die Fendy ihm beleidigt versprochen.
Brummend ist er die Gangway runtergeschlichen.
 
Die Luna hatte wieder ihre schicke rote Designertasche mit dem goldenen Verschluss dabei. Kein Wunder, denn sie musste ja wieder allerlei Semesterunterlagen ausfüllen. Die Reise hatte sie spottbillig im Zuge eines Praktikums erhalten. Wir andern brauchten nur Taschengeld mitzubringen. Daher waren wir auch sehr gespannt, was uns erwartete. Nähere Auskünfte zu Hotel, Ablauf und Eigenarten der Reise hatten wir nämlich nicht eingeholt, vertrauend auf Lunas Professionalität als künftige Touristikfachkraft. Eine kleine Korrektur war dennoch nötig.
„Hömma“, hat sich die Cora gemeldet. „Das mit der Landebahn, das hätte du uns schon sagen können, nicht?“
„Ach was“, hat die Luna den Einwand weggewischt. „Ich dachte, ihr seid erfahrene Globetrotter. Lukla in Nepal ist ja auch nicht gerade Anflug von der Stange, und das habt ihr ja auch überlebt.“
Und zum Karlsson gewandt:
„Kannst du mir bitte wieder die Collegetasche tragen? Sie schleift sonst auf dem Boden und geht kaputt.“

Prima, da konnten wir uns gleich anschließen. Die Fendy und ich nahmen auf Karlssons Rücken Platz. Unter uns seufzte es schicksalsergeben. Na, na, so fett ist die Fendy nun auch wieder nicht, außerdem sollte sich der Karlsson allmählich an seine Aufgabe als Lastentransporter gewöhnt haben. Die Karawane steuerte den Ausgang an, angeführt von der Luna, die sich aber bald von einer Dame mit Pappschild an die Seite leiten ließ. Irgendwas von „Residência“ stand auf dem Schild. Das hörte sich schon mal gut an. Uns wurden die Rucksäcke abgenommen, und die Dame führte uns zu einem Auto. Wir fuhren durch die Stadt. Funchal ist nicht sehr groß, nur ca. 120.000 Menschen wohnen dort, aber die Häuser verteilen sich weitläufig bis die Hänge der angrenzenden Berge hinauf. Wolkenkratzer sucht man hier vergebens. Etwas außerhalb an einem der Hänge gelegen hielten wir an. Das Hotel war weiß gestrichen, von einer hohen Mauer umgeben und mit einem großen gusseisernen Tor versehen. An den Seiten hingen dicke Stauden einer lila Pflanze herab.
„Hübsch“, hat sich der Pit umgeschaut.

Als wir die Lobby betraten, fielen die zahlreichen alten Leute auf, die hier saßen und sich an ihren Rollator lehnten. Sie musterten uns neugierig.  
„Huhu!“, hat die Fendy ihnen unbekümmert zugewinkt.
Keine Antwort. Aber wir wurden ohnehin gleich weitergeschickt zu unserem Zimmer im ersten Stock. Es war sehr klein mit einem Doppelbett, aber mit einem wundervollen Blick aufs Meer. Der Karlsson hat gleich die Balkontür aufgemacht.
„Guckt mal“, hat er uns herangewinkt. „Dort unten im Garten – auch alles alte Leute.“
Wir schauten hinab auf ordentliche Blumenbeete, einen großzügigen Rasen mit Sonnenschirmen und Sitzmöbeln, darin verteilt weißhaarige Frauen und Männer und ebenso viele Gehhilfen.
„Vielleicht weil's hier im Hotel einen Fahrstuhl gibt?“, hat die Cora die Achseln gezuckt.
Hm, möglich. Barrierefrei wäre immerhin ein gutes Marketingelement für ein Hotel. Alte Leute wollen ja schließlich auch verreisen, und da wäre es nur klug, wenn man sich auf solche Angebote spezialisierte. Nur warum mussten ausgerechnet wir hier absteigen? Oder, Luna? Was meinte sie eigentlich dazu?

Die Luna dachte gar nicht daran, uns zu antworten. Sie sortierte flötend im Bad Waschlappen, Haarbürste und Deo in eines der Regalfächer. Dann klopfte es an die Tür. Die Dame vom Flughafen  lud uns auf einen kleinen Willkommenstrunk in den Speisesaal. Außerdem sei das Mittagessen angerichtet. Wir wurden gebeten, uns zügig dort einzufinden.

Dem Pit musste man das nicht zweimal sagen. Er legte augenblicklich seine Kekspackung (die er sonst woher hatte) beiseite und marschierte schnurstracks zum Aufzug, um schon mal den Fahrstuhl zu holen. Wir andern guckten uns an: Speisesaal? Mittagessen? Na ja, wahrscheinlich hatte die Luna ein Pauschalpaket gebucht mit Vollpension und festen Essenszeiten. Sicher hatte alles seine Richtigkeit, und erwartungsvoll sind wir der Omi nachgetapert, die wir im Erdgeschoss auf dem Korridor gefunden hatten und die mit ihrem Rollator bestimmt genau dorthin wollte, wo auch wir erwartet wurden. Tatsächlich erreichten wir einen großen, luftigen Saal, in dem runde Tische standen. Beschürztes Personal fuhr dampfende Teller auf großen Servierwagen durch die Gegend. Alle Gäste hatten ausnahmslos weißes Haar. Andere Tiere waren nicht zu sehen. Das machte uns stutzig. Wo waren wir gelandet? Im Seniorenclub „Jetzt erst recht?“ Oder – wie die Fendy flüsternd vermutete – bei der Hexe im Hänsel-und-Gretel-Wald, nur in der modernen Version?

Ich wollte gerade eine verbindliche Frage an die Luna richten, als eine temperamentvoll gestikulierende Dame angerannt kam und uns zu einem der Tische führte. Es war die Direktorin des Hotels. Sektgläser mit Orangensaft warteten auf uns. Man hieß uns herzlich willkommen und wünschte uns einen angenehmen, fruchtbaren Aufenthalt auf der schönen Insel Madeira und natürlich hier im gastfreundlichen Haus:
„Unsere Bewohner freuen sich schon sehr auf euch!“
Der Fendy entfuhr ein schriller Ton, der alles andere als melodisch war. Fast hätte sie sich hinter der Luna versteckt.
„Nimm dich zusammen!“, hat der Karlsson ihr zugezischt. „Über Flucht können wir später nachdenken.“
Wir andern griffen nach den Sektgläsern und prosteten erst der Hexe zu, dann den übrigen Anwesenden, die vereinzelt ebenfalls nach ihrem Wasserglas griffen und es uns entgegenhielten. Der Rest mampfte ungestört weiter. Was dann gesagt wurde, konnten wir allerdings nicht mehr verstehen, weil es Einheimisch war. Offenbar hielt die Direktorin den Leuten eine kleine Rede, wahrscheinlich über uns, denn sie drehte sich immer wieder zu uns um und die Alten nickten gierig dazu. Komisches Verhalten für ein Hotel, das fand auch die Cora und die musste es ja wissen, so oft, wie sie schon abgestiegen war in allen möglichen Herbergen. Anschließend durften wir uns endlich ungestört dem Essen widmen.
„Wurde ja auch Zeit“, hat der Pit gemeckert.
 
Für den Anfang nicht schlecht
 
 
Auf unserem Tisch standen Karaffen mit Wasser und Zitronenlimo und bald auch Teller mit Risotto und einem Fischauflauf. Zum Dessert gab es Vanille- und Schokopudding in winzigen Schälchen.
„'n bisschen kniggerig, nicht?“, fand die Fendy.
Wie wir später erfuhren, standen immer nur zwei Gerichte zur Auswahl, wobei man aber immer nur eins bekam, je nachdem, für was man sich am Vortag schriftlich oder mündlich entschieden hatte. Nur diesmal, weil wir ja gerade erst angekommen waren, hatte man uns beides serviert. Es schmeckte nicht schlecht, eigentlich sogar sehr gut, wenn man von den unbefriedigten Bedürfnissen gewisser Mitreisender absah.
„Meine Zähnen flehen nach Fleisch!“, hat der Karlsson theatralisch ausgerufen.
Okay, es stimmte, viel zu kauen gab's bei dem Essen zwar nicht, aber ansonsten fanden Fisch und Risotto reißenden Absatz. Wir Vögel und die Luna teilten uns den Reis und den Rest kriegten der Pit und der Lockensepp. Die Fendy guckte sich noch immer ängstlich um. Außer Geschirrgeklapper und Gemurmele war aber nichts Verdächtiges zu bemerken.

Kurz bevor wir aufstehen wollten, kam eine der Kellnerinnen und legte der Luna ein Blatt Papier auf den Tisch. Ich pickte es mir schnell mit dem Schnabel heran, bevor die Luna zugreifen konnte. Als hätten wir uns verabredet, knallte der Pit noch rasch seine Krallen drauf und schob den Zettel in seinen Fressbeutel, den er neben sich auf dem Sitz liegen hatte. Sehr gut, so konnten Beweise gesichert werden. Mit der Luna würden wir uns nämlich jetzt mal genauer unterhalten müssen. Hier war doch was faul. Das sollte sie uns mal ganz in Ruhe erklären.

Auf dem Hotelzimmer habe ich mir gleich den verdächtigen Fetzen vorgenommen. Mir gingen die Augen über. Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
„Was ist?“, hat der Karlsson gedrängelt.
Ich fasse mal zusammen: Die Luna hatte eine Woche Unterkunft mit Vollpension gebucht. So weit, so gut. Aber: Dafür waren wir hier in der „Residência Casa dos cabelos brancos felizes“ vertraglich verpflichtet, täglich zwei Stunden am Vormittag für gesundheitsfördernde und psychosoziale Maßnahmen zur Verfügung zu stehen. Häh? Verpflichtet? Wozu? 
 
Wir brauchten lange, um die harmlos vor sich hinblickende Luna dazu zu bringen, uns endlich restlos über alles aufzuklären, was hier vor sich ging – inklusive Thema und Ziel ihres Praktikums. Was Letzteres betraf, so lautete ihre Hausarbeit „Paradies für Senioren? Geriatrische Herausforderungen für den Tourismus“. Unser Hotel war ein Altenheim und wir die Schoßtiere, die sich täglich zwei Stunden lang von den Alten streicheln und begabschen lassen sollten. Das zeitige erwiesenermaßen einen positiven Effekt auf die Stimmung und damit auf die Gesundheit, stand ebenfalls auf dem Zettel.
„Ja, aber nicht auf meine!“, hat die Cora geschrien.
Nun passte plötzlich alles zusammen: die engen Sitze im Flieger auf Sparticket, das einfache, billige Zimmer, die Massenverpflegung ohne Speisekarte, die komische Ansprache der Direktorin und obendrein die Pflicht, sich den – im wahrsten Sinne des Wortes – zupackenden Bedürfnissen wildfremder Omas und Opas zu unterwerfen. Na, Mahlzeit. Wir waren bedient.  

Die Luna hat aber nur die Achseln gezuckt:
„Ihr hättet ja vorher fragen können, dann hätte ich euch alles erzählt.“
Ach, jetzt waren wir auch noch selbst schuld?
„Na, sicher. Ihr seid verwöhnt. Was ist schon dabei, jeden Tag zwei popelige Stunden alten Leuten eine Freude zu machen? Außerdem sind wir hier fast umsonst auf Madeira. Die restliche Zeit können wir ja tun und lassen, was wir wollen.“
Okay, wenn man den finanziellen Aspekt betrachtete, so mochte die Luna vielleicht recht haben, aber eins leuchtete noch immer nicht ein: Was hatte das Altenheim mit Tourismus zu tun?

„Nichts“, hat die Luna unumwunden zugegeben. „Wir wohnen hier nur billig. Für den Tourismus seid ihr zuständig. Ich werde euch am Ende der Reise einen Fragebogen geben. Den füllt ihr mir bitte aus. Ich brauche eine gute Zensur für mein Praktikum.“
„Mooooment!“
Das war der Pit, der sich meldete.
„Heißt das etwa, wir laufen hier unter … Senioren?“
„So isses. Urlaub verbringende betagte Reisende – so wie es im Titel meiner Hausarbeit steht. Du bist doch schon 17, oder nicht? Der Karlsson wird 13, und die Cora hat bald sogar eine 3 vor der zweiten Zahl. Bessere Kandidaten könnte ich gar nicht finden. Besonders der Karlsson mit seiner Diät wird mir viele Punkte bringen.“

Hihihi, es war überaus lustig anzuschauen, wie rundherum die Kinnladen runterklappten. Der Cora stand der Schnabel offen.
„Ich bin noch total fit!“, hat sie geplärrt.
„Natürlich“, hat die Luna bestätigt.
„Und was machen dann der Boff und die Fendy hier? Die sind doch gar nicht alt“, hat der Karlsson eingeworfen.

Boah, wie fies: Uns ereilte die Niedertracht der Opfer. Weil sich die andern über den Tisch gezogen fühlten, indem sie jetzt irgendwie die Forschungsteilnehmer geben mussten, wollten sie wenigstens Entlastung bei der Altenpflege erreichen und mir und der Fendy die Hauptlast des therapeutischen Grabschens auferlegen – und natürlich der Luna. Aber nicht mit mir. Haha, ich hatte ja noch einen Trumpf im Ärmel. Doch davon später mehr. Erst mal hatten wir frei. Die Insel wartete auf uns.
„Ich lass mir die Stimmung nicht vermiesen“, hat der Karlsson mit Nachdruck zur Luna gesagt, und alles, was älter war als zehn, hat genickt.
Na, prima, dann konnten wir ja jetzt die Streitigkeiten beseitigen und uns angenehmeren Dingen widmen.

Wir sind in die Stadt hinabgelaufen. Die Fendy und ich durften aus Sicherheitsgründen wieder beim Karlsson auf dem Rücken mitreisen. Die Luna hatte ihren Rucksack gebuckelt, die Cora ihre Kamera dabei und der Pit seine Überlebenstüte aus dem Speisesaal. Darin befanden sich Brotscheiben und Oliven, die beim Mittagessen auf den Tischen gestanden hatten. Von unserm Hügel aus wurden wir mit einem prima Blick auf die Dächer belohnt, die sich weitläufig vor uns ausbreiteten und in die wir eintauchten, je tiefer wir stiegen. Weiter hinten lag der Hafen mit dem schönsten blauen Meer, das man sich denken kann. Und noch etwas war nicht zu übersehen: die Seilbahn, die neben uns ihre Gondeln hoch und runter schickte. Wohin führte sie?
 
Nee, das ist kein Skilift

 
„Nach Monte, in einen Vorort der Stadt“, hat die Luna gewusst. „Von dort kann man mit den berühmten Schlitten nach Funchal runterfahren.“
Au ja! Davon hatte die Cora schon mal irgendwo in einem Buch gelesen. Das sind geflochtene Körbe mit Hufen drunter. Früher hat man sie genutzt, um die Ernte in die Stadt zu kriegen, heute verdient eine ganze Branche ihr Geld damit. Jeweils zwei weiß gekleidete Herren steuern den Korb mit ihren Füßen und bremsen ihn auf die gleiche Weise, falls es nötig sein sollte.

Wir gingen zur Haltestelle und fuhren mit der Gondel den Berg hinauf. Der Karlsson hielt sich gut. Er wurde nicht ohnmächtig und auch nicht weinerlich. Bravo! Der Max hatte mir von ganz andern Zwischenfällen berichtet, allerdings geht’s zum Zuckerhut in Rio auch ein bisschen luftiger hinauf als nach Monte. Hier oben hatte man einen noch phantastischeren Blick als von unserm Zimmer aus. Ui, das Wasser reichte bis zum Horizont, so weit man auch guckte.
„Ist oft so bei Inseln“, hat der Pit gesagt, der Klugscheißer.
Ja, Mann, ich war ja noch nie auf einer Insel. Da darf ich meiner Verwunderung ja wohl mal laut Ausdruck verleihen, nicht wahr?

In Monte gibt es außerdem einen tropischen Garten und eine alte Kirche zu besichtigen. Oh-oh! Über Letztere wollen wir lieber gar nicht erst reden. Ich hatten den Anti-Popel-Trank für den Pit zu Hause in Hannover vergessen. Mist. Also lieber gar nicht erst ein Risiko eingehen. Daher habe ich sofort aufgezeigt und gesagt, dass ich sehr an dem Besuch im Garten interessiert sei, unbedingt. Das wurde allgemein genehmigt und mir fiel ein Stein vom Herzen.

Hier guckten wir natürlich nur von außen


Nicht umsonst nennt man Madeira auch die Blumeninsel. Seit 1991 gibt es den Monte Palace Tropical Garden. Hier sind wir an einem großen rechteckigen Blumenbeet mit exakt geschnittenen geometrischen Mustern vorbeigekommen. Allerlei Kakteen und Palmen und Pflanzen mit knallig bunten Blüten säumten die Ränder.
 
Stifte raus, nachzeichnen - freihändig!


„Oh, wow! Was für 'ne Arbeit!‟, hat die Fendy gestaunt.
Die Cora musste extra mit ihr hingehen, um sie vor einem der Beete zu fotografieren. Dazu lag die Cora mit der Digicam auf dem Bauch, damit die popelige Fendy überhaupt zu sehen war, weil die Blüten höher standen als sie selbst. Die Luna ist dann auch noch schnell hingehoppelt für ein Erinnerungsfoto.
„Für meine Leute daheim‟, hat sie gesagt und sich in Position gesetzt.
 
Die Gelegenheit haben wir Männer genutzt, um den Spaß ein wenig zu erhöhen, wenn die Weiber zurückkämen. Der Karlsson, der Pit und ich sind abgehauen, über den Weg und dann querfeldein in ein Gebüsch. Von dort konnte man gut beobachten, wie die drei angelatscht kamen. Irritiert guckten sie sich um. Nanu, keiner mehr da? Eine geschlagene Viertelstunde haben sie ausgeharrt, dann hat die Luna sich auf die Hinterbeine gestellt und laut gerufen: „Wir gehn jetzt Eis essen‟ – und da ist neben mir doch allen Ernstes der Pit roboterhaft aufgestanden und aus dem Grün getreten und zu den Mädels hingelaufen, einfach so, wie an einem unsichtbaren Faden gezogen.
„Mit dem müssen wir mal ein ernstes Wort reden‟, hat der Karlsson geseufzt.
Fand ich auch. So ging's ja nun nicht, unsere männlichen Interessen zu verraten, nur um sich was hinter die Kiemen zu schieben.
„Schreib das mal in deinen Bericht‟, hat der Karlsson die Luna angewiesen, als auch wir die Gruppe erreicht hatten. „Madeira verursacht bei manchen Kreaturen Geistesaussetzer und Heißhunger.‟
Alles guckte zum Pit, doch der kramte nur ungerührt in seiner Tüte, so als ginge es ihn nichts an.

Eine Eisdiele haben wir nicht gefunden. Stattdessen sind wir Wanderwege gegangen. Manche waren von Bäumen gesäumt, andere führten an Skulpturen, niedrigen Viadukten und kleinen Wasserfällen vorbei. Der Garten war fernöstlich inspiriert. Das allerdings wird nicht der Grund gewesen sein, warum die Luna plötzlich aufs Gas drückte. In einem Affenzahn hoppelte sie jetzt vorneweg. Oft drehte sie sich um und rief, dass wir uns mal ein bisschen beeilen sollten, wir wären doch hier nicht in der Reha:
„Los, zack-zack, bitte ein wenig flotter.‟
„Genau!‟, kam es vollmundig von der Fendy retour.
Dafür wurde sie vom Karlsson in einer Vollbremsung vornüber aufs Pflaster gekippt. Ich hatte mich noch rechtzeitig festhalten können. Passiert ist der Fendy nichts, aber sie war natürlich eingeschnappt. 
 
Auch das ist der Botanische Garten


Mann, was war hier los? Die Luna rächte sich für unsern kleinen Scherz am Blumenbeet (und für was sonst noch) mit einem Dauerlauf und jetzt qualmten dem Pit und dem Karlsson die Sohlen. Die Cora ging schon lange nicht mehr zu Fuß, sondern flog nebenher. Die hinderliche Digicam trug die Luna im Rucksack. Keiner hatte mehr Lust auf die Latscherei, so hübsch es in dem tropischen Park auch sein mochte.
„Okay, okay, Frieden‟, hat der Karlsson eingelenkt.
Immerhin, die Hoppellola blieb daraufhin stehen, obwohl sie so tat, als wüsste sie nicht, um was es ging. Eins zu Null für sie. Unentschieden insgesamt. Was das betraf, hätten wir auch die Polly mitnehme können. Die rennt ja auch immer so blödsinnig vorneweg.

Den restlichen Ausflug verbrachten wir in Eintracht und Harmonie. Der Pit verteilte Oliven. An der Schlittenhaltestelle stiegen wir in einen Doppelkorb. Alle passten bequem hinein. Die Luna zahlte für uns. Und los ging's die steilen Gassen hinab, manchmal scharf um die Kurve und manchmal so rasant, dass ich schon dachte, dass wir gleich an einer Hauswand kleben blieben. Doch die weißen Männer hatten alles gut im Griff. Nur singen taten sie nicht, so wie die Gondoliere in Venedig, vermutlich weil nicht genug Zeit dafür blieb. In guten zehn Minuten waren wir nämlich bereits unten. 

Hui, das ging flott


Als wir ausstiegen, bemerkte die Cora, dass die Fendy fehlte. Du liebe Güte, was war jetzt schon wieder passiert? Wenig später kam sie schimpfend und fluchend angeflogen. Der Fahrtwind hatte sie dem Karlsson vom Nacken gefegt.
„Du musst dich eben besser festhalten‟, habe ich gesagt.
Dicke Tränen kullerten ihr in den Ausschnitt, der Schnabel zitterte herzzerreißend. Die Luna schaute mich böse an, als ich die Augen zum Himmel schickte. Den letzten Teil des Ausflugs mussten wir daher unter weiblicher Regie verbringen. Erst fuhren wir mit dem Bus in die Altstadt, dann aßen wir endlich unser Eis draußen vor einer Eisdiele und schließlich gingen wir bummeln. An jedem Touristenstand wurden die Postkarten durchgesehen und die Sonnenbrillen aufprobiert. Mit dem Flügel wurde in Schaufenster gezeigt und „Oh‟ und „Ah‟ gerufen, wenn sich dort etwas besonders Begehrenswertes zeigte. Die Laune der Fendy hatte sich inzwischen restlos erholt, dafür latschten wir Jungs umso lahmer hinterher. Am Ende musste der Karlsson auch noch zwei Einkaufstüten tragen, die ihm fröhlich um den Hals gehängt wurden. Darin befanden sich eine hellblaue Schirmmütze für die Cora, ein rosa Halstuch (in Wahrheit ein Brillenputztuch mit Tukan-Print) für die Fendy und ein Fülleretui mit aufgesticktem Madeira für die Luna.
„Ich seh aus wie ein Idiot", hat sich der Karlsson aufgeregt, als wir in den Bus stiegen zur Heimfahrt.
„Ja‟, hatte ich versehentlich geantwortet, und das machte es leider nicht besser. 

In der Altstadt von Funchal


Zum Abendessen kriegten wir gekochten Fisch mit Kartoffelpüree und zum Nachtisch Brüllcreme. Das ist eine helle französische Masse mit Karamellkruste. Das zweite Gericht bestand aus Würstchen mit Spiralnudeln. Immerhin, der Karlsson blühte auf. Bei der Gelegenheit kreuzten wir auch gleich unsere Wünsche für die kommenden Mahlzeiten an. Grünzeug für die Luna war Gott sei Dank fast immer dabei. Die Cora, die Fendy und ich konnten uns ja notfalls auch längerfristig mit den Beilagen behelfen. Frühstück gäbe es von 7.00 Uhr bis 8.00 Uhr. Gut. Wir machten, dass wir aufs Zimmer kamen. Der erste Tag war aufregend gewesen, jetzt waren wir hundemüde. Die Luna wollte noch schnell was aus dem Reiseführer vorlesen, um uns auf die nächste Etappe einzustimmen, aber da schnarchte die Cora schon. 
 
Am Morgen, als wir gerade unser Omelette und den Obstsalat aufgegessen hatten („Kein Wurstbrot?‟ –  Ratet mal, von wem das kam), wurden wir erneut von der temperamentvollen Direktorin aufgesucht. Diesmal teilte sie uns die Uhrzeit mit, zu der wir uns zum Begrabschprogramm einzufinden hätten. Pünktlich um neun standen wir bereit. Der Speisesaal war jetzt leer bis auf eine kleine Gruppe interessierter Weißscheitel, die schon auf uns wartete.
„Machen wir halt das Beste daraus‟, ist die Luna mutig vorgeprescht und geradewegs einem Opa auf den Schoß gehopst.
Die Cora hat es ihr nachgemacht. Vorsichtig griffen zittrige Hände nach ihr und strichen ihr über den Rücken. Zögernd kamen nun auch der Karlsson und der Pit näher. Eine große Hand fuhr dem Lockensepp derart stramm über den Scheitel, dass sein Fell straff nach hinten gezogen wurde und die Augen glubschartig hervortraten, immer wieder und wieder.  Hinterher hat er sich empört, dass ihm dadurch die Frisur fettig geworden sei – bäh! Dem Pit glückte es zwar, sich ebenfalls geduldig streicheln zu lassen, aber wohlig dabei schnurren, nee, das war dann doch zu viel verlangt. Ich bin gleich ganz weggeblieben. Hahaha, ich habe ja Flügel und konnte mich bequem vom Acker machen. Dafür wurde ich vom Karlsson angebellt, ich soll sofort herkommen und meine Pflicht erfüllen. Eine lange Nase habe ich ihm gezeigt: Darauf könne er lange warten. Von meinem sicheren Platz auf dem Servierwagen aus war alles gut zu überblicken. Die Fendy traute sich ebenfalls nicht näher heran – wie sie sagte, aus Angst, dass man sie zerquetscht. Manch einer der Alten könne vielleicht nicht mehr gut sehen und würde ihr daher die Pranke auf den Schädel hauen. Nein, da bliebe sie doch lieber hinten auf einer Stuhllehne sitzen. Von hier könne sie aber gern ein bisschen was singen, die Ouvertüre zu „Tannhäuser‟ zum Beispiel, mit eigenem Text, selbst ausgedacht.
„Halt die Klappe!‟, entfuhr es mir aber gleich nach dem ersten Takt.
Ich konnte mir das leisten, weil ich ja sonst nichts zu tun hatte.

Nachdem der ganze Zirkus irgendwann endlich vorbei war, saßen die Cora, die Luna, der Pit und der Karlsson ausdruckslos auf dem Zimmer. Stinksauer waren sie auf die Fendy und mich.
„Ihr habt euch gedrückt, ihr Weicheier‟, hat der Pit uns angemeckert.
„Mir juckt und kribbelt alles‟, hat die Cora vorwurfsvoll hinzugefügt.
So konnte es nicht weitergehen. Jeden Vormittag diesen Stress? Unmöglich. Eine Lösung musste her. Der Pit hat tags darauf ein halbes Kilo Knoblauchzehen gefressen in der Hoffnung, das würde eine schützende Distanz aufbauen, doch außer dass er in der Nacht die halbe Bettseite für sich allein hatte, brachte es keinerlei positiven Effekt am gewünschten Ort. Dem Karlsson haben wir den Kopf verbunden (mit einer Binde aus dem Erste-Hilfe-Kasten im Bad), doch auch ihm nutzte es wenig, weil ihm jetzt, statt am Kopf gestreichelt zu werden, der Hintern geknetet wurde. Von meinem Aussichtspunkt aus konnte ich beobachten, wie die Cora zwischendurch ihrer Oma heimlich mit dem Schnabel in die Hand hackte, nicht doll, aber deutlich als Protest zu erkennen. Sie war es offenbar leid, dass man ihr dauernd den Flügel aufzog und wieder zurückflutschen ließ. Am besten von allen hielt sich noch die Luna. Sie verharrte regungslos auf den diversen Schößen, zu denen sie herumgereicht wurde, und verzog auch keine Miene, als man ihr die Löffel nach hinten bog. Aber dieser Gleichmut war ja auch verständlich, denn sie hatte uns diesen Mist eingebrockt und musste sich nun vorbildlich zeigen. Doch selbst ihr ging am dritten Tag die Puste aus. Nachdem sie lange im Direktorenzimmer verschwunden war, wurde es plötzlich besser. Die Grabschstunden waren fortan ersatzlos gestrichen. Juhu! Alles jubelte, sogar die Fendy und ich. Allerdings musste für den Vertragsbruch eine Strafe gezahlt werden. Das Geld besaßen wir nicht. Der Luke musste helfen. Er wurde per Hauscomputer angemailt, da wir natürlich unsere Smartphones in Deutschland gelassen hatten, so wie es sich gehört. Per Eastern Union kam das Geld jedoch rasch an und unser Urlaub konnte jetzt endlich, endlich richtig beginnen.

Weil wir nun jeden Tag unterwegs waren, um die Insel zu erkunden, hatten wir uns auch gleich vom Mittagessen abgemeldet. Es wäre nämlich doof gewesen, extra deswegen nach Hause zu fahren. Für die Einsparung bekamen wir Gutscheine, die wir fast überall einlösen konnten. Längst hatten wir herausgefunden, dass man in der Altstadt und auch in den umliegenden Orten Früchte in Hülle und Fülle kaufen konnte, und selbst für den Karlsson und den Pit gab es eine einheimische Spezialität, die das Potential zur Ambrosia hatte:  eine Art Hamburger, nur nicht mit Hackfleisch, sondern mit schierem Steak belegt. Davon haben sich die beiden fortan ernährt, zumindest unterwegs, und die Luna hat jeden Abend in ihre Unterlagen geschrieben, ob und welche Auswirkungen man davon auf Stimmung, Glanz des Felles, Haltung, Geruch („Hauch mich mal an!‟) und Ausdauer bemerken könne.
„Ich verfolge nur streng meine Diät‟, hat der Karlsson behauptet und sich dabei einen abgerinst.
Er war begeistert von dem Steakbrötchen; auch der Pit hatte nichts einzuwenden gegen die gaumenfreundliche Abwechslung. 
 
Für die Vegetarier hielt die Insel sogar noch was viel Spektakuläreres parat: so genannte Banananas. Das ist eine Kreuzung aus Banane und Ananas.
„So was brauchen wir zu Hause auch‟, hat die Luna gemeint.
Weil sie die Dinger so lecker fand, schleppte sie immer gleich ein ganzes Bündel im Rucksack mit. Ich persönlich hielt mich eher an Äpfel, Gurken oder Mangos oder futterte ein Stück von Karlssons Brötchen, während die Cora und die Fendy gern alles durchprobierten, was der Obststand hergab.
 
Jeden Tag fünf Hände Obst - kriegten wir hin

 
Madeira ist nicht groß. Man kommt in 50 Minuten von einem Ende zum andern. Daher waren wir entweder im Linienbus unterwegs oder auch mal im Taxi (das Geld vom Luke reichte sogar dafür). Zwischendurch sind wir ausgiebig gewandert. Niemand beschwerte sich darüber, weil die Erinnerung an den Therapiedienst noch sehr lebendig war. Dafür nahmen die Fußgänger jetzt gern so manche Strapaze in Kauf. Wir genossen die sehr abwechslungsreiche Landschaft. Denn obwohl entfernungsmäßig alles recht überschaulich ausfällt, erstaunen doch die Spielarten der Natur. Von grünen Hängen, saftigen Plateaus, steilen Klippen und felsiger Mondlandschaft war alles dabei.

Schaut selbst:







Im Grunde ist Madeira keine Insel, sondern ein Archipel. Die Nebeninsel Porto Santo gehört dazu und noch ein paar kleine Flecken, die unbewohnt sind. Alles ist vulkanischen Ursprungs, genau wie die Kanaren oder die Azoren. Was man sieht (und das ist bisweilen knapp 2000 Meter hoch), bildet nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Der Rest liegt unter Wasser. Dort fallen die Klippen bis zu 4000 Meter tief bis zum Meeresgrund ab. Da Madeira vor etwa 18 Millionen Jahren seinen Anfang nahm, gehört es zu den verhältnismäßig jungen Inseln. Man merkt es zum Beispiel daran, dass es hier viele Wasserfälle gibt, aber so gut wie keinen Strand, und dass die Flüsse direkt ins Meer münden, nicht wie anderswo in mäandernden Schleifen.

Diese Wasserfälle haben wir uns ausgiebig angeschaut. Man darf sich das nicht wie eine kleine Ausgabe der Niagarafälle vorstellen, wo das Wasser breit wie von einem Tablett in die Tiefe stürzt. Auf Madeira haben die Felsen Löcher und dort rauscht dann mehr oder weniger hoch gelegen ein dicker weißer Wasserstrahl herab. Einer ist besonders berühmt, weil er über einen Felsvorsprung auf eine alte Küstenstraße fällt. Man kann darunter sein Auto waschen oder sich selbst duschen. Durch den Felsvorsprung wird der Druck abgemildert, so dass man (wenn man Glück hat) nur noch einen Sprühregen abbekommt. Die Fendy wollte es trotzdem nicht riskieren. Auch die Luna und der Pit fanden Wasser doof. Sie sind im Taxi sitzen geblieben. Auf unsern Wunsch ist schließlich der Karlsson mit der Cora und mir auf dem Rücken hingegangen. Ich bin dabei sehr nass geworden, viel nasser als die Zechenpute und der Lockensepp. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er sich extra so hingestellt hatte, dass ein Strahl mich voll erwischte. Aber beweisen konnte ich's nicht. Anschließend haben wir uns an der Luft trocknen lassen bei einem kleinen Picknick am Wegesrand. Der Pit hatte Kekse, einheimische Mettwürste und gekochte Eier dabei. Ich habe mir längst abgewöhnt, danach zu fragen, wo er das alles her hatte.

Naturdusche


Steilküsten haben wir natürlich auch besichtigt. Da es ja, wie gesagt, kaum Strand gibt und die Felsen hoch und schroff am Meer stehen, gab es viel zum Runtergucken. Mit ihren 580 Metern gehört eine der Steilküsten sogar zu den höchsten Europas. 
 
Pfui, hier hat die Fendy ihr Kaugummi runtergespuckt


Wenigstens war hier ein Gitter davor. An andern Stellen unterwegs brauchte man gute Nerven auf den engen Pfaden, zum Beispiel hier:

Oder hier:


Seht ihr das schmale Weglein dort? Jaaa, okay, ich geb's ja zu: Daneben fiel es nicht ganz so schroff ab und niemand brauchte Angst zu haben, dass er im Abgrund landete, solange er auf dem rechten Pfad blieb, doch schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man hier herumlief. Wir machten hier unsere längste Wanderung, sechs Stunden lang, bis wir am Ziel angekommen waren und mit dem Bus zurückfahren konnten. Der Karlsson hatte uns versichert, dass es ihm gut gehe. Tatsächlich lief er fest und gerade. Für die Fendy und mich war das sehr wichtig, denn wir saßen ja oben drauf.
„Das ist ja wohl die Höhe!‟, hat er mich angeschnauzt. „Wer hat euch denn damals bequem und sicher durch Kolumbien getragen, ihr Fatzkes?‟
Von dem berühmten Grün der übrigen Insel war hier nicht mehr viel zu sehen. Wir liefen so hoch, dass kleine Dunstwolken nah über uns schwebten. Um uns herum sah man nur grau-rot-braune Felsen aufragen wie mitten in den Alpen, nur ohne Schnee und nicht ganz so hoch. Am Ende mündete das Gebirge natürlich im Meer, in diesem Fall in rauer See, sehr toll anzuschauen, aber auch Respekt einflößend wegen der Höhe und der Gnadenlosigkeit der Gewalten. Hier wollte niemand abrutschen und runterfallen. Die Cora machte Fotos für Lunas Praktikumsmappe. 

Was hier wohl bei Sturm los ist?


An diesem Abend waren wir besonders kaputt. Zurück zum Abendessen im Altenheim haben wir es zwar jedes Mal pünktlich geschafft, allerdings fehlte es manchem danach an nächtlichem Elan. Die Luna massierte sich die Pfoten und schrieb anschließend ihren Tagesbericht. Die Cora lag rücklings mit ausgestreckten Beinen und Flügeln auf dem Bett. Der Pit überprüfte seinen Proviantbeutel, was nachzufüllen sei, und der Karlsson saß einfach nur da und sinnierte darüber, dass der Jakobsweg nichts sei, was ihn reizen könne. Für die Fendy und mich war das schade, denn wir wären abends gern mal in die Altstadt gefahren, vielleicht in eine Bar oder in eine Disko.
„Ach du grüne Neune!“, hat der Karlsson gestöhnt. „Lauft nächstes Mal auf eigenen Füßen, dann kommen euch nicht so blöde Ideen.“

Trotzdem sind wir einmal ausgegangen, nicht nachts, sondern am Nachmittag. Auf Madeira wird Zuckerrohr angebaut und der wird zu Rum verarbeitet. In Funchal gibt es noch ein paar traditionelle Destillerien, die auch einen Ausschank betreiben. Es war mal was Anderes als nur Landschaft. Vielleicht wäre es aber besser gewesen, wir hätten uns auf Mischgetränke verständigt. So knallte uns der Alkohol pur in die Birne. Zwar hatten die Luna und die Fendy stattdessen Madeira bestellt, also den süßen einheimischen Wein, der ein bisschen wie Portwein schmeckt, aber das half dann auch nichts mehr bei 22 Prozent. Wir waren stramm wie ein Söldnerheer. 
 
Rum gibt es auch in Weiß

 
Ich habe keine Erinnerung, wie wir aus dem Laden herausgekommen sind. Wie ich später erfuhr, soll die Cora – ein Hoch auf ihre Fuselresitenz! – ein Taxi geholt und uns weggeschafft haben. Außerdem hieß es, der zwar wankende, aber noch gehfähige Pit habe geholfen, unter Schieben und Drücken den Karlsson ins Auto zu quetschen. Die Luna sei noch eigenständig in den Fußraum gehopst, dort allerdings umgefallen. Uns Sperlies habe man einfach zusammengekehrt und hinterhergeschüttet. Aufgewacht bin ich auf unserm Bett. Es war schon dunkel draußen. Das Abendessen hatten wir nun doch verpasst. Neben mir schnarchte der Pit. Gott sei Dank hatte die Cora eine Großpackung Kopfwehtabletten dabei. Die haben wir am Morgen gleich pärchenweise eingeschmissen.
„Boah, was fürn Teufelszeug“, hat sich die Fendy den Schädel gerieben.
Auf die Frage, ob die vorige Nacht auch im Praktikumsbericht ihren Niederschlag finden werde, wollte mir die Luna nicht antworten. Wegen Verfälschung der Forschungsergebnisse hat sie aber ausnahmsweise davon abgesehen, die andern nach ihren aktuellen geriatrischen Daten zu befragen.

Da wir uns an diesem Morgen noch ein wenig matt fühlten, haben wir uns spontan für eine leichtere Unternehmung entschieden. Wir fuhren zum Posto Florestal Fanal. Er wird auch Feenwald genannt, denn hier stehen große knochige Lorbeerbäume zwischen Moos und Farn. Dazwischen wabert Nebel, so dass man sich vorkommt wie in einer mystischen Welt. Die Einheimischen treffen sich dort am Wochenende gern zum Picknick. An ausgewiesenen Stellen hat man extra dafür steinerne Grillplätze angelegt. Zu blöd, leider hatten wir nichts zum Grillen dabei, wenn man von Pits Toastscheiben vom Frühstück und Lunas Bananen-Ananas-Kreuzung absieht. So sind wir stattdessen ein wenig spazieren gegangen und haben uns anschließend zur Rast auf den Waldboden gesetzt. Die frische Luft tat gut. 

Spooky


„Huh‟, hat die Cora gefröstelt. „Denkt ihr auch dauernd, dass gleich ein Hobbit vorbeikommt?‟
Nö. Um ehrlich zu sein, kam mir eher der Gedanke, dass es hier viel sinnvoller wäre als in Monte am Beet, uns vor den Mädels zu verstecken und dann zu gucken, wie sie herumrennen wie kopflose Hühner. Aber natürlich durfte man so was nicht laut aussprechen, obwohl der Karlsson und der Pit ähnlich gedacht haben müssen, denn sie schauten mich nur kurz an und wir drei wussten Bescheid. Wie es hier wohl im Dunkeln aussah?
„Will ich gar nicht erst wissen‟, hat die Luna gesagt, und die Fendy hat mal wieder von Hänsel und Gretel und der bösen Hexe gefaselt.
Hihihi, mein Vorschlag, uns heute Abend hier zu einer Nachtwanderung einzufinden, wurde von den Mädels mit „Blödmann‟ quittiert.

Ein andermal sind wir aufs Meer hinausgefahren. Das nennt sich „Madeira Whale Watching‟. Draußen im Atlantik leben allerlei Wale sowie Tümmler und Schildkröten und fliegende Fische. Die weiblichen Wale sind hier heimisch, die männlichen kommen gelegentlich vorbei. Wir haben lange gesucht, bis wir ein nachhaltig arbeitendes Segelschiff gefunden hatten. Denn mit den Motorbooten scheucht man nicht nur die Tiere auf, wenn man zu nah heran fährt, sondern es besteht auch die Gefahr, dass die Tiere in die Schiffsschrauben geraten. Mit einem Segelboot kann einem das nicht passieren. Ich hoffe sehr, dass diese Vorsicht der Luna ein paar Extrapunkte bringt, schließlich hätten wir es uns auch einfacher machen können. 

Wasserballett


Die Aussicht war überwältigend. Direkt vor unserm Bug tauchten plötzlich Delfine auf. Sie tanzten mit den Wellen wie derzeit Flipper im Becken von Porter Ricks.
„Schaut mal! Schaut mal!‟, hat die Fendy geschrien.
Dabei ist sie auf und nieder gehüpft und hat sich mit den Krallen in den Locken vom Karlsson verhakt, bei dem sie ursprünglich im Nacken gesessen hatte. Jetzt aber hatte sie seinen Kopf erklettert und trampelte dort vor Aufregung vor sich hin. Karlssons Bitte an den Pit, dass er ihm sofort die nervende Tante abnehmen möge, wurde zwar erhört, doch weil der Pit kleiner ist als der Karlsson und zu glatt zum Festhalten, hatte sich die Fendy – dumm, wie sie ist – stattdessen auf die Reling gesetzt. Dabei verlor sie den Halt und drohte im Luftzug wegzuschweben. Uns stockte der Atem. Die Cora schrie auf. Zum Glück war der Pit geistesgegenwärtig. Er sprang pfeilartig hoch und schaufelte die Fendy mit einer Art Kellenschlag in Richtung Boot. Dort ist sie der Luna vor die Füße geplumpst.
„Mach das ja nicht noch mal!", hat die Cora vor Schreck gebrüllt.

Wir haben die Fendy dann vorsichtshalber mit dem Henkel von Karlssons Gesichtsmaske irgendwo an Bord festgebunden, damit das nicht noch mal passieren konnte. Später kreuzte tatsächlich ein Wal unsern Weg. Keine Ahnung, was das für eine Gattung war. Jedenfalls hatte wir so was noch nie gesehen, abgesehen von der Cora, glaube ich, aber die war ja auch schon mal in der Antarktis.
„Toll!‟, hat der Karlsson gestaunt.
Der Pit rechnete nach, wie viele Fischstäbchen darin wohl enthalten wären.
„Na, wie viel?“, wollte die Luna wissen und hat so getan, als würde sie das Ergebnis in ihre Aufzeichnungen für den Praktikumsbericht schreiben.
 
Der Kerl hatte es leider eilig


Als wir zurück an Land waren, sind wir das erste und einzige Mal zum Mittagessen in ein Restaurant gegangen. Es bot sich an nach dem maritimen Erlebnis. Denn nur hier in Madeira bekommt man den Degenfisch. Er kann nur im Nordatlantik gefangen werden. Diese Spezialität wollten wir uns nicht entgehen lassen. Erst hatte der Karlsson Bedenken, weil Fisch nun mal kein Fleisch ist, aber dann nach den ersten Bissen meinte er erstaunt, dass dieses Ding ja überhaupt nicht fischig schmecke. Recht hatte er. Uns allen mundete es prima, außer der Luna, die lieber beim gekochten Gemüse blieb. Gezahlt hat das Vergnügen der Luke.
 
Espada - erst Tiefsee, jetzt Teller


Für uns markierte der Restaurantbesuch den Abschied von der Insel. Unsere Woche war rum. Später haben wir noch im Altenheim ein letztes Mal zu Abend gegessen. Es gab Minestrone mit Grießklößchen und zum Dessert Zitronencreme. Der Karlsson knurrte, dass das jetzt auch schon egal sei, jedenfalls freue er sich sehr, dass er bald nicht mehr bei Tisch dauernd so traurig angestarrt werde, als ob er was verbrochen habe. Vielleicht war es nur Einbildung, aber auch die Cora war der Ansicht, dass unsere Anwesenheit bei manchen der Alten inzwischen eher Bedauern als Freude auslöse. Versöhnlich haben wir daher die Gläser erhoben und allen rundum zugeprostet. Alles Gute für euch, ihr Omis und Opis. Schön habt ihr's in eurem Haus. Vielleicht kommen ja bald mal ein paar geduldige Ziegen oder Meerschweinchen vorbei, die dringend einen Nachweis über abgeleistete Sozialstunden brauchen. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

Am Morgen wurden wir von der Direktorin persönlich hinunter zum Flughafen gefahren.
„Schade, dass es nicht geklappt hat‟, hat sie gesagt, aber selbstverständlich könne sie verstehen, dass man sich zurückziehen müsse, wenn einer plötzlich die Krätze bekommen und alle andern angesteckt habe.
Wir seien ernste, rücksichtsvolle und empathische Tiere. Hut ab vor soviel Feingefühl, denn wir hätten nicht riskieren wollten, auch nur einen ihrer lieben Senioren anzustecken. Ach ja? Deshalb also hatten wir das Therapiegegrabsche eingestellt? Ich muss schon sagen, die Luna hatte es faustdick hinter den Löffeln. So dreist zu lügen, das musste man erst mal hinkriegen.
„Gratuliere‟, lobte auch der Pit, als wir auf dem Weg zum Schalter waren.
Er schnalzte anerkennend mit der Zunge. Die Luna hat nur stumm dazu gelächelt.

Zum Starten vom Flughafen in Funchal benötigt der Flieger keine Kehrtwende wie bei der Landung. Man kriegt es schnörkellos hin. Alles verlief ruhig und unaufgeregt. Nur waren unsere beiden Sitze natürlich inzwischen nicht breiter geworden. Im Gegenteil, jetzt kam es zu Friktionen, weil die Fendy nicht mehr zwischen dem Pit, der Cora und der Luna sitzen wollte. Sie habe nämlich gehört, dass die drei an Krätze erkrankt seien. Daher bitte sie um Abstand. Wir schickten die Augen zum Himmel.
„Krätze verpufft doch in der Dusche‟, hat die Luna ihr fachmännisch erklärt.
„Ach so.‟
Gott sei Dank, damit war's dann gut. 
 
Tschüs, Madeira

 
Allerdings hatte nun der Karlsson einiges zu beanstanden, weil er unbedingt schon jetzt Lunas Fragebogen beantworten wollte, damit er es hinter sich habe. Die Fendy und ich hatten keinen gekriegt. Jede einzelne Frage wurde mir vorgelesen, meist verbunden mit einem erstaunten oder sogar empörten Kommentar. „Sind deine Depressionen weniger geworden im Urlaub?‟, laute eine Frage und eine andere: „Meinst du, dass Wandern sich günstig auf die Verdauung auswirkt?‟ Als er sich vorbeugte, um der Luna mitzuteilen, dass sie nächstes Mal bitteschön ein anderes Thema für ihr Praktikum wählen solle (Einjährige zum Beispiel), hatte der Pit sich gerade ein portugiesisches Puddingküchlein aus der Tüte geholt, das jetzt mit Karlssons Kopf zusammentraf und dort kleben blieb.
„Hübsches Hütchen‟, hat die Cora das Gelächter eingeleitet.
Danach wurden Karlssons Kreuzchen mit besonders grimmigem Elan gesetzt. Das Puddingding hat er nicht essen wollen, obwohl der Pit es ihm großzügig angeboten hatte. Künftig sollten wir darauf achten, dass die Sitze großzügiger gewählt werden, damit sich unsere Hobbys nicht unnötig in die Quere kommen.
 
Des einen Freud, des andern Leid



Gelandet sind wir wieder in Hannover. Wir staunten nicht schlecht, als in der Ankunftshalle ein einsames Kaninchen saß. Es war der Erik.
„Was machst du denn hier?‟, hat die Luna geschrien, bevor sie ihm um den Hals fiel.
Ich fand, er sah bedrückt aus. Trübe glotze er vor sich hin. Hatte er seine Luna so sehr vermisst? Manche Männer gehen ja geradezu ein, wenn die Frau nicht da ist, um die Kissen aufzuschütteln oder ihnen zu sagen, wann sie die Krallen mal wieder schneiden müssten.
„Nö‟, hat der Erik geantwortet. „Ich war beim Luke. Er und der Jack haben mich mitgenommen. Ihr wisst doch: Schädlingsbekämpfung.‟
Dabei stockte ihm die Rede. Er brauchte ein wenig, um neu anzusetzen.
Ja?
„Ich sag nur eins: Tod. Vertreibung. Elend.‟
Lasst mich raten: Die Sache mit dem Reichwerden war für den Erik jetzt erledigt. Hihihi.

Fotos: Cora: © G. H. 
           Pit, Luke: © Club der glücklichen Vierbeiner
           Karlsson: © Terrierhausen
           Luna, Erik: © K. R. 
 
 
Posto Florestal Fana: orkomedix/Flickr, Bild steht unter Creative Commons Licence 
Seilbahn in Funchal: David Stanley/Flickr, Bild steht unter Creative Commons Licence  
Jardim Monte Palace Madeira: Viv Lynch/Flickr, Bild steht unter Creative Commons Licence
Schlitten in Funchal: Mark/Flickr, Bild steht unter Creative Commons Licence
 
© Boff

Kommentare

  1. Es war wieder einmal eine turbulente Reise. Gut das der Luke immer so großzügig ist, damit hat er unseren Urlaub gerettet. Warum reisen wir das nächste Mal nicht gleich auf seine Kosten?
    Nur zur Info liebe Luna, ich werde am 13. Juni 15 Jahre alt und ich bin nicht 17. Das möchte ich einmal klarstellen.
    Und ich musste noch einmal herzlich lachen bei der Erinnerung wie gut Karlssons Lockenbirne mit meinem Puddingteilchen aussah.
    Nur nächste Mal wäre es schön etwas großzügiger zu reisen, ich denke dabei allein an die Lebensmittelverschwendung.

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    1. Weißt du was, Pit? Der Max hat mich vor dem Luke gewarnt. Er sagt, wir sollen zusehen, dass wir unsere Reisen selbst finanzieren, sonst würden wir uns zu Sklaven einer windigen Hochfinanz machen. Hast du eine Idee, wie wir an Geld kommen? So ein Konzept, wie es die Luna angewendet hat, möchte ich eigentlich nicht noch mal absolvieren. Ich denke da an die Schufterei im Harz auf der Gurkenfarm. Auf Reisen möchte ich unterhalten werden, nicht arbeiten und mich nicht betatschen lassen.

      Ach, du wirst noch gar nicht 17? Da bin ich jetzt sehr überrascht. Ich dachte immer, deine Ringel im Fell wären Altersringe, so wie bei Bäumen. Und du hast doch so viele.

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  2. Also, ich weiß gar nicht wieso der Max solche Gerüchte in die Welt gesetzt hat. Wenn Du edel verreisen willst, dann musst Du Dich an den Luke wenden. Der hat soviel Schotter, dass kann er gar nicht alles für sich alleine ausgeben.
    Soll es so gut wie nichts kosten, dann müssen wir nach Bornholm reisen, da haben wir Freunde, die mögen Tiere und wir können da sicher umsonst wohnen.
    Und ich werde 15. Am 13. Juni und nicht älter. Das ich überhaupt schon so alt bin wundert nicht nur den Tierarzt. Auch ich frage mich, wo denn die Jahre geblieben sind.
    Was ist alles schon passiert in diesen Jahren.
    Naja, ich werde weiterhin auf mich aufpassen und die Mama macht das ja auch, damit ich noch lange mit Euch reisen kann.

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    1. Ich weiß nicht. Nachher kommt das große Erwachen und wir müssen dem Luke beim Wegschippen der Kakerlaken helfen. Mir wäre es lieber, wir würden unsere Reisen ganz allein finanzieren. Bornholm für lau? Ginge das denn? Gibt es dort irgendwas zum radikal Tierbefreien? Ich frage nur, weil ich den Eindruck hatte, dass der Karlsson auf Madeira ein wenig wunderlich war. Vielleicht könnte er mehr Engagement aufbringen, wenn er was Leitendes zu tun hätte - oder ohne Puddinghütchen rumlaufen müsste. Hahaha.

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    2. Bornholm für lau geht immer. Wir müssten nur die Überfahrt mit der Fähre bezahlen, aber dass können wir leicht aus der Portokasse wuppen. Unsere Bornholmer Freunde sind sehr nett, es ist kein Problem bei den unterzukommen und sie hätten bestimmt Lust uns die Insel zu zeigen.

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  3. Also mit "Gestreicheltwerden" möchte ich keinen Urlaub (mehr) finanzieren. Sehr gut haben mir die Steakbrötchen gefallen. Manche Dinge lernt man eben nur auf Reisen kennen. Ich krieg' schon wieder Hunger. Euer Karlsson

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    1. Nee, ich auch nicht. Hoffentlich kriegt die Luna wenigstens eine gute Note dafür. Wo steckt sei eigentlich? Nicht dass sie das nächste Mal eine Reise organisiert, wo wir Heuschreckenschwärme umlotsen sollen oder Pinguine nach ihren bevorzugten Ferienzielen befragen. Ich verdiene das Geld zum Verreisen lieber vorher.

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  4. Wieso meint jemand, ich würde eine Maske tragen? Gesichtsmaske?

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    1. Erinnerst du dich nicht? Deiner FFP-2-Maske (der mit den tanzenden Wurstzipfeln drauf) fehlt jetzt ein Henkel.

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    2. Ach diiiiiiiiiieeeeeeeee, nun ja, manche Dinge sollte man vergessen oder verdrängen oder beides.

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  5. Ich lese immer die Reiseberichte und denke selten daran, einen Kommentar abzugeben. Also, ich habe den Inhalt geprüft, alles ist korrekt wiedergegeben. Der Boff macht sich! Madeira kannte ich übrigens schon etwas. Ich gucke ja schließlich immer die Sissi-Filme.

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  6. Sissi, ja Cora, ich kenne die auch in und auswendig. Die Mädels gucken das immer zu Weihnachten, ich würde mich lieber mal über einen schönen Western freuen

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  7. Western sind doof. Da werden ständig die armen Pferde stundenlang durch die Prärie gejagt.

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    1. Ja, besser wäre es, wenn die Schauspieler rennen müssten und die Pferde säßen oben drauf.

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  8. Drei Wochen sind nach unserer letzten Reise schon wieder vergangen. Ich hoffe, ihr habt euch von den anfänglichen Streicheleinheiten wieder erholt. Ich gebe zu, Streicheleinheiten zu Hause fühlen sich um ein Vielfaches besser an. Vielleicht sollte ich dieses Finanzierungsmodell nicht in mein zukünftiges Reisebüro aufnehmen oder zumindest ausdrücklich auf die "Risiken und Nebenwirkungen" hinweisen. Ich merke, im Reisebusiness gibt es noch viel zu lernen und es müssen noch eine Menge neue Erfahrungen her. Heute ist Sommeranfang. Boff - das ist doch ein idealer Tag, um den Sommerurlaub zu planen.
    Macht euch die Hitze eigentlich auch zu schaffen? Ich versuche schon seit Tagen, in den frühen Morgenstunden eine kühle Höhle als Zweitwohnzimmer zu graben, aber kaum lasse ich die Baustelle aus den Augen, ist alles wieder zugeschaufelt. Obwohl ich Erik schon zigmal gesagt habe, er solle wenigstens aufpassen, wenn er schon nicht selbst mit Pfoten anlegt, macht der natürlich nichts. Stattdessen liegt er faul in einem schattigen Plätzchen auf dem Rasen und kaut gedankenverloren auf einem Gänseblümchen. Männer....!
    Hat jemand von euch zufällig Beziehungen zu einem Wachunternehmen?

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    1. Wer macht denn deine Haufen wieder platt? Sind das etwa deine Leute? Ih, wie fies! Es gibt da so ein Security-Unternehmen, das heißt „Finger weg! - Wir passen auf‟. Dort arbeiten z. B. Herdenschutzhunde. Die könntest du engagieren, um deine Tunnel zu bewachen. Falls dir das zu auffällig sein sollte, kannst du auch Schnecken als Spione anfordern. Dann erfährst du wenigstens, wer dir deine Arbeit dauernd wieder kaputt macht. Ist zwar nicht billig, aber durch dein Fellspende-Business bist du ja finanziell gut aufgestellt, nicht wahr?

      Übrigens finde es gar nicht so schlecht, wenn du kostengünstige Streichelreisen in dein künftiges Reisebüroprogramm aufnehmen würdest, denn es gibt bestimmt hartgesottene Kunden, die für billig gern ein paar Unannehmlichkeiten einplanen. Es sollten dann allerdings keine Stinktiere sein oder Zitterrochen oder Feuerquallen. Warum nicht? Ich könnte mir vorstellen, dass das gut ankäme. Zumindest wärst du damit der Konkurrenz voraus. Nur wir eignen uns nicht dazu, weil wir zu viel Niveau haben. Wir waren schließlich schon mal in Malibu, wo der Jet Set surft und am Strand gart. Von dort steigt man nicht ab und lässt sich plötzlich für Urlaub betatschen. Aber sonst war's eine schöne Reise. Du hast deinen Einstand sehr gut bestanden. Sind denn auch deine Zensuren entsprechend ausgefallen?

      Ein neues Reiseziel weiß ich noch nicht. Erst mal müssen wir die Kohle ranschaffen, aber da bin ich zuversichtlich (siehe Karlssons Geburtstagspost). Wir müssen endlich mal unsere kaufmännischen Talente einsetzen.

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