Zähne und Klauen

Ganz ehrlich? Ich hätte Lust auf einen schönen Sonnenurlaub mit Hotelpool, Büfett, Abchillen und Disko am Abend. Leider aber hatte ich nach unserer Himalaya-Reise den Eindruck, dass ich noch etwas an meiner Reputation arbeiten sollte, um als vollwertiges Mitglied der Reisegruppe zu gelten. Ich hatte nämlich sehr wohl mitgekriegt, dass mit der Anrede „Piepsi“ (die der Karlsson eingeführt und der Pit aufgenommen hat) ein gewisser, sagen wir, Vorbehalt gegen meine Kapazitäten als junger, aufstrebender, aber zartgliedriger und zugegebenermaßen etwas kurz geratener Vogel einherging. Kurzum: Man traute mir wenig zu. Das wollte ich ändern. Ich hatte mir daher vorgenommen, ganz allein die nächste Reise zu organisieren. Und mit ganz allein meinte ich auch ganz allein. Dabei stellten sich mir folgende Fragen: 1. Wohin sollte es gehen? 2. Was sollte der Zweck der Reise sein? Und 3. Wer würde das bezahlen?

Fangen wir mit dem Wichtigsten an, dem Geld. Über Reserven verfügte ich leider nicht. Mit meinem mickrigen Taschengeld käme ich nicht mal ins Weserbergland, geschweige denn, dass ich andere dazu einladen könnte, und um nennenswerte Nebeneinkünfte zu generieren, dafür hatte mir bisher die Zeit gefehlt. Es sah also schlecht aus. Allerdings habe ich ja noch Kontakt zu Mia und Max. Dabei fiel mir ein, dass die Reisefreunde ja im vorigen Jahr gemeinsam an einer Fotokampagne teilgenommen hatten. Es ging um Werbefotos für Hüte, glaube ich. Jedenfalls sind dabei auch Honorare geflossen und die hatte die Mia eingesteckt, weil sie damals das Ganze angeleiert hatte. Wo war die Kohle geblieben? Ein Anruf beim Max ergab: noch immer bei der Mia auf dem Konto. Aha. Sehr schön. Wenn ich lieb darum bäte, kriegte ich dann einen Teil ausgezahlt? Ich meine, immerhin hatten die andern ja auch daran mitgearbeitet, und im Grunde gehörte das Geld dann auch ihnen, und wenn ich es jetzt stellvertretend für sie an mich nähme, wäre ja alles in Ordnung, nicht wahr? 

Genau das habe ich auch der Mia am Telefon gesagt. Daraufhin meinte sie, ja, in Ordnung, ich könne das Geld sofort kriegen. Ihren Anteil würde sie als Geschenk obendrauf legen, und auch der Max hat seinen Anteil großzügig gespendet. Wow! Damit hatte ich nicht gerechnet. Das war echt nobel von den beiden.
„Viel Glück, Kleiner“, hat der Max mir noch gewünscht. „Zeig ihnen, was in dir steckt.“
Tatsächlich kam die ganze Summe schon am nächsten Tag per Southern Union bei mir an. Diese Transaktion hatten wir gewählt, damit kein anderer etwas davon mitkriegte. Das Bargeld habe ich gegen einen Obolus von vier Portionen Hackbällchen und einer Simkarte dem Roosevelt und dem Otis anvertraut, die es in Umschlägen zwischen die Bettwäsche in ihren Kleiderschrank legten, wo es in der Tat niemandem auffiel, nicht mal der Putze beim Saubermachen.

Gut, somit war schon mal das Hauptproblem gelöst. Ich verfügte nun über genügend Kohle, um meine Freunde auf eine – wenn auch kurze – Fernreise einzuladen. Ich ging nun daran, ein gutes Ziel auszuwählen. Eins stand von Anfang an fest: Es sollte eine radikale Tierbefreiung werden. Schließlich habe ich mehr auf dem Kasten, als einfach nur die Beine hochzulegen. Soziales Engagement ist wichtig, und nur wer auch sinnstiftende Werte umzusetzen weiß, verdient sich die wahren Meriten. Außerdem ging mir der Karlsson mit seinem Gelaber auf die Nerven. Als ob er höchstpersönlich die radikalen Tierbefreiungen erfunden hätte. Schauen wir doch mal genauer hin. Ganze zwei Aktionen hatte er bisher umgesetzt (wie ich vom Max erfuhr). Dabei waren Kühe befreit worden, die gar nicht befreit werden wollten, und das andere Mal waren umständlich Fische ans Rote Meer gekarrt worden, obwohl sie sich einen Kehricht darum geschert hatten, wo sie künftig herumschwimmen würden, ob als Haifutter im Ozean oder als Privatiers in irgendeinem deutschen Aquarium. Ich muss schon sagen: Das konnte ich besser. Ich hatte auch schon eine Idee. Eine alte Zeichnung hat mich darauf gebracht. Doch davon später mehr.

Erst mal mussten die Mitreisenden informiert werden. Damit sie schon mal was zum Rätseln hätten, bevor ich die Katze aus dem Sack ließe, bekamen sie dieses Foto zugeschickt:
 
 

Na? Schon eine Idee, um welche Stadt es sich handelt? Dort würde unser Flieger landen. Im März. Eine Woche würden wir bleiben. Um auf Mission zu gehen. Zum Wohle zweier armer Socken, die unserer Hilfe bedurften. Wer Schiss hätte, sollte es gleich sagen. Der könnte zu Hause bleiben. Die andern sollten sich schon mental auf eine gefährliche Nachtaktion vorbereiten und die Stirnlampen von der Mount-Everest-Reise einpacken. Die würden wir jetzt gut gebrauchen können. Die Sauerstoffflaschen allerdings nicht, die könnten wir dalassen.

Klar war zum diesen Zeitpunkt außerdem, dass uns ein neues Mitglied begleiten würde, die Luna. Sie hatte sich ja bereits kurz im Blog vorgestellt als Kaninchen aus Celle. Als die Fendy das Wort Celle hörte, war sie Feuer und Flamme.
„Ich komme auch von dort!“, hat sie gerufen. „Bestimmt hat die Luna guten Geschmack. Sie muss unbedingt mitkommen.“
 
Weniger vorbehaltlos äußerte sich die Cora:
„Oh-oh! Wenn das mal gut geht!“
Wieso? Hatte sie was gegen Kaninchen?
„Nein, natürlich nicht. Gott bewahre! Aber weißt du denn nicht, dass der Pit mal mit einem Kaninchen liiert war? Sie hieß Edeltraut (mit t). Die Sache ging böse aus. Der Pit hat die Edeltraut sitzen lassen. Sie lebt (inzwischen hochbetagt) in Davos. Zu den Kindern hat er ein distanziertes Verhältnis. Einer ist Kunstmaler geworden, das Mädchen ist Juristin und der jüngste Knabe ein Nichtsnutz, der die ganze Zeit nur in der Sonne herumliegt. Schlappohren haben aber alle drei und die rötlichen Ringel vom Vater geerbt. Ich weiß nicht, wie der Pit heute auf die Luna reagieren wird, schließlich rückt man sich auf so einer Reise nah auf die Pelle und da können schnell belastende Emotionen hochkommen.“
 
Okay, das war ein berechtigter Einwand. Eine Klärung musste herbeigeführt werden. Die Cora vertrat die Meinung, dass der Pit angesichts der Luna entweder von Erinnerungen getriggert werden würde und sich daher schlecht gelaunt verhalten könne, oder dass er im Gegenteil die Luna machohaft anschmachten würde, weil das ja früher schon mal so gut funktioniert hatte – was für uns Übrigen allerdings kaum einen Unterschied ergäbe, da Liebesdinge auf Reisen grundsätzlich nichts verloren haben – aus guten Gründen. Da musste ich ihr recht geben. Nichts ist störender als das Geturtel zweier Verliebter. Deswegen lässt der Karlsson ja auch seinen Liebestrank zu Hause. Freilich kenne ich den Pit noch nicht gut genug, um seine Reaktion diesbezüglich einzuschätzen. Ehrlich gesagt hatte ich bisher eher den Eindruck, dass sein Hauptinteresse auf guten Zwischenmahlzeiten (und niederzupopelnden historischen Gebäuden) liegt. Außerdem hatte die Luna selbst ja noch ein Wörtchen mitzureden. Sagte sie nicht, dass sie in einer festen Beziehung lebe? Na bitte. Notfalls könne sie sich den Pit ja vom Halse halten oder, falls das nicht fruchten sollte, bei der Cora und mir Hilfe holen. Jedenfalls haben die Cora und ich uns darauf verständigt, dass wir der Luna wegen so einer abstrakten Sache, von der niemand weiß, ob sie sich überhaupt zu einem Problem entwickeln würde, nicht die Mitreise verwehren wollten.
„Wenn's sein muss, kriegt der Pit seine Mettwurst über den Schädel“, hat die Cora die Angelegenheit zusammengefasst.
Ich fand, das war eine passable Ausgangsposition.
 
Um Näheres der Reise zu besprechen, und vor allem, um die Luna näher kennenzulernen, haben wir uns zu einer Skype-Schalte getroffen. Der Karlsson hat erst mal seine Freude über den Zweck der Reise, die radikale Tierbefreiung, geäußert.
„Gut gemacht, Piepsi. Ich bin dabei.“
Dem Jack, der jappend vor der Kamera saß und immer wieder nervös seine Schlappohren schüttelte, habe ich gleich den Zahn gezogen: Er dürfe nicht mitkommen. Wir würden fliegen. An Bord hätten sie keine Kotztüten. Tut mir leid. Ein andermal vielleicht, aber eher nicht.
 

Auch die Amy kriegte eine Absage, ebenso die Polly, die beide ihr Interesse bekundet hatten und ganz wild darauf waren, ihr Leben in Gefahr zu bringen. Für sie war diesmal einfach kein Platz übrig, weil das Geld nur für sechs Tiere bzw. einen Dreiersitz im Flieger reichte. Außerdem – aber das habe ich ihnen natürlich nicht verraten – hätten mir fünf Weiber an Bord den letzten Nerv gekostet. Da fühlte ich mich in der Verantwortung dem Pit und dem Karlsson gegenüber, schließlich brauchen wir Männer unsere Nerven für Wichtigeres, als uns gegen anbrandendes Östrogen zu schützen. Liebend gern hätte ich auch die Fendy dagelassen, aber das ging ja nicht, weil die Putze, wie schon zuvor bei Mia und Max, uns nur ziehen lässt, wenn wir zusammenbleiben.

Beim Jack und der Amy war die Enttäuschung groß.
„Immer wir“, hat die Amy geschmollt, und der Jack hat mir die Zunge rausgestreckt.
Nur die Polly hat es entspannt aufgenommen und ist auch gleich aus der Leitung gegangen, als die Sache klar war.
„Na, dann befreit mal schön“, hat sie gesagt. „Ich lasse mir jetzt ein Trüffeleis von meinem Frauchen servieren.“
Zack, war der Bildschirm dunkel.
Der Pit hat ungerührt weiter seine Mittagsmakrele filetiert. Dazu stand ein Tellerchen vor ihm auf dem Schreibtisch. Er kriegte ja jetzt Sonderration, weil er so schmächtig sei. Mich ließ das, ehrlich gesagt, hoffen, dass er tatsächlich darüber vergessen würde, dass die Luna ein Kaninchen ist. Sie selbst machte einen durchaus wehrhaften Eindruck. Sie stellte sich vor: 

„Hallo. Ich heiße Luna. Das wisst ihr ja schon. Ich bin drei Jahre alt. Ich lebe seit einem halben Jahr mit Erik zusammen in Celle. Er ist auch ein Kaninchen. Er mag es häuslich. Ich studiere an der Fernuni Magen Touristikmanagement (mit einem geplanten Auslandssemester an der Fernuni Montreal). Ich möchte später ein Touristikunternehmen speziell für Tiere aufmachen. Dazu brauche ich praktische Erfahrungen. Für mich als Frau und Kaninchen ist es aber schwer, geeignete Reisepartner zu finden. Ich habe dazu schon eine Anzeige aufgegeben, aber entweder wollten die Kerle nur immer was anderes, oder es haben sich ganze Horden von Wölfen und Füchsen gemeldet, und das erschien mir unseriös. Ich bin echt froh, dass ich den Blog vom Boff gefunden habe. Ihr seid meine Rettung. Euch vertraue ich. Ich bin euch total dankbar, dass ich mitfahren darf. Ich mache alles mit. Ich bin stark und schnell. Bezahlen tu ich natürlich auch für meinen Anteil. Ich freue mich total auf die Reise.“

Aha. Daher also das Interesse. Die Dame investiert in ihre berufliche Zukunft. Mir sollte es recht sein; moderne Frauen, zumal wenn sie finanziell unabhängig sind, laufen weniger Gefahr, sich in Geschnatter über Nagellacke, Lurex-Stulpen und das neuste Hollywood-Getratsche zu verlieren. Der Fendy muss dieses Licht ebenfalls aufgegangen sein, denn sofort fragte sie nach:
„Du, Luna, trägst du Bikini, Tankini oder Badeanzug? Und welche Oper magst du am liebsten?“
Die Antwort zog Ernüchterung nach sich.
„Ich kann nicht schwimmen. Wir haben zu Hause keinen Pool. Und seit ich mal als Kind in einer Weihnachtsvorstellung „Peter und der Wolf“ gesehen habe, kriege ich immer Schweißausbrüche, wenn ich nur das Wort Oper höre.“
Das hatte sich die Fendy anders vorgestellt. Beleidigt klappte sie ihren mit lila Glitzerspray verzierten rechten Flügel zur Seite, den sie zuvor demonstrativ ins Bild gehalten hatte. Oh-oh, das Verhältnis zur Celler Schwester würde ein wenig distanziert beginnen, ha ha ha.
 
Als die Luna das mit den Kerlen, die nur immer was anderes wollten, gesagt hatte, konnte ich beobachten, wie die Cora genauestens den Pit ins Visier nahm. Zeigte er eine verdächtige Reaktion? Ich zumindest konnte nichts feststellen. Er hat unbeeindruckt weiter die Makrelenstückchen in den Kirschkompott getunkt und sie sich langsam in den Mund geschoben. Von erotischer Gier war nichts zu bemerken. Dafür aber war der Karlsson plötzlich sehr lebhaft geworden, nämlich als die Luna von ihrer finanziellen Unabhängigkeit gesprochen hatte. So was beeindruckt ihn. Er als Gutsherr hat ein Gespür für kaufmännischen Erfolg. Über Textnachricht hat er mich sofort gefragt, wie viel Kohle ich ihr abgezogen hätte für den Reisebeitrag. Aber hey, ich bin kein Klatschmaul. Über so was schweige ich natürlich, vor allem wenn ich der Reiseveranstalter bin. Außerdem war der Betrag sowieso eher symbolisch. Ich halte es wie damals der Max und alle andern ebenfalls, die jemals eine Reise finanziert haben: Es bezahlt derjenige, der es gerade kann. Alle andern fahren umsonst mit. Ich halte das für eine gute Regelung.

Insgesamt hat die Luna einen sympathischen Eindruck hinterlassen (außer bei der Fendy). Sie hat sich klug präsentiert. Es wird sich noch zeigen, wie sehr uns ihr besonderes Talent zum Buddeln und Graben nützlich sein könnte. Grundsätzlich kann es nie schaden, wenn in einer Gruppe die Fähigkeiten breit gestreut sind. Vorerst aber beschäftigte alle eine andere Frage, nämlich die, wohin die Reise eigentlich gehen sollte – und wer zu befreien sei. Die Neugier war groß. Doch ich ließ mich nicht erweichen: Aufklärung erst am Flughafen in Frankfurt. Basta.
„Habt ihr etwa kein Vertrauen zu mir?“, habe ich gefragt.
„Na ja, schlimmer als mit dem Max, der das Rote Meer mit dem Toten Meer verwechselt hat, kann es ja nicht werden“, hat der Karlsson geseufzt.
„Ich täte nicht mit dem Kerl mitfahren“, kam mit warnender Stimme vom Jack.  
Er klebte noch immer in der Leitung.
„Genau!“, hat sich jetzt auch die Amy gemeldet. „Wer weiß, in welches Verderben er euch ziehen wird.“
Auch sie hatte die ganze Zeit noch an der Schalte teilgenommen.
„Frieden, Leute“, bin ich dazwischengegangen, um zu zeigen, dass ich als Reiseorganisator auch über deeskalierende Fertigkeiten verfüge. „Wir bringen euch eine große Schachtel Hormigas mit, versprochen.“
„Was ist das denn?“, kam es zurück.
„Hormigas? Das sind frittierte Riesenameisen. Die kann man wegknabbern wie Nüsschen – eine Delikatesse dort, wo wir hinfliegen.“
„Boah, nee ...“
Augenblicklich wurde Amys Bildschirm dunkel (und das, obwohl sie als Hund eigentlich freudig auf Fleisch reagieren sollte). Die Cora guckte allerdings auch ziemlich befremdet, ebenso die Fendy. Von der Luna kam professionelle Haltung. Sie verzog keine Miene, nur die Barthaare zitterten. Beifall gespendet wurde lediglich vom Karlsson und vom Pit:
„Lecker!“
Der Jack meinte, mit Ameisenmördern wäre er sowieso nicht verreist. Er habe noch dringend zu tun beim Luke im Geschäft. Er müsse sich daher jetzt schnellstens verabschieden. Dann war auch seine Kachel schwarz.
 
Wir andern haben uns noch ein bisschen über die Reisegarderobe unterhalten. Man müsse ja wissen, was man einpacken soll, hat die Cora sich gerechtfertigt. Doch auch über diese Hintertür hat keiner geschafft, mir Näheres über das Reiseziel zu entlocken. Nur so viel habe ich verraten: Im März ist es an unserem Ziel Spätsommer. Das heißt, wir benötigten nur leichte Kleidung. Sonnenbrillen? Ja, meinetwegen. Badeklamotten? Nein, Fendy, wir würden keine Zeit haben, uns am Pool zu räkeln. Wollte noch jemand aussteigen in letzter Minute? Vielleicht weil er mit der Ungewissheit nicht klarkomme oder sich den Gefahren der Befreiungsaktion doch nicht stellen wolle? Nein, niemand? Gut, dann bis bald. Die Zugfahrkarten für den Pit und den Karlsson für Hamburg würden ihnen per Post zugehen. Die Luna träfen wir am Bahnhof in Hannover, und die Cora würde in Frankfurt in der Flughalle auf uns stoßen.

Später haben sich übrigens alle aus der Kerntruppe noch mal einzeln bei mir gemeldet (das Telefon stand nicht still), natürlich nur um mich ein weiteres Mal zu bearbeiten, damit ich doch noch einknicke und ihnen verrate, wo es hingehen soll. Der Pit hat sich erkundigt, ob es dort, wo wir hinfahren, Ölsardinen in Dosen zu kaufen gebe oder ob er sie mitbringen müsse. Der Karlsson verlangte nähere Auskunft über die radikale Tierbefreiung als solche, das heißt, ob es sich um einheimische Bürger handele oder um zufällig dort anwesende. Die Luna wollte wissen, ob die Hormigas, von denen ich gesprochen hatte, Rückschlüsse auf eine spanische Landessprache zuließen und daher ihr spanisches Wörterbuch einzupacken sei. Und die Fendy war sauer, weil ich ihr nicht verriet, welche Musik man dort hört. Sie hatte sich vorgestellt, die passenden Noten mitzunehmen, um die Einheimischen dann vor Ort mit dem Absingen traditionellen Liedgutes zu erfreuen (Gott bewahre!). Doch egal, wie gekonnt sich auch jeder von hinten angepirscht hatte, um mich zu Fall zu bringen – ich blieb hart. Ich sag es nur ungern, aber ich muss das Eigenlob einmal deutlich aussprechen: Ich habe die Bande perfekt in Schacht gehalten. Sie fraßen mir nun aus der Hand. Genau so hatte ich es mir vorgestellt. Die Reise würde mein perfekter Einstand werden.

An einem Dienstagmittag ging es los. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, die Flüge gebucht, die Unterkünfte reserviert. Nun hieß es, alle Teilnehmer einzusammeln. Dazu war die Luna mit der S-Bahn aus Celle gekommen. Als ich mit der Fendy am Bahnhof in Hannover aus dem Taxi stieg, fiel mir ein, dass es besser gewesen wäre, vorher ein Erkennungszeichen auszumachen. In Bahnhöfen ist es doch immer so voll und ruckzuck ist man aneinander vorbeigelaufen. Glücklicherweise erwiesen sich meine Bedenken jedoch als unbegründet. Die Luna war das einzige Kaninchen, das auf dem Bahnsteig saß, und obendrein das einzige mit Rucksack auf dem Buckel, mit Maske über Mund und Nase und einer etwas großen, aber geschmackvollen College-Tasche neben sich. Sie war aus dunkelrotem Leder mit sehr ordentlichen Nähten und einem edel leuchtendem Verschluss aus goldfarbenem Metall.
„Oh-la-la … teures Teil“, hat die Fendy mir anerkennend zugeraunt.
Und zur Luna gewandt:
„Schick, deine Tasche.“
„Danke. Die habe ich von meinen Leuten bekommen zum Studienanfang. Jetzt liegen meine Semesterunterlagen drin.“
 
Das Angenehme an solchen Unterhaltungen ist für manche Leute, dass man auf lästigen Small Talk verzichten und gleich zum Wesentlichen übergehen kann. Mich hat niemand beachtet. Ich stand etwas abseits und habe den Tauben zugeschaut, wie sie sich ein halbes Brötchen um die Ohren schlugen. Das frostige Verhältnis zwischen der Fendy und der Luna wich augenblicklich liebevoller Zuwendung, als es der Fendy gestattet wurde, das Innenfutter der inzwischen als Designerstück identifizierten Tasche zu begutachten.
„Oh, wie süüüüß – aufgedruckte Karotten!“, klatschte sie begeistert in die Flügel.
Okay, die Luna konnte ja nichts dafür, dass die Fendy so leicht zu beeindrucken war. Gütige Milde war daher geboten. Ich wünschte mir trotzdem dringend den Zug herbei.

Weil ich den Jungs Platzkarten spendiert hatte, waren sie leicht zu finden, als wir zustiegen. Der Karlsson und der Pit saßen an einem Viererplatz, auf dem Tisch eine Zeitung ausgebreitet. Kontaktanzeigen? Stellenangebote? Nee, Unterlage für die Eier, die der Pit in aller Ruhe abpellte und bereits zu einer Pyramide gestapelt hatte. Die Luna hopste auf einen der Sitze, die Fendy und ich nahmen auf den Sonderangeboten Platz. Bemerkenswerterweise blieb die Pyramide stehen, selbst als der ICE anfuhr. Nichts rollte herunter.
„Wollt ihr auch 'n Ei?“, hat der Pit gefragt.
Da sich keiner meldete, konnten wir beobachten, wie der Pit ein Ei nach dem andern von der Konstruktion abtrug, das Ei mit der Kralle in der Mitte einmal durchsägte und herzhaft reinbiss. Kurz vor Bielefeld waren alle Eier aufgegessen. Die Luna hockte mit aufgerissenen Augen davor. Ihr hatte es die Sprache verschlagen.
„Der ist immer so“, habe ich sie aufgeklärt.
„Hallo, hübsches Fräulein“, hat der Pit ihr zugewinkt, etwas schwer verständlich wegen der fetten Beule im rechten Mundwinkel.
„Hallo, ungehobelter Kerl“, kam es prompt zurückgewinkt.

Huch? Hatte ich mich verhört? Hatte die Luna das tatsächlich gesagt? Sie starrte den Pit herausfordernd an. Ui-ui-ui, das Universum schlug zurück. Aber richtig so. Gleich Wind von vorn, damit der Sülzheini gar nicht erst auf den Gedanken käme, seine plumpe Anmache fortzuführen. Bei der Fendy hatte das ja funktioniert, damals beim Kennenlernen, aber ganz offensichtlich bestand ein deutlicher Unterschied zwischen ihr und der Luna. Insgeheim atmete ich auf, denn es würde mir das Leben erleichtern, wenn ich nicht dauernd aufpassen müsste, sondern die Luna ihre Verteidigung selbst übernähme.

„Willst du wirklich kein Ei?“, hat der Pit noch mal gefragt, als wäre nichts geschehen.
Alles schaute gebannt auf die Luna.
„Nein, danke“, hat sie geantwortet. „Aber möchtest du vielleicht ein paar Apfelchips? Ich habe sie selbst gedörrt.“
Eine große Tüte wurde aus dem Rucksack gezerrt.

Jo, was Essen nicht alles bewirken kann. Über gemeinsam geknabbertem Dörrobst kehrte rasch der Frieden zurück. Von hübschen Fräuleins und ähnlichen Entgleisungen war künftig keine Rede mehr. Diese krossen Apfelscheiben schmeckten aber auch wirklich großartig, sehr aromatisch, doch mit viel weniger Kalorien als Kartoffelchips (wie die Fendy bemerkte). Der Pit langte erfreut und oft zu, der Karlsson dafür umso sparsamer. Ihm wären gedörrte Schinkenlagen bestimmt lieber gewesen, doch um die Harmonie nicht zu stören, hat auch er ein paar Mal brav in die Tüte gegriffen.

Anschließend haben wir Mau-Mau gespielt. Die Karten hatte der Karlsson mitgebracht. Sie trugen ein schnörkeliges Adelswappen auf der Rückseite.
„Ein Werbegeschenk vom Gutsherren-Shop?“, habe ich mich erkundigt.
Am Ende hat der Karlsson die meisten Runden gewonnen, allerdings nur, weil der Fendy, die nach ihm dran gewesen war, ständig die Karten aus den Krallen gefallen sind und er somit hatte sehen können, was er ihr besser nicht hinlegen sollte. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Pokemón-Quartett mitgenommen. Damit hätte ich sie alle weggefegt, garantiert.

In Frankfurt am Infostand im Flughafen mussten wir die Cora abholen. Sie wusste ja nicht, an welchem Schalter wir einchecken würden, also hatte ich sie dorthin bestellt. Für den Weg durch die Eingangshalle hatte sich der Karlsson freundlicherweise bereit erklärt, aus Sicherheitsgründen die Fendy und mich samt Gepäck auf den Rücken zu nehmen. Auch die teure College-Tasche der Luna mit den kostbaren Semesterunterlagen hat er getragen. So schlabberte der Luna nichts mehr zwischen den Pfoten herum beim Laufen. Die Nachhut machte der Pit. Er konnte noch gut seinen Rucksack und seine Provianttüte allein bewältigen.

Schon von Weitem war die Cora zu erkennen. Sie leuchtete frisch und grün von einem der Kunstledersitze herunter. Onkel Giesbert hatte sie von Duisburg hergefahren. Die unvermeidbare Kamera baumelte ihr vor dem Bauch. Dass ihr unter dem Gewicht nicht der Oberkörper nach vorne klappte, lag nur an dem Rucksack auf dem Rücken, der die Balance herstellte. Trotzdem befürchtete ich sie schon fallen zu sehen, als sie die Flügel ausbreitete und heftig zu winken begann, kaum dass sie uns bemerkt hatte.
„Huhu!“, schrie sie.
Und dann wie im Stakkato abgefeuert:
„Hallo, Fendy – hallo, Luna – hallo, Jungs – Boff, sag endlich, wohin fliegen wir?“
Gemach, gemach, das würde ich erst verraten, wenn wir unsern Schalter zum Einchecken erreicht hätten. Die Karawane setzte sich wieder in Bewegung, diesmal mit der Cora im Glied. Ich dirigierte den Karlsson von seinem Nacken aus wie ein Beduine das Kamel.
„Zieh mir nicht dauernd am Fell!“, hat er gemeckert.
„Bitte, wenn du so langsam machst, dauert's eben noch länger, bis ich das Reiseziel bekanntgeben kann.“
Die Cora hat erst den Karlsson böse angefunkelt, dann mich.
Also gut, ich bin ja kein Unvogel. Alles herschauen, ich lüfte jetzt das Geheimnis. Ich stieg ab und zog eine Karte aus dem Rucksack. 
 
 
Alles reckte die Köpfe.
„Wir fliegen nach Kolumbien?“
„Ja.“
„Mensch, da lag ich ja richtig mit dem Spanisch“, hat sich die Luna gefreut.
„Die Stadt auf dem Foto, das war Bogotá. In Kolumbien spricht man tatsächlich Spanisch – und man isst Fleisch.“
Damit hatte ich schon mal Hund und Kater in freudige Erregung versetzt. Sie nickten zufrieden. Aber auch unser Kaninchen und die beiden Hennen hatten (nach der ersten Überraschung) für unser Reiseziel nur die besten Worte übrig:
„Toll. Da war ich noch nie.“
Die Cora und die Fendy fanden es überdies lobenswert, dass Kolumbien an Venezuela und Peru grenzt, so dass wir gewissermaßen einen Heimaturlaub anträten und dadurch das Land ihrer Herkunft ehrten. Dabei lagen sie sich mit Tränen in den Augen in den Flügeln und gedachten ihrer Vorfahren, die sie nie kennengelernt hatten und die ihnen bis dahin völlig Wurscht waren. Ich wartete geduldig, bis der Anfall vorüberging.
 
Die nächste Enthüllung hatte ich mir für den Flug aufgehoben. Als wir nicht mehr senkrecht flogen und uns wieder abschnallen durften, habe ich die Flügel ausgebreitet wie zum Segen und einmal laut um Aufmerksamkeit gebeten. Ich hielt ein Foto hoch. Allmählich verstummte das Geschnatter der Weiber neben mir, und auch der Pit legte seine Geleebananen beiseite und lehnte sich ein wenig zurück, damit der Karlsson gut an ihm vorbeischauen konnte.
„Wisst ihr, was das ist?“, habe ich gefragt.
Das Foto wurde herumgereicht.
 
„Dodo? Heißt der so?“
Ich schüttelte bestürzt den Kopf. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Selbstverständlich war ich darauf vorbereitet, dass ich auf fehlende Bildung stoßen würde, aber wenn es dann tatsächlich eintritt, ist man doch sehr überrascht. Ich sah mich zur Aufklärung genötigt:
„Der Dodo ist ein großer Vogel, der nicht fliegen und nicht schwimmen kann. Er lebte auf Mauritius. Das ist eine kleinere Insel neben Madagaskar. Der Name kommt aus dem Portugiesischen von „doido“ für „doof“. Man nannte die Vögel also „die Doofen“. Mit „man“ sind die Seefahrer gemeint. Sie nutzten Mauritius, um sich dort mit Fleisch für die Weiterfahrt nach Indien einzudecken. Weil die Dodos offenbar keine natürlichen Feinde hatten und daher arglos waren (wie oft anzutreffen bei Inseltieren), konnten die Fremden nah an sie herankommen und sie einfach totschlagen. Das machten sie so erfolgreich, dass der Dodo seit dem 17. Jahrhundert ausgestorben ist.“
 
„Aha“, meinte der Pit. „Lass mich raten: Und jetzt leben die ausgestorbenen Dodos in Kolumbien und wir gehen sie besuchen.“
„Ja … nein … das heißt, ein einziges Paar lebt dort, da hast du recht, festgehalten in einem Park – wir müssen sie dringend befreien.“
„Warum?“
„Weil sie gerettet werden müssen.“
„Vielleicht unterhält der Park dort ein Zuchtprogramm und die Dodos nehmen daran teil“, gab die Luna vorsichtig zu Bedenken.
Nein, das konnte nicht sein, denn die Vögel haben nie Nachwuchs gekriegt. Das würden sie auch nie schaffen in Gefangenschaft, da war ich mir absolut sicher. Nur wenn wir sie in die Freiheit entließen, hätten sie eine Chance, eine neue Population aufzuziehen, und wir wären dann die Ersten, die dafür in die Zeitung kämen. „Dodo boffenso“ – wie das klingt! Oder meinetwegen auch „Dodo pito cora“. Das könnte man dann ja immer noch sehen. Aber wenn uns erst mal die Fachwelt umrennt und wir mit Ehrungen (und Kohle!) überhäuft werden, weil wir der Natur ein Stück Vergangenheit zurückgegeben haben, womit niemand gerechnet hatte, dass das möglich wäre, dann kann uns keiner mehr was. Dann sind wir Seläbrities. Dann haben wir es geschafft.
 
Die Cora gaffte mich mit zusammengekniffenen Augen an.
„Woher weißt du das alles, dass das so ist mit den Dodos in Kolumbien?“
„Ich habe Fotos gesehen. Im Internet. Zum Herzerweichen, sag ich euch.“
Nun schaltete sich der Karlsson ein. Seine Stimme klang gutsherrlich streng.
„Jetzt mal Klartext, Piepsi. Was du erzählst, ist Quark – Vollfettstufe.“
Natürlich. Ich hatte nichts anderes erwartet. Die Welt ist noch nicht reif für Visionen. Der Visionär wird geteert und gesteinigt und als Sau durchs Dorf getragen. Man kennt das aus der Geschichte. Der Lockensepp war ja nur neidisch, weil er nicht selbst auf die grandiose Idee gekommen ist.
„Na gut, wenn ihr nicht wollt, befreie ich die armen Socken eben allein. Ich brauche euch nicht“, habe ich gesagt.
„Kommt gar nicht in Frage!“, hat die Cora entschieden. „Nachher müssen wir ausschwärmen und dich suchen. Außerdem: Was sagen wir deiner Putze, wenn wir ohne dich zurückkehren? Das wäre das Ende all unserer Reisen. Das ist ja wohl klar.“
„Heißt das, ihr macht mit bei der Befreiung?“
„Ja.“
„Und ich bin der Chef?“
„Ja. Meinetwegen auch das.“

Gut, warum nicht gleich so? Die Luna nickte mir freundlich zu. Zweifellos war sie erleichtert, dass ihre erste Reise weiterhin von der starken Hand eines cleveren Organisators geleitet werden würde. Der Pit nahm den Verzehr seiner Geleebananen wieder auf und die Cora fragte die Fendy nach ihren Erfahrungen mit Ginkgomasken. Nur dem Karlsson wackelte noch lange der Schädel hin und her. Mir tat er leid, irgendwas muss bei ihm eingerastet sein, sonst schüttelt man nämlich nicht so beharrlich den Kopf.

Etwas über elf Stunden dauerte der Flug. Wir flogen direkt nach Bogotá, ohne Zwischenstopp. Das war zwar ein bisschen teurer vom Ticketpreis her, brachte uns aber schneller ans Ziel. Diesmal saßen wir am Fenster. Mit den Vorderpfoten an der Scheibe schaute die Luna hinaus.
„Siehst du was?“, hat die Fendy gefragt mit der Überheblichkeit der Eingeweihten, denn schließlich war dies ihr – sage und schreibe – bereits zweiter Flug, während die Luna zum ersten Mal in einem Flieger saß.
„Nein, nur Dunkelheit“, hat sie geseufzt.
„Auch schön“, hat die Fendy behauptet und schon mal angefangen, anhand des Speisezettels das Abendessen zu verteilen.
So kriegten der Pit und der Karlsson das Rindfleisch mit der Soße und wir Vögel und die Luna haben uns die Bratkartoffeln und den Brokkoli geteilt. Vom Dessert nahm jeder sein eigenes. Anschließend habe ich einen Film geschaut. Es war eine Komödie. Den Namen weiß ich nicht mehr, weil ich keinen der Schauspieler kannte. Diesmal hatte ich meine eigenen Kopfhörer dabei – erworben im Nessie-Online-Shop in der Größe XXXS und in der Farbe Weiß. Man nennt sie auch Ihrplaggs.
 
„Sind das Reißzwecken?“, hat der Karlsson gefragt, als ich die Dinger aus der Schachtel holte.
In der Nacht ist er schnarchend vom Sitz gerutscht. Dabei ist er auf der Tüte mit den restlichen Geleebananen gelandet, die im Fußraum parkten, und hat sie plattgedrückt. Das verursachte Trübsinn beim Pit am Morgen, weil er vorgehabt hatte, sie zu seinem Lachsbrötchen zu essen.
„Ahnst du nun, auf was du dich eingelassen hast?“, wollte ich von der Luna wissen, kriegte aber keine Antwort, weil sie gerade mit ihrem lauchgrünen Kulturbeutel zur Toilette wollte, um sich die Zähne zu putzen.
 

 
Die Flüge nach Lateinamerika starten in Europa nicht umsonst am Abend, denn so ist man morgens am Ziel und hat noch den ganzen Tag vor sich, ohne seine Zeit mit der Anreise zu verplempern. Wir landeten um kurz nach 7.00 Uhr. Die Sonne war seit einer Stunde aufgegangen und schien bereits.
„Puh, ist das schwül hier“.
Die Cora fächelte sich mit dem Flügel Luft zu.
80 Prozent Luftfeuchtigkeit stand auf der Anzeige in der Ankunftshalle. Ich dirigierte den Trupp zum Taxistand. Das Taxi ließ ich zum Busbahnhof fahren. Wenig später fuhren wir weiter.
„Ich dachte, wir bleiben in Bogotá und schauen uns ein bisschen um“, hat die Fendy gemeckert.
Nein, keine Zeit. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Noch etwa drei Stunden Fahrt hatten wir vor uns bis zu unserer Unterkunft in der Nähe des Parks, wo die Dodos lebten. Unser Bus machte, sagen wir, einen etwas volkstümlichen Eindruck. Mit den modernen Stadtbussen, die wir in Bogotá gesehen hatten, hatten sie nichts zu tun. Aber vielleicht reiste man dort auf dem Lande so, und da wir möglichst wenig auffallen wollten, haben wir uns nicht weiter damit befasst. 
 

Etwas schaukelig, aber durchaus ein Erlebnis
 

Am Mittag kamen wir an. Wir stellten unser Gepäck im Hotelzimmer ab. Sofort stob alles auseinander, um seinen Privatinteressen nachzugehen. Die Cora und die Fendy wollten sich auf der Terrasse umschauen, der Pit interessierte sich für das Restaurant, der Karlsson für den Fernseher in der Lounge, und die Luna wollte auf dem Zimmer bleiben, um endlich die neusten Ereignisse ins Studientagebuch einzutragen. Ich musste erst mal ein Machtwort sprechen. Disziplin bitte, ja? Ein Pfiff und alles kam unwillig zurückgetapert. Heute Abend würden wir mit der Befreiungsaktion beginnen, habe ich verkündet. Woas, jetzt schon? Allgemeines Gebrumme. Die Cora machte den Vorschlag, ob wir uns nicht besser vorher bei Tageslicht den Park anschauen sollten, um einen Eindruck davon zu bekommen, was uns erwartet – morgen Mittag vielleicht? Mich versetzte diese Naivität in Ungeduld. Musste ich denn alles erklären?
„Denk doch mal nach“, habe ich gesagt. „Die werden bestimmt Überwachungskameras an der Kasse haben. Und dann verhaften sie uns, spätestens am Flughafen. Das können wir nicht riskieren. Wir müssen uns so unsichtbar verhalten wie möglich.“
„Wieso? Ich denke, wir werden berühmt und reich“, hat die Fendy dazwischengequakt.
„Ja, aber erst hinterher.“
Mir kamen allmählich Zweifel, dass ich bei der Wahl meiner Truppe sorgfältig genug vorgegangen war. Aber egal, nun war es zu spät. Ich würde mit dem arbeiten müssen, was mir zur Verfügung stand.

Mein Plan sah so aus: Weil wir uns am Äquator befanden, würde die Sonne pünktlich um 18.00 Uhr untergehen, und zwar ruckzuck und vollständig. Um diese Zeit dürfte auch der Park schließen. Wir würden noch eine halbe Stunde warten und uns dann zu Fuß auf den Weg machen. Es wären ein paar Kilometer zu laufen. Der Park selbst ist groß und nur leicht befestigt. Es handelte sich schließlich nicht um einen Zoo, sondern um eine touristisch aufgewertete Landschaft, einen Park eben. Auf Google Earth war alles gut zu sehen. Ich hatte mich natürlich hinlänglich vorbereitet. Schlösser zu knacken brauchten wir aller Wahrscheinlichkeit nicht, aber auch für den Fall, dass dies notwendig werden sollte, hätte ich eine Handvoll verschieden dicker und langer Nägel dabei. Wie man sie einsetzt, hatte ich zu Hause am Vorhängeschloss im Keller geübt. Das sollte also kein Problem werden. Wir würden uns Zugang verschaffen, wir ließen die Dodos frei und verschwänden wieder. Noch Fragen?

Alles starrte mich an. Mir war nicht ganz klar, ob ich das als beeindruckte Zustimmung werten sollte oder als sprachlosen Vorbehalt. Der Pit löste sich als Erster aus der Starre:
„Wo stehen die Dodos denn, Mister Panzerknacker? Wissen wir im Dunkeln, wohin wir laufen müssen?“
Hm, das war in der Tat ein klitzekleiner Punkt meiner Planung, der noch einer gewissen Klärung bedurfte. Das muss ich zugegen. Man konnte nämlich auf keiner Map erkennen, wo genau im Park die Dodos lebten. Doch ich wäre kein guter Organisator, wenn mir nicht sofort ein Ausweg einfiele.
„Wozu haben wir jemanden dabei mit einem spanischen Wörterbuch?“, habe ich die Luna angesprochen. „Du musst uns jetzt helfen. Du musst die Hotelleute aushorchen – aber um Gottes Willen sei vorsichtig! Sag ihnen, du seist eine Biologiestudentin aus Texas und würdest dich für einheimische Vögel interessieren oder irgend so was. Du musst klug vorgehen. Kriegst du das hin? Viel Erfolg.“
 
Nach einer endlosen Viertelstunde kam die Luna zurück. Sie wedelte mit einem Klappflyer. Er stellte sich als Lageplan des Parks heraus. Zwar war alles auf Spanisch eingetragen, und das konnte ich nicht lesen, aber jemand hatte mit Kugelschreiber ein fettes Kreuz eingezeichnet.
„Gut gemacht, Martha Hari.“
Wenigstens die Luna hatte ihre Aufgabe ernst genommen. Und was meine Freude noch weiter erhöhte: Wir würden nicht lange suchen müssen. Die Dodos wären dem Kreuz nach zu urteilen gleich rechts hinter dem Eingang nicht allzu weit entfernt zu finden. Also dann bis heute Abend. Halt, noch was! Nicht vergessen, jeder sollte natürlich seine Stirnlampe bereithalten. 
 
Stirnlampe? Alles gaffte mich an – nach bekannter Manier. Mir schwante Furchtbares. Ich sollte recht behalten: Niemand außer dem Karlsson hatte daran gedacht, und die Luna hatte sowieso nie eine Lampe besessen. Da wäre ich am liebsten ausgetickt. Was für 'ne elende Schlamperei! So ließ sich kein Blumentopf gewinnen, geschweige denn Geschichte schreiben. Ich zog mich schweigend auf den Balkon zurück. Ich wollte niemanden mehr sehen. So musste sich Meuterei anfühlen. Wie ich später erfuhr, hatte der Karlsson zwar seine Lampe eingepackt, aber seinen Stärketrank zu Hause gelassen – wegen der Gefahr der missbräuchlichen Anwendung, wie er behauptete. Ich hoffte inständig, dass dies kein Fehler war. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es meiner Truppe an dem gebotenen Elan fehlte. Begeisterung ging anders.
 
Wie ich den Nachmittag verbrachte und was es zum Mittagessen gab, weiß ich nicht mehr. Ich war so angespannt, dass alles andere nebensächlich wurde. Die Zeit wollte und wollte nicht vergehen. Ich verharrte einsam auf dem Balkon. So musste es Cäsar in seinem Zelt ergangen sein.
„Magst du frische Ananas?“
Der Pit kam vorbei und stellte mir einen Teller hin. Ich war froh, als er wieder ging. Essen mochte ich nichts. Dann tickte der Zeiger auf Lunas Wecker endlich in Richtung 18.00 Uhr. Es konnte losgehen.
 
Pünktlich um kurz nach sechs war es dunkel draußen. Wir warteten noch einen Moment. Danach verließen die Vierbeiner wie verabredet ein wenig zeitversetzt das Hotel über die Ausgangstüren. Wir Vögel nahmen natürlich den Balkon. Ein Stück vom Gebäude entfernt an der Auffahrt zur Landstraße sammelten wir uns. Es war tatsächlich stockdunkel wie in der Nacht. Laternen standen hier nirgends; wir befanden uns schließlich in der Provinz, und Kolumbien ist ein armes Land. Nur der Mond schien hell, fast schon ein wenig zu hell für unser Bestreben nach Unauffälligkeit. Aber hey, so konnten wir wenigstens erkennen, wohin wir traten.
„Schaut mal die Sterne!“, hat die Cora gerufen.
Der Himmel stand voll von kleinen glitzernden Punkten. Es müssen Millionen gewesen sein – grandios! Aber nun weiter im Text. Der Pit nahm die Fendy auf seinen Rücken, der Karlsson mich und ausnahmsweise auch die Cora, denn Amazonen können in der Nacht nur schlecht fliegen. In der Mitte lief die Luna. Sie trug mein Einbruchbesteck im Rucksack bei sich. 
 
Wir kamen ganz gut voran. Obwohl es wie gesagt bereits dunkel war, hatte sich die Schwüle noch längst nicht gegeben. Ich glaube, das ist immer so in den Tropen. Dem Karlsson gerieten langsam die Locken in Schweiß. Ich merkte es an meinen Füßen. Immer wieder mussten wir einen Anstieg hinauf, bevor es auf der andern Seite runterging. Kein Wunder: Wir wanderten in den Ausläufern der Anden. Fahrzeuge kamen uns nur wenige entgegen. Recht so. Bestimmt würde sich keiner der Fahrer später an uns erinnern können, weil wir nicht aussahen wie Touristen. Sicher dachten sie, wir wären Landarbeiter auf dem Weg in die Unterkunft.

So erreichten wir das Eingangsgebäude. Dahinter lag der Park. Auch hier brannte keine Laterne. Alles sah aus wie ausgestorben. Das Eingangstor war natürlich verschlossen. Ein Maschendrahtzaun mit einer festen Hecke davor zog sich links und rechts am Kassenhaus entlang. Hier würden wir wahrscheinlich kein Schlupfloch finden, um die Vierbeiner durchzuquetschen. Aber ich hatte ja meine Nägel dabei. Gerade wollte ich mich zur Tat rüsten, da kriegte ich einen Schwall feiner Erde ab. Boah, wer schmiss hier mit Dreck? Es war die Luna, die angefangen hatte, den festgetretenen Boden unter dem Eingangstor abzugraben. Die Vorderpfoten kratzten derart rasant, dass der feine Staub nur so flog. Ah ja, gute Idee. Im Nu war eine Kuhle entstanden und der Karlsson, der Pit und die Luna selbst konnten nun unter dem Tor hindurchkriechen.

Auf der andern Seite gab ich das Kommando, dass wir uns jetzt einzeln in Formation nacheinander fortbewegen müssten. Den geneigten Leser möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich auf das Bild aufmerksam machen, das sich mir als verantwortlichem Organisator, der von der Gunst seiner Truppe abhängig war, offenbarte: Vorneweg marschierte der Lockensepp, bereit, auf Ansage seine Stirnlampe einzuschalten. Dahinter lief die Hoppellola, dann kam der Ringelplüsch, die Zechenhenne und zum Schluss die Jodellerche. Ich blieb am Ende, um uns notfalls gegen Angriffe aus dem Hinterhalt zu verteidigen. In Gottes Namen denn – mochte das Glück mit mir und den Meinen sein.

Wir bogen nach rechts auf den Wanderweg. Er schlängelte sich zwischen sanften, kurzen Hügeln hindurch. Leider verschwand der Mond nun hinter den Wolken und machte alles tintenschwarz – unangenehm, aber nicht weiter dramatisch, weil wir ja nur dem Weg zu folgen brauchten. Trotzdem überraschte mich die etwas belegte Stimme der Cora, die sich plötzlich meldete.
„Bleibt mal stehen! Ist da nicht was?“
„Wo?“
„Da … schräg rechts.“
„Karlsson, knips mal die Lampe an!“, habe ich geflüstert.
 
 

Gütiger Himmel! Hätte ich nur nichts gesagt. Da wollte uns jemand ans Leder. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns Zeit zum Nachdenken gehabt hat. Ein Schrei stach in die Nacht (mehrstimmig!). Im Nu erfüllte ohrenbetäubender Lärm die Luft. Bellen, zischen, fauchen, krächzen, keifen, trampeln war zu hören. Dazu flackerten geisterhafte Lichtkegel über die Szene, je nachdem, was die Lampe unter Karlssons Herumgetobe gerade einfing. Ich konnte sehen, wie sich neben mir die Luna auf die Hinterbeine gestellt hatte, mit den Vorderpfoten in die Nacht boxte und dazu die Zähne klappern ließ wie ein Maschinengewehr. Den Luftkampf bestritten die Cora und die Fendy. Sie flatterten wild herum, wobei mir allerdings Bedenken kamen wegen der Botschaft. Die Cora schrie nämlich „Komm nur her, du Mistkerl!“, während die Fendy „Hau ab, du Arsch!“ brüllte. Ich hoffte sehr, dass dies das Monster nicht zusätzlich erzürnen würde.

Wir verteidigten uns mit allem, was wir hatten. Puh, noch schien der Gegner keinen von uns erwischt zu haben. Gott sei Dank. Diese Illusion schwand jedoch in der Sekunde, als der Pit (von verdächtig weit vorn) einen markerschütternden Schrei abließ:
„Aua!“
Nur jetzt die Nerven behalten. Gleich darauf meldete sich der Pit erneut:
„Seid mal still, Leute!“
Wir gehorchten. Der Krach ebbte ab. Bange Momente folgten. Dann hörte man ein leichtes Klopfen, so als würde jemand mit einen Kugelschreiber gegen ein Ölfass tippen.
„Karlsson, leuchte mal her … hierhin … weiter unten … noch weiter.“
Mir gefror das Blut in den Adern. Ich konnte jetzt den Pit erkennen. Er stand direkt vor dem linken Unterschenkel des Monsters. Die Tatze mit den langen Krallen brauchte nur einmal kurz nach vorn zu  treten und der Ringelplüsch würde wie ein Lappen in den Himmel fliegen.
„Der ist aus Metall“, hörte ich den Pit sagen.
 
Wie … aus Metall? Wer? Was laberte der Kater da? Zweifellos hatte ihn die Angst um den Verstand gebracht. Er wusste nicht mehr, was er redete. Doch jetzt hoppelte auch die Luna zum Monster hin und tatschte ebenfalls mit der Pfote an ihm herum. Sogar die Fendy kam näher und begann das Picken am Unterschenkel. Jedes Mal hörte sich das Klopfen anders an, einmal weicher und einmal schärfer, aber zugegebenermaßen immer nach Metall.

Das war ja 'n schöner Mist. Mir dämmerte allmählich, dass wir die Sache mit dem Dodo jetzt vielleicht nicht mehr planmäßig durchführen könnten. Wer hätte auch so was ahnen können? Bei den Fotos im Internet hatte nirgends dabeigestanden, dass im Park nur Attrappen ausgestellt werden. Um uns endgültig zu versichern, gingen wir vorsichtshalber nachschauen. Angst hatten wir jetzt keine mehr. Der Karlsson ließ seine Stirnlampe eingeschaltet. Bald war das Gelände mit den Dodos ausfindig gemacht. 

 
 
Um jeden Zweifel auszuschließen, habe ich sie erst freundlich angesprochen und einem von ihnen dann, als keine Antwort kam, höchstpersönlich meinen Schnabel in die Frisur gerammt. Es fühlte sich an wie ein Schlag auf eine Konservendose. Danach brummte mir das ganze Gesicht.
„Na, glaubst du's jetzt endlich?“, hat der Karlsson gefragt.
„Na, prima“, hat die Cora gemeint. „Dann können wir ja jetzt in Ruhe Urlaub machen.“

Das haben wir dann auch getan. Die Luna hatte fortan viel einzutragen in ihr Tagebuch. Über die radikale Dodo-Befreiung wurde nicht mehr geredet. Wozu auch? Was konnte ich dafür, dass man mich falsch informiert hatte? Beim Kampf waren dem Pit zwei Krallen abgebrochen. Schmerzen hatte er zwar keine mehr, wie er sagte, aber die Cora hat ihm trotzdem auf dem Hotelzimmer einen Verband um die Pfote gemacht. Manchmal konnte ich beobachten, wie er damit auf unsern Ausflügen aus dem Busfenster herausgrüßte wie ein Kaiser aus dem Sonderzug. Mir war neu, dass der Pit so eitel war. Fehlte nur noch, dass er sich jetzt „Held“ unter seinen „Geschäftsführer“ auf die Visitenkarte drucken ließ.

Die nächsten Tage waren wir mit dem Erkunden des kulturellen und kulinarischen Landesprogramms beschäftigt. Zunächst ging es nach Villa de Leyva, quasi vor die Haustür, denn unser Hotel stand ganz in der Nähe. 
 

Villa de Leyva - schön alt
 

Das Besondere an der kleinen Stadt ist ihr koloniales Flair. Niedrige Häuser und das Kopfsteinpflaster sind typische Relikte aus der Zeit der spanischen Eroberer. 1572 gegründet und nie mit moderner Architektur verschandelt, zieht es heute viele Touristen an. Seit 1954 hat Villa de Leyva sogar den Status eines nationalen Denkmals. Als ich das hörte, dachte ich einen Augenblick daran, vorsichtshalber den Anti-Popel-Trank einzustecken für den Pit, damit er uns nicht gleich auf der ersten Etappe in Schwierigkeiten brächte, aber dann habe ich die Flasche doch im Hotel gelassen, weil ich fand, dass die Häuser wahrscheinlich nicht monumental genug wären, dass der Pit Lust hätte, an ihnen herumzupulen. Glücklicherweise behielt ich recht. Unauffällig reihte sich der Pit mit uns unter die andern Besucher und griff höchstens in seinen Proviantbeutel, um sich mit frischen Buñuelos zu versorgen. Das sind frittierte Käsebällchen. Man kann sie an jeder Ecke kaufen. Unsere stammten aus der Hotelküche. 
 
 
Buñuelos gab es als Kugeln und als Zipfel
 
 
Die alten historischen Gebäude durften wir teilweise auch von innen besichtigen. Auch ein Museum mit einheimischem Interior gab es dort.
„Hübsch“, fand die Luna.
Da war sie nicht die Einzige. Auch der Regisseur Werner Herzog hatte Teile seinem Films „Cobra Verde“ (mit Klaus Kinski) dort gedreht. 1987 war das gewesen – und jetzt standen wir auf dem erlauchten Boden.
Weniger begeistert zeigte sich allerdings die Cora, weil sie mit den Krallen zwischen dem Kopfsteinpflaster hängen blieb. Dauernd musste sie den Fuß heben und gelegentlich sogar aufgespießte Kaugummis abschütteln. Obwohl alles pikobello sauber gefegt war, fühlte sich die Cora persönlich angesprochen.
„Da hätte ich mir ja die teure Pediküre sparen können“, hat sie geheult.
Die Fendy versprach, ihr am Abend mit der Nagelpfeile auszuhelfen. 
 
Einen andern Tag machten wir eine Busfahrt in den Norden. Zwar befanden wir uns schon auf über 2100 Metern Höhe, aber die Ostkordillieren, so wie die Ausläufer der Anden dort heißen, schafften es noch höher und schroffer. Der alte Bus hatte mächtig zu tun, dass er die Schräge hochkam. 
 

Wenn einem dort die Mütze wegfliegt, ist sie weg
 

Oben machten wir Rast in einem Gasthaus. Zur Freude besonders des Fleischliebhabers Karlsson konnten wir überall, wo wir einkehrten, ein Fleischgericht bestellen. Vegetarier sind die Kolumbianer traditionell eher nicht. Zu einem ordentlichen Gedeck gehörten Rindfleisch oder Wurst mit Kokosnussreis und frittierten Kochbananen, den so genannten Patacones. Oft lag so viel Zeugs auf dem Teller, dass wir nur zwei zu bestellen brauchten und trotzdem genug für alle Geschmäcker übrig blieb. Wir Vögel und das Kaninchen futterten die Bohnen oder die Avocado und probierten natürlich vom Reis und den Bananenmatschfladen, während sich der Pit und der Karlsson meist nicht lange an den Beilagen aufhielten. Am Ende waren alle zufrieden. Man darf ja auch nicht die vielen Früchte vergessen, die man obendrein überall kriegte. Die Luna und ich mochten Guave am liebsten, die Fendy Mango und die Cora stand auf frisch gepressten Maracujasaft. 
 
 
Kulinarisches Wimmelbild
 
 
Wohin uns die Ausflüge auch führten, hügelig blieb es überall. Kolumbien ist so groß wie Deutschland und Frankreich zusammen, hat aber nur knapp 50 Millionen Einwohner. Man lebt vom Tourismus oder von der Landwirtschaft. Wir kamen an Teeplantagen vorbei. 
 
 
Kein Moos, sondern Tee

 

Wie man weiß, ist Kolumbien jedoch viel berühmter für seinen Kaffee. Daher wurden wir im Bus von stolzen Einheimischen immer wieder durch entsprechendes Gestikulieren auf den Anbau hingewiesen. Man brauchte allerdings ein geübtes Auge, um unter dem ganzen Grün speziell die Kaffeepflanzen auszumachen.
„Wo sind sie denn? Ich seh nichts“, hat der Karlsson den Hals gereckt.
Was hatte er erwartet? Dass ein Beutel Filterkaffee zwischen den Blättern hing?
„Ach? Du hast einen Master in südamerikanischer Flora?“, ist die Luna ihm zur Hilfe gekommen.
Okay, okay, ich hatte verstanden. Nicht mal einen harmlosen Witz konnte man noch machen.
 
 
Und das sind keine Cranberries, sondern so sehen Kaffeebohnen aus

 
Da wir uns auf unsern Ausflügen nie weit von unserem Hotel entfernten, sondern abends immer dorthin zurückkehrten, machten wir im Grunde einen Natururlaub. Größere Städte gab es dort oben sowieso nicht. Medellín war zu weit weg und nach Bogotá würden wir später zurückkehren. 
 
 
Idylle? Vielleicht. Ländlich? Auf jeden Fall
 
 
Aber im Grunde vermissten wir auch keinen Trubel (außer der urbanen Fendy). Zum Abendessen gingen wir ins Hotelrestaurant. Sie machten dort Patacones der Extraklasse. Die Cora, die Fendy, die Luna und ich aßen sie am liebsten mit Kompott. Die Jungs kriegten unterdessen ihre Raubtiernahrung. 
 
 
Die Fladen sind frittierte Kochbananen
 
 
Anschließend saßen wir meist noch lange auf dem Balkon. Wir machten es uns in den gepolsterten Drahtsesseln bequem und schauten unter den aufgehängten Windlichtern hindurch in die Nacht. Schwül war es immer und die Millionen von Sternen blinkten genauso hell und wunderbar wie an jenem Abend, als wir sie zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatten. Aus Dankbarkeit und Respekt prosteten wir ihnen jeden Abend mindestens einmal mit unserer gekühlten Cola zu. Ein einziges Mal haben wir Cocktails dazu benutzt. Das allerdings war in einem Reinfall geendet, weil die Luna danach so besoffen war, dass sie eingeduselt vom Stuhlkissen gekippt ist und wir sie an den Vorderpfoten ins Zimmer ziehen und auf den Bettvorleger rollen mussten. Am nächsten Morgen wunderte sie sich über die Staubbahn auf ihrem sonst makellos gepflegten Bauch. Peinlich war ihr der Vorfall offenbar nicht, als sie Näheres erfuhr, aber es ärgerte sie, dass sie so wenig vertrug.
„Ihr seid schon viel geübter“, hat sie geseufzt.
„Hast du 'ne Ahnung“, hat die Cora gelacht. „Ich könnte dir Sachen erzählen von einigen der hier Anwesenden – du würdest dich wundern.“
Ja? Nur zu! An einer näheren Erörterung wäre ausnahmsweise auch ich sehr interessiert gewesen, da man seine Freunde ja kennenlernen will, nicht wahr? Aber natürlich hat die Cora nichts verraten. Die hielten zusammen, die alten Schluckspechte.
 
 
Hier ließ es sich aushalten

 

Über einem andern Thema hingegen kam man sich sehr viel näher. Dem Karlsson nämlich brannte noch immer die Frage auf den Nägeln, wie die Luna als Kaninchen und Studentin die finanzielle Unabhängigkeit schaffte, von der in der Skype-Schalte die Rede gewesen war. Schließlich wusste er ja nichts davon, dass die Luna genauso wie er kostenlos mitreiste. Für ihn musste sie entweder von Natur aus reich sein oder über eine unbekannte Einkommensquelle verfügen, und die zu erfahren war für ihn als Gutsherr geradezu ein Standesgebot.
„Du, Luna?“, hörte ich ihn anpirschen. „Arbeitest du eigentlich neben deinem Studium?“
„Nicht direkt“, kam die Antwort. „Ich gehe regelmäßig zum Spenden.“
Hier hätte es den Karlsson fast aus dem Sessel gehoben.
„Ach! Ist nicht wahr! Kann man in Celle so viel Kohle mit Blutspenden verdienen?“
„Nö.“
„Nicht?“
„Nein, ich spende kein Blut. Ich spende Wolle.“
„Watt?“
 
Ja, Wolle, fing die Luna an zu plaudern. Sie klang munter und offen. Zwar sei sie kein Angora-Kaninchen, was schade wäre, weil man damit richtig gut Schotter machen könne, aber ihr Fell sei immerhin so begehrt, dass man daraus hübsches Garn fertigen und an eine nicht minder treue Kundschaft verkaufen könne. Und das beschere ihr eine regelmäßige Einkunft. Ihr als moderner Frau sei das sehr wichtig: ein Beruf, eigenes Geld, Unabhängigkeit. Nie würde sie sich von einem Mann finanzieren lassen, auch nicht von ihrem Erik.
„Sonst steht man da, wenn was schiefgeht“, hat sie gemeint.
Dem Karlsson gefiel das sichtlich. Er schnalzte anerkennend mit der Zunge. Gutes Wirtschaftsmanagement weiß er sehr zu schätzen. Später hat er mir erzählt, dass er sich wünsche, die Polly wäre diesbezüglich genauso engagiert. Dann hätte er sie nämlich öfter von den Hacken.
„Willst du mal sehen?“, unterbrach die Luna seine Gedanken.
Sie hielt dem Karlsson ein Foto hin. Im Funzelschein des Windlichts konnte man einen grünen Sessel erkennen, auf dem eine helle Fransendecke lag.
„Die Decke – das bin ich.“ 
 
 
Dazu sag ich nichts

 

Ein bisschen Stolz schwang schon mit in Lunas Stimme, das muss ich sagen. Aber sie hatte auch allen Grund dazu, schließlich konnte keiner von uns mithalten. Hundehaare und Katzenhaare will niemand haben, nicht mal umsonst, und die Federn von uns Papageien kann man höchstens zu Modeschmuck verwursten oder als Köder den Anglern anbieten. Geld bringt das alles nicht ein. Unsereins muss sich um andere Jobs bemühen.

Übrigens, falls jemand schon die Information vermisst haben sollte: Gesungen hat die Fendy nicht, an keinem Abend, während unserer gesamten Reise nicht. Vermutlich lag es daran, dass fiese Diebe ihr schon wieder all die Noten aus dem Rucksack geklaut hatten, so wie derzeit am Himalaya und wieder direkt am ersten Abend. Konnte es möglich sein? So ein Pech zweimal hintereinander!?
„Dann lass die Noten doch das nächste Mal gleich zu Hause“, hat die Cora getröstet. „Singen üben kannst du auch dort.“
Ich musste ihr uneingeschränkt zustimmen. Dennoch war die Fendy außer sich. Ihre Stimme! Ihre Stimme!, hat sie gejammert. Alles roste doch ein, nie werde sie so nach New York an die Metropolitan Opera gelangen oder an die Scala in Mailand!
„Frag doch mal den Luke, ob er dir eine Einlasskarte besorgt“, hat der Pit vorgeschlagen.
Darüber geriet die Fendy endgültig in die Krise.
„Du machst dich lustig über mich“, hat sie gewinselt.
Er aber hat nur die Achseln gezuckt und ist aufs Zimmer gegangen, um sich ein paar Scheiben kolumbianische Mettwurst aus dem Nachttischschränken zu holen. Wie all der Weiberkram an ihm abprallte – vorbildlich.

Die letzten beiden Tage verbrachten wir, wie geplant, in Bogotá. Mit dem Juckelbus ging es zurück in die Stadt. Der Kontrast konnte nicht größer ausfallen. Die lärmende Großstadt hatte uns wieder. Nach dem ruhigen, beschaulichen Landaufenthalt hielten wir uns erst mal die Ohren zu. Sieben Millionen Menschen leben in Bogotà. Viele moderne Gebäude muteten so international (und damit gesichtslos) an, dass sie fast überall auf der Welt hätten stehen können. Doch auch Relikte einer vergangenen Zeit konnten ausgemacht werden. 


Bogotá - schon ein bisschen in die Jahre gekommen

 

Es brauchten nicht immer derart alte Gebäude zu sein wie die Kolonialhäuser in Villa de Leyva, aber wenn man herauskriegte, wo man schauen musste, fand man sogar fast dörflich anmutende Straßen in den grellbunten Farben, die so typisch sind für Kolumbien.


Charmant ... und herrlich bunt
 
 
Auch historische Kirchtürme ragten zwischen den Dächern hervor, und natürlich gibt es in Bogotá auch eine Kathedrale, den Sitz des Erzbischofs der Stadt. Das heutige Ensemble stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Ältere Vorgänger seit dem 16. Jahrhundert waren allesamt abgerissen und jeweils durch eine neue Kirche ersetzt worden. Der Platz davor heißt Plaza de Bolívar. Wie könnte es anders sein, denn Simón Bolívar wird als Befreier noch heute im ganz spanisch sprechenden Südamerika verehrt. 
 
Könnte Florenz sein, ist aber Bogotá



Die Kathedrale von Bogotá: Guckt genau hin, was da auf dem Boden herumläuft

 
Selbstverständlich pilgerten auch wir dorthin. Als Tourist musste man einfach dort gewesen sein. Die Cora kam nicht nach mit dem Fotografieren. Dauernd klickte die Kamera. Die Luna machte sich fleißig Notizen für ihren Praktikumsbericht, während die Fendy in Gedanken bereits beim Einkaufsbummel war und entsprechend gelangweilt herumstand. Den Pit habe ich nicht näher als zehn Meter ans Gemäuer herangelassen, weil ich wieder keinen Popeltrank dabei hatte. Der Karlsson saß einfach nur da und hat die Fassade hinaufgeschaut. Auf Schritt und Tritt wurde man von Tauben angequatscht. Das war störend. Ich glaube, die lungern überall auf der Welt auf den Plätzen vor den Kathedralen herum.
„Moneda, Moneda!“, haben sie gegurrt.
„Was?“, habe ich zurückgeschrien.
„Die fragen nach Geld“, hat die Luna übersetzt.
Ach so. Spendabel, wie ich bin, habe ich ihnen einen Cracker aus Pits Proviantbeutel hingekrümelt. Plötzlich konnten sie Deutsch.
„Touristenarsch“, haben sie mir nachgerufen.
Der Karlsson musste mir die Pfote auf den Schwanz stellen, damit ich nicht in die Gruppe reinrennen konnte, um alles zusammengeschlagen. Anschließend haben die Cora und die Luna eine Mauer um mich gebildet und mich in deren Schutze vor sich hergetrieben, damit wir fortkamen. 
 
Seitdem hielten wir uns vorzugsweise in weitgehend taubenfreien Arealen auf, zum Beispiel in Einkaufsstraßen, wo man Wert darauf legte, dass Touristen nicht belästigt wurden. Die Fendy war in ihrem Element. Die bunten Taschen an dem Marktstand gefielen ihr so gut, dass sie gerne eine gekauft hätte. Leider aber waren sie zu groß. Bequem hätte der Pit darin unterkommen können, und kleinere Exemplare zum Beispiel für Sperlingspapageienmädchen wurden offenbar selten nachgefragt. Die Fendy zog einen Flunsch.
„Kauf doch so ein bemaltes Klapperding aus getrockneter Kürbisschale“, habe ich empfohlen.
Doch als aufstrebende Opernsängerin mit so einer touristischen Rassel in Zusammenhang gebracht zu werden, das verletzte ihre Künstlerehre. Aus Frust hat sie am Abend mit der Cora in der Hotelbar Cocktails gepichelt. Die Luna war dem wohlweislich ferngeblieben. Wir Männer ebenfalls. Wir spielten unterdessen in der Lobby Mau-Mau. Diesmal hat die Luna gewonnen. Der Karlsson ist einfach aufgeschmissen, wenn kein naives Weib dabei ist, an dem er sich zum Siege ranken kann. Das muss mal deutlich gesagt werden.
 
 
Leider nichts für die Fendy
 
 
Am zweiten Abend ging der Flieger zurück nach Frankfurt. Im Duty Free habe ich noch schnell eine Schachtel Schokolade besorgt. Kolumbien ist ja nicht nur für seinen guten Kaffee bekannt, sondern auch für seinen aromatischen Kakao. Leider gab es keine Schachtel mit einer Riesenameise darauf. Deshalb musste ich die Schokolade in Geschenkpapier einwickeln lassen. Es war gelb. Mit einem Filzstift, den die Stewardess mir ausgeliehen hat, habe ich groß „Hormigas“ draufgemalt. Da würden der Jack und die Amy sicher Augen machen. Ich freute mich schon auf die Übergabe.
 
Auch auf dem Rückflug saßen wir wieder am Fenster. Dumm nur, dass wir wieder die ganze Zeit im Dunkeln flogen. Daher guckte die Luna gar nicht erst raus, sondern sortierte ihre Semesterunterlagen. Fleißig war sie gewesen, hatte viele Zettel vollgeschrieben, Tabellen ausgefüllt und Fragebögen angekreuzt.
„Was denkst du, wird dir das Praktikum eine gute Note bringen?“, hat sich der Pit erkundigt.
„Bestimmt“, war sich die Luna sicher. „Solange ich nichts vom Dodo-Park berichte, wird es schon laufen.“
Na prima, da gratuliere ich aber. Das nächste Mal könnte ja sie die Reise organisieren, dann würde sie merken, wie schwierig das ist. 
 
Ich habe mir die Kopfhörer ins Ohr gestopft und einen James Bond geschaut. Es war „Liebesgrüße aus Moskau“, ein alter Schinken von 1963. Neben mir löste der Karlsson Kreuzworträtsel im Bordmagazin.
„Großer ausgestorbener Vogel mit vier Buchstaben“, hat er mich angestoßen.
Jetzt fing der auch noch damit an. Unsere Reise war bisher doch ausgesprochen harmonisch verlaufen. An mir lag es nicht, wenn es nicht dabei bliebe.  
 
In Frankfurt begrüßte uns ein trüber Morgen, als wir landeten. Onkel Giesbert stand schon hinter der Absperrung, um die Cora abzuholen. Wir verabschiedeten uns.
„Tschüs, bis später“, hat die Cora gerufen.
Die Fendy wurde umarmt und abgeschmatzt und die Luna kriegte ein „War schön mit dir“ auf den Weg. Wir andern marschierten zum Bahnhof. Der Karlsson machte wieder den Shuttleservice. Auch Lunas College-Tasche, die nun einen wertvolleren Inhalt beherbergte als vor einer Woche, war mit dabei. Ich musste aufpassen, dass mir die Schachtel Schokolade nicht aus den Krallen glitt. Ich würde sie dem Pit mitgeben, hatte ich inzwischen beschlossen, damit er sie dem Jack und der Amy aushändigte. Über ihr dummes Gesicht beim Auspacken könnte er mir dann ja später am Telefon berichten. 
 
Im ICE saßen wir erneut an einem Vierersitz, nur dass diesmal keine Eier im Spiel waren und auch keine Apfelchips. Wir dösten und schauten aus dem Fenster. Die Ölsardinen, die der Pit zu Hause eingepackt hatte, waren merkwürdigerweise noch immer da. Nanu? Hatte er sie zu futtern vergessen? Wir wurden gefragt, ob wir was davon abhaben wollten. Alles schüttelte den Kopf. Der Pit riss die Metalllasche auf und piekte sich einzelne Stückchen auf die Kralle wie auf eine Gabel. Den Verband trug er schon längst nicht mehr. Schläfrig guckten wir zu, wie ihm das Öl in den Ärmel lief.
„So ist er immer“, habe ich zur Luna gesagt, aber da wusste sie es schon.
 
In Hannover stiegen wir aus. Der Karlsson und der Pit sind weiter nach Hamburg gefahren.
„Wir hören voneinander“, hieß es zum Abschied.
„Eigentlich sind sie total nett“, hat die Luna auf dem Bahnsteig zu mir gesagt.
„Gib mal Bescheid, wie dein Praktikumsbericht ausgegangen ist.“
Wenig später schauten die Fendy und ich der Luna zu, wie sie mit dem Rucksack auf dem Buckel und der College-Tasche hinter der Tür der S-Bahn verschwand. Auf dem Weg dorthin war ihr das Ding ein paarmal zwischen die Pfoten geraten und sie hatte sportlich aufhoppeln müssen, um sich nicht lang hinzulegen. Warum konnte sich die Fendy nicht ein Beispiel daran nehmen, habe ich gedacht. Der Erik hat eine strebsame, freiheitsliebende Partnerin zu Hause, obwohl er Kuscheligkeit bevorzugt, und ich eine alberne Mitbewohnerin, die gern jammert. Restlos zufrieden fühlen wir beide uns nicht. Vielleicht sollten wir tauschen.
 
Fotos: Cora: © G. H.
          Pit, Amy, Jack: © Club der glücklichen Vierbeiner
          Kalrsson, Polly: © Terrierhausen
          Luna, Erik: © K. R.
 

© Boff

Kommentare

  1. Hallo Boff,
    jetzt bin ich aber baff. Kaum wieder zu Hause, da ist der Reisebericht schon online. Entweder hast du heimlich meine Notizen kopiert oder dein Hirn ist so eine Art Supercomputer, der jede kleinste Information rasend schnell abspeichert. Zumindest habe ich dich nie etwas aufschreiben sehen. Oder hast du geschrieben, wenn wir geschlafen haben?
    Ich hatte die letzten Tage hier ordentlich zu tun. Eine Woche von zu Hause weg und schon lässt Erik alles schleifen. Das Bad war nicht ordentlich geputzt und sein Fell sah aus. Naja, ich habe das flink wieder in Ordnung gebracht. Man muss ihm zugute halten, dass er alleine nicht an alle Stellen drankommt. Immerhin hatte er einen leckeren Möhrenkuchen zur Begrüßung gebacken. Er scheint mich also vermisst zu haben.
    Mir hat meine erste Reise mit euch auf jeden Fall spitzenmäßig gefallen - trotz der missglückten Rettungsaktion. Es stimmt schon, jeder hat so seine Eigenheiten, aber das ist doch irgendwie gerade das Nette an einer Reisegruppe. Immerhin wird dadurch keine Langeweile aufkommen. Aber eins muss ich noch sagen: Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass Pit so viel essen kann. Man sieht es ihm aber zumindest nicht an. Vielleicht ist er doch heimlich Stammgast im Fitnesscenter um die Ecke.

    Ich muss euch übrigens noch was beichten: Als ich mich vorgestellt habe, war ich noch gar nicht drei Jahre alt. Geburtstag hatte ich erst am Donnerstag letzte Woche. Ich hoffe, ihr nehmt mir das nicht übel. Nächstes Jahr schmeiße ich dafür auch eine Party. Bis dahin habe ich genug Zeit, meine Leute davon zu überzeugen, dass im Garten wirklich genug Platz für euch alle ist. Momentan müssen sie sich noch daran gewöhnen, dass ich zukünftig auch öfter mal unterwegs bin, um Reiseerfahrungen zu sammeln. Meine Geschäftsidee hat sie noch nicht ganz überzeugt. Ihrer Ansicht nach verreisen die meisten Tiere nur zusammen mit ihren Leuten. Dass ich die Chance habe, eine Marktlücke zu schließen, sehen sie anscheinden nicht.
    Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen, wieder mit euch die Welt zu entdecken und auch die kennenzulernen, die dieses Mal zu Hause bleiben mussten.

    Grüße von
    Luna

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    1. Du hast ganz recht, Luna, ich brauche nicht mitzuschreiben, ich merke mir die Sachen auch so. Der Karlsson behauptet (völlig aus der Luft gegriffen), dass ich bei meinen Berichten besonders all jenes herausheben und breittreten würde, was NICHT geklappt hat. Das ist natürlich falsch. Ich bin der Wahrheit und der Ausgewogenheit verpflichtet.

      Wenn dein Erik dir einen Möhrenkuchen gebacken hat, dann ist das total süß. Und was ist so schlimm an dreckigen Bädern und ungekämmtem Fell? Wir Männer brauchen auch mal eine Auszeit, wo wir uns unbeobachtet von weiblichen Blicken naturverbunden entfalten können. Ich habe das größte Verständnis für den armen Kerl.

      Und deine Leute meinen, deine Geschäftsidee mit dem Touristikunternehmen für Tiere sei keine clevere Einkommensquelle? Vielleicht haben sie nur Angst, dass du das Reisebüro bei euch zu Hause aufmachen willst. Nicht jeder findet es gut, wenn Wildschweine durch den Flur trampeln und Sumpfschnecken ihre Schleimspur auf der Klingel hinterlassen. Ihr scheint doch einen großen Garten zu haben. Kannst du später nicht den Schuppen dazu nutzen? Harke und Rasenmäher raus und dein Büro rein – Problem gelöst. Gerne kommen wir mal gucken und helfen beim Ausmessen. Ansonsten empfehle ich dir, den Luke zu fragen. Zwar ist sein Schädlingsbekämpfungsunternehmen nicht direkt für Tiere gedacht, die sich von andern Tieren belästigt fühlen, sondern eher für Menschen, aber er verdient gute Kohle und kann dir bestimmt sagen, wie man seine Leute zahm kriegt. Er betreibt nämlich sein Unternehmen auch von zu Hause aus.

      Aber erst mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag nachträglich. Mit deinen jetzt drei Jahren gehörst du (mit der Fendy und mir) zur Generation NAF (noch alles frisch). Die andern sind alle schon älter, aber das hat noch nie einen gestört. Sobald wir wieder Geld haben, verreisen wir wieder. Hoffentlich kannst du dann wieder mitkommen.

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  2. Herzlichen Glückwunsch, wir haben die erste organisierte Reise vom Piepsi überlebt und es hat sogar Spaß gemacht.
    Und ich muss wirklich sagen, Luna ist wirklich eine sehr angenehme Reisebegleitung.
    Piepsi, ein wenig Übung macht den Meister und bist Deine Reisen so perfekt geplant sind wie die beispielsweise von Luke, dazu brauchst Du viel Erfahrung und das nötige Kleingeld. Also üben, üben, üben wir fahren gerne wieder mit.

    Bleibt es dabei, dass wir Euch heute vom Bahnhof abholen? Ich hoffe nicht das Ihr den Geburtstag vom Lütten vergessen habt.
    Der freut sich schon voll auf die Fete heute Abend.

    Liebe Grüße
    Pit

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    1. Ich muss dir leider widersprechen, mein lieber Pit. Die Reise war perfekt geplant. Selbstverständlich war mir bekannt, dass in dem Park nur Blechsaurier und so 'n Kram herumstehen, aber ich wollte euch ein denkwürdiges Nachterlebnis bescheren. Und – ist es mir etwa nicht geglückt?

      Übrigens wundert sich die Luna über deine imposante Nahrungsaufnahme. Du tätest ja dauernd nur futtern, hat sie gesagt. Gut, dass sie nicht weiß, dass du außerdem den ganzen Tag auf dem Küchentisch herumliegst und schnarchst. Und das nennt sich Geschäftsführer. Aber keine Bange, ich verrate nichts. Sie soll ruhig weiter denken, du wärst nur ein etwas schrulliger Kater mit einem gesegneten Appetit.

      Natürlich haben wir an den Geburtstag vom Lütten gedacht. Diese Zeilen schicke ich von meinem Smartphone. Wir sitzen gerade im Zug. Das große Ding, das wir beim Aussteigen hinter uns herziehen werden, ist eine Pool-Banane. Ich hoffe, sie wird dem Jack gefallen. Ihr fahrt doch bald nach Bornholm. Da kann er sich auf sie drauflegen und im Meer paddeln. Wir haben sie schon mal aufgeblasen, damit er es nicht mehr tun muss.

      Bis gleich. Hoffentlich verpassen wir uns nicht am Bahnsteig. Ich bin der Blaue, der ganz doll winkt.

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  3. Ich bin weder schrullig, noch liege ich den ganzen Tag auf dem Küchentisch rum. Ich habe hier einen sehr verantwortungsvollen Posten in unserem Familienunternehmen.
    Und, nur kein Neid, ich kann wenigstens essen was ich will ohne fett zu werden. Das liegt an meinen guten Genen.
    Der eine hats, der andere nicht.
    Und sogar der Doc hat neulich gesagt, dass ich noch voll die muskulöse Figur habe.
    Schauen wir mal wie Du Knirps mit 15 aussiehst.
    Aber schön das ihr alle zu der Geburtstagsfeier von dem Lütten da wart. War ne tolle Party, zwar ein bisschen chaotisch, aber so ist eben diese Truppe.


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    1. Was, du bist schon fünfzehn, Pit? Das sieht man dir wirklich nicht an. Aber hey, warum hast du das nicht früher gesagt? Dann hätte ich dich nämlich auf Seniorenkarte mitfliegen lassen. Für mich wäre es billiger gekommen und du hättest im Flieger zu den Mahlzeiten einen netten Brei und eine Tablette Borega Daps gekriegt.

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    2. Nee, Du kleiner Schlauspecht, dass sieht man mir wirklich nicht an. Und danke, aber meine Zähne sind noch einwandfrei ich brauche keinen Brei sondern feste Nahrung. Pass bloß auf, das Du nicht irgendwann verspeist wirst, Du bist denn der Nachtisch.
      Pit

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  4. Meine Güte, so viele Geburtstage innerhalb so kurzer Zeit. Heute ist mein lieber Erik dran. Er wird schon sechs. Ich habe ihm ein schönes Kissen aus meinem Fell anfertigen lassen. Dann hat er was zum Kuscheln, wenn ich mal wieder mit euch unterwegs bin. Die Sittiche aus der Nachbarschaft haben eigens für ihn ein Geburtstagslied eingeübt. Eigentlich steh ich nicht so auf Gesang, aber ich muss sagen, die haben da echt einen fetzigen Song gezwitschert. Zur Feier des Tages gab es nachmittags noch getrocknete Ringelblumen und Sonnenblumenkerne. Netterweise habe ich auch etwas abbekommen. Trotz der Leckereien und Geschenke hängt Erik heute etwas durch. Es ist der erste Geburtstag ohne seinen Zwillingsbruder Stups. Ihr müsst wissen, die beiden haben bis zum letzten November zusammen in einer WG gelebt. Ich habe Stups leider nicht mehr kennengelernt, aber Erik erzählt oft, wie mutig und unerschrocken er war. In unbekanntem Gelände ist immer er vorangegangen und hat alles ausgekundschaftet. Weil Erik nach seinem Tod so durchhing, haben unsere Leute eine Kontaktanzeige für ihn aufgegeben und so habe ich den Weg nach Celle gefunden. Bislang habe ich es nicht bereut, denn wir ergänzen uns recht gut.

    Bevor ich es vergesse: Soll ich die Sittiche fragen, ob die Fendy mal zum Vorsingen kommen darf?

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    1. Ach, dein Erik hat mal in einer Männer-WG gelebt? Das ist ja interessant. Bestimmt ging es dort sehr entspannt zu. Niemand hat gemeckert, wenn morgens das Streu noch nicht gemacht war oder die Granatapfelkerne im Fell klebten. Ich habe ja auch einen Zwillingsbruder (zweieiig), aber der lebt woanders. Wir sind uns nicht sehr nah. Ich vermisse ihn nicht.

      Aber liebend gern würde ich die Fendy mal ausleihen – gern auch für länger. Braucht ihr vielleicht ein Aupair-Mädchen bei euch zu Hause? Die Fendy kann zwar nicht putzen und ihr habt ja noch keine Kinder, um die sie sich kümmern könnte, aber sie könnte schon mal anfangen, die Gartenvögel zu unterrichten, damit sie nicht morgens um vier schon zu quaken anfangen, wenn alles noch schlafen will. Die Spatzen könnten außerdem ein bisschen Stimmtraining gebrauchen. Sicher schlummert in manchem eine Nachtigall. Also wie wär's?

      Als Plan B würde ich gern dein Angebot annehmen und die Fendy mal zum Vorsingen bei den Sittichen vorbeischicken. Je öfter, je lieber. Vielleicht verguckt sie sich dann ja in einen schmucken Celler Nymphensittich und zieht bei ihm ein. Man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

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  5. Liebe Luna,

    leider ist das Leben so, es ist nicht endlos. Auch ich hatte zwei Buddys die leider schon über die Regenbogenbrücke gegangen sind. Das waren Hein (Border-Collie) und Amani (Holsteiner Schimmel Wallach) wir waren die drei Musketiere und unzertrennlich, bis uns der Tod trennte, aber ich weiß, dass sie oben auf der Regenbogenbrücke auf mich warten und bis dahin genieße ich noch mein Leben hier auf der Erde.
    Und genau so wie bei Dir, blieben ihre Plätze nicht leer. Wobei heimlich auch irgendwie noch mehr untergekommen sind.
    Früher gab es Hein und mich im Haus und Amani und Abbatini (das ist die Stute von Lisa der Tochter von unserer Menschen-Mama)
    Und stell Dir vor: jetzt gibt es bei uns vier Pferde, weil Abbatini zwei Töchter bekommen hat (Erichs lütte Deern und Valentine Girl) und Marina, denn kurz vor seinem Tod hatte Amani sich nochmal richtig verliebt (der alte Haudegen) und Marina ins Haus geholt und die ist dann auch hier geblieben.
    Und nachdem mein bester Freund Hein gestorben war, wollte die Mama keinen Hund mehr und dann kam Luke ins Haus, aber ein halbes Jahr später haben die Mädels sich unser Haus gekauft und meinten "auf einen Hof gehört ein Hund" und zack war Amy da.
    Amy ist auch ein Border-Collie, aber alle denken dass sie nicht so schlau ist wie Hein. Aber ich weiß inzwischen, dass sie nur so tut. Ihr Motto heißt: "Sei schlau, stell Dich dumm" Auf jeden Fall hat sie sich so dumm angestellt, dass die Mama mit ihr kein Agility mehr gemacht hat.
    Und dann kam plötzlich Jack ins Haus geflogen, er ist nämlich ein Spanier und kommt von Gran Canaria, ich glaube das er kam weil Mama wegen Amani so traurig war, aber so ganz genau weiß ich es nicht mehr.
    Du siehst also, ich bin der Chef von einer ziemlich großen Truppe und deshalb muss ich mich bei Kräften halten. Zum Glück setzt das Essen bei mir nicht so schnell an.
    Grüße Deinen Erik ganz herzlich zum Geburtstag von uns.
    Die Reise mit Dir hat viel Spaß gemacht. Ich hoffe Du bist nächstes Mal wieder mit von der Partie.
    Liebe Grüße
    Pit

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  6. Meine Tierbefreiungen waren GUT, jawoll, auf die lasse ich nichts kommen. Sonst greife ich mir einen kleinen blauen Piepsi und halte ihn in Schacht :-)

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    1. Naja, über Deine Tierbefreiungen sollten wir hier lieber nicht reden Karlsson

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    2. Doch, ich würde gern darüber reden. Hat denn einer der Fischlis jemals eine Dankeskarte geschrieben? Hi hi hi.

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  7. Die Befreiung aus dem Tiertransport war eine gute Sache. Die Rindviecher waren nur mit Eitelkeit verblendet. Sie wollten nicht wahrhaben, dass nach Laufsteg und Fotoshooting ein frühes Ende droht. Wir sollten mal ein Projekt für Vögel planen. Unterdrückte Eierlegepiepsis befreien oder versklavte Mastpiepsis.

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    1. Wir könnten Putenbrüste befreien, aber das würde dich als fleischfressendes Raubtier sicher in Gewissenskonflikte bringen.

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  8. Die Reise war so ganz ok, Nachteil - ich musste wieder tragen, Vorteil - es gab Fleisch.

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    1. Ganz okay? Ich hör wohl nicht richtig. Die Reise war ... perfekt.

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  9. Boah Leute, ich werde langsam alt. Den Reisebericht habe ich heute erst gefunden. Es ist schon sehr spät und der Paul möchte jetzt seine Ruhe haben (wegen des Geklappers auf der Tastatur). Es war sehr schön mit euch. In Kolumbien war ich tatsächlich noch nicht. Ein schönes Land. Ich bin schon gespannt, wohin es nächstes mal geht, falls wir nochmal verreisen.
    Gute Nacht zusammen!

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    1. Huhu, Cora!

      Klar werden wir weiterhin verreisen. Wir lassen uns durch nichts und niemanem aufhalten (höchstes von fehlendem Geld).

      Hast du denn keine Benachrichtigung bekommen, dass der Post hier veröffentlicht wurde? Komisch. Nächte Woche habe ich Geburtstag. Ihr kommt doch zur Geburtstagsparty? Die findet eine Woche später statt. Die Einladungen habe ich gerade rausgeschickt.

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    2. Natürlich verreisen wir wieder und ganz ehrlich Cora, ohne Dich würden wir niemals fahren.
      Du gehörst dazu wir die Sonne zum Sommer und die Sterne zur Nacht.

      Pit

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    3. Das hat der Pit schön gesagt, nicht? Und recht hat er!

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  10. Nix habe ich bekommen. Jetzt habe ich mich durch alles durchgelesen und bin auf dem Laufenden. Wann ist denn deine Feier? Meine Mama hat am Ostersonntag Geburtstag. Da könnte ich nicht. Aber wenn deine Feier sowieso erst übernächste Woche stattfindet, dann klappt es bestimmt.

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    1. Das ist echt komisch. Vielleicht hatte der Engelbert mit seinen unegalen Schwimmlappen bei euch am PC irgendwas verstellt? Ich habe dir jetzt noch mal eine Einladung geschickt. Jetzt sollte es funktionieren.

      Wegen Ostern findet meine Party ja gerade eine Woche später statt. An dem Tag müssen noch andere zu Hause bleiben und ihre Halter bespaßen. Das berücksichtige ich, schließlich wollen wir beim Feiern die Sau rauslassen und uns nicht auf Sparflamme amüsieren, damit wir frisch bleiben für das Familienprogramm am nächsten Tag. Ihr könnt natürlich bei uns schlafen. Bring den Paule mit und auch den Engelbert, wenn er mag.

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  11. Alter Falter! Jetzt war mein Kommentar weg, nur weil ich was vergessen habe (das mit dem Namen).

    Ich weiß nicht mehr alles. So mit etwa 30 vergisst man schnell mal was. Du willst also beim Feiern die Sau rauslassen? Mein lieber Boff, da bin ich aber baff! Du bist doch noch so ein kleiner Köttel und verstehst schon was vom Feiern? Da lasse ich mich aber mal überraschen.

    Lieber Pit, vielen Dank für deine lieben Worte

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    1. Hey, ich werde eins. Da kann man ja wohl was vom Feiern verstehen, du Unkenoma.

      Warum tut bloß jeder so, als hätte ich noch die Eierschale auf dem Kopf? Ist doch wahr. Ich bin in meinem Alter schon megaerwachsen. Begreift das doch endlich mal.

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  12. Putenbrüste befreien? Wo bleibt denn die Solidariät unter euch Piepsis?
    ÄÄÄÄÄ, wo wird was gefeiert? Habe ich was verpasst?
    Erst feiern, dann befreien!!
    Klare Prio.

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    1. Solidarität? Musst du gerade sagen. Von wem kam denn der Vorschlag, nach Argentinien zu fliegen, weil es da die guten Steaks gibt? Als radikaler Tierbefreier müsstest du schon längst Vegetarier sein.

      Ja, Mann, gefeiert wird natürlich bei mir. Habt ihr meine Einladung nicht bekommen? Du bist selbstverständlich herzlich eingeladen, genauso die Polly, dann noch die Luna mit ihrem Erik, der Pit auch und alle andern, die da noch so wohnen und mitkommen wollen - außen den Pferden. Das letzte Mal hatte es Ärger gegeben, weil die Putze vor lauter Hintern im Flur nicht ins Bad gekommen ist. Außerdem hatten sich die Nachbarn beschwert über das Hufgeklapper im Treppenhaus. Das muss ja nicht sein. Ich will mir bei meiner ersten Party nicht gleich alles verscherzen.

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  13. Der Herr Chronist muss besser aufpassen, Hunde können nicht schwitzen. Schwitzen Vögel? Genaueres können wir bei der Party besprechen, bei einem guten in einem ausrangierten Rotweinfass gereiften Scotch, so einen kann ich mitbringen. Vergnügte Grüße vom Karlsson

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    1. Das mag ja sein, dass Hunde nicht schwitzen, aber dein Fell war definitiv nass. Meine Füße können sich nicht irren.

      Über den Scotch freue ich mich sehr. Lass uns den aber lieber für einen gemütlichen Männerabend aufheben. Bei meiner Geburtstagsparty haben wie alberne Diskoweiber dabei; für die ist der teure Tropfen viel zu schade. Wir werden ganz klassisch futtern, trinken, tanzen und ... feiern eben. Nichts Besonderes, aber wichtig für mich, weil ich zum ersten Mal der Gastgeber sein werde. Magst du Schaschlikspieße?

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    2. Alberne Diskoweiber also - denkst du eigentlich daran, dass dies hier eine öffentliche Unterhaltung und kein Privatchat ist?! Wir Frauen können folglich ALLES lesen, was du hier so von dir gibst. Nicht, dass ich Wert auf einen Drink lege, der ewig in einem uralten Fass rumgestanden hat (meine erste Erfahrung mit Alkohol war nicht so prickelnd, wie du weißt), aber trotzdem finde ich dein Verhalten nicht nett.
      Falls du aber gehofft hast, wir Mädels wären jetzt beleidigt und würden nicht zu deiner Party kommen, muss ich dich enttäuschen. Jetzt erst recht! Ich habe mit der Fendy schon alles klar gemacht. Sie hat mir genau beschrieben, wie wir vom Bahnhof mit der S-Bahn zu euch kommen.
      Da du selbst Vegetarier bist, nehme ich an, dass es noch was anderes als Schaschlickspieße gibt. Schichtsalat und gegrillte Maiskolben fände ich toll. Und zum Knabbern vielleicht geröstete Sonnenblumenkerne? Nur so als Vorschlag ...

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    3. Weißt du was, Luna? Du brauchst dich nicht konspirativ zu uns per Bahn zu schleichen - ich spendiere dir das Taxi zu uns nach Hause. Jawohl. Dem Erik natürlich auch. Meine Einladung habt ihr inzwischen ja bekommen. Die Sonnenblumenkerne stehen auf der Einkaufsliste. Das andere Grünzeug kommt dann sowieso auf die Vegetarierplatte, weil noch andere, wie du sehr richtig bemerkt hast, Wert auf eine pflanzliche Ernährung legen. Mit den Schaschlikspießen meinte ich eher den Karlsson, weil der ja immer so verhungert tut, sobald kein Fleisch und keine Wurst angeboten werden. Du kannst dir natürlich auch die gegrillten Paprikascheiben zwischen dem Schaschlik herauspulen und essen, wenn du magst. Aber ich glaube, bei unserm Büfett wirst du genug finden, was dir schmeckt. Kannst du eigentlich Tango tanzen? Ich frage nur, weil ich mir das schlecht vorstellen kann bei einem Kaninchen. Taramm-tam-tam-tam. Also bis dann. Insgesamt erwarte ich fünf Diskoweiber.

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    4. Auch Kaninchen können tanzen. Du hast bestimmt schon gesehen, dass wir sehr gut auch auf zwei Beinen stehen können. Lieber als Tango mag ich allerdings Salsa, die habe ich während meines Auslandssemesters tanzen gelernt. Leider ist Erik nicht so tanzbegeistert. Vielleicht ist ja jemand von euch anderen Herren flott auf dem Parkett unterwegs?

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    5. Ui, bei Salsa weiß ich nicht, ob da jemand mithalten kann. Davon hat mir der Max nichts erzählt. Ich weiß nur, dass die Reisetruppe mal in einer Bar in Australien abgehottet hat. Aber ob das Salsa war?

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  14. Also nun müssen wir aber aufpassen, dass der Graben zwischen den Geschlechtern nicht zu tief wird. Das wäre für künftige Reisen nicht förderlich. Wir halten fest, die Männer bekommen Rotwein und Whiskey und die Damen bunte Drinks. Aber bei einem Getränk sind alle dabei, das versöhnt und einigt --->>> Champagner!!!
    Ja, ich esse Schaschlik, nur scharfe Saucen mögen Hunde nicht und vertragen sie auch nicht, gerne weglassen.

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    1. Champagner? Gut, muss ich mir merken als sozialen Kitt. Eigentlich hatte ich gedacht, auf meiner Party kriegen die Jungs Berliner Weiße Waldmeister und die Mädels Eierlikör. Ha ha ha. Nee, im Ernst, neben Schaschlikspießen wird es noch ... tadaaaa ... Hamburger geben. Na, beflügelt das deine Vorfreude noch ein bisschen mehr? Scharfe Soßen lassen wir grundsätzlich weg, weil man davon immer so schwitzt, und das mögen Hunde bekanntlich ja nicht.

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