Gut so?


Hach, ich bin ja so aufgeregt. In wenigen Tagen brechen wir zu unserer Mount-Everest-Reise auf. Ich habe fleißig geübt: jeden Morgen 5 Kilometer Rundenfliegen ohne Stopp, danach 10 Minuten Fleischklopfer stemmen und schließlich auf YouTube zuschauen, wie man ein Zelt zusammen- und wieder abbaut. Jetzt bin ich fit.

Die Fendy hat vor allem Gymnastik gemacht: Po wackeln, Beine stretchen und richtig atmen. Letzteres sei sowieso total wichtig, wenn man Sängerin werden will, damit die Stimme nicht umknickt, sondern tief aus dem Unterbauch hervorkommt, sagt sie. Deshalb hat sie auch dauernd "Mo-mo-mo" gemacht oder "Haa-hoo-haa". Zusammen mit dem Beinwerfen sah das aus wie ein Aufzieh-Funkenmariechen, deren Laufwerk knarzt – Die Fendy hat doch keine Knie!

Ich hab ihr dann empfohlen, sich besser gegen aggressives Wetter zu präparieren.
"Wie das?", hat sie gemeint.
Weiber sind viel zu arm an Fantasie.
"Mit dem Fön natürlich!", habe ich klargestellt.
"Ach so, ja."
Weit ist sie allerdings nicht gekommen, weil ich aus Versehen den Regler auf die höchste Stufe geschoben hatte. Ich konnte nur noch sehen, wie was Grünes durchs Badezimmer flutschte und gegen ein Handtuch prallte. Dabei hatte ich wie verabredet den Knopf auf Kaltluft gestellt. Daran konnte es also nicht liegen.
"Du musst stehen bleiben und dagegen ankämpfen!", hatte ich ihr noch zugerufen, aber da war sie schon bedient und hatte keine Lust mehr auf das Training.
Sie vertritt ohnehin die Meinung, dass Wetterprobleme vor allem auf falsche Bekleidung zurückzuführen sind.

Von der Cora hatte sie den Tipp bekommen, im Online-Versand für Sondergrößen nach was Passendem zu suchen. Ihr wisst schon, das ist der Versand, bei dem auch Nessie ihre Badhauben kauft und Yetis hübsche Tanga-Slips finden. Bei uns ging es aber mehr um praktische Outdoorklamotten für den Himalaya - dachte ich jedenfalls.
"Man kann sich sportlich betätigen und sehr wohl modisch dabei aussehen", hat die Fendy behauptet und Fußkettchen in den Warenkorb gelegt. Mir drehten sich die Pupillen in Richtung Hinterkopf. Aber Gott sei Dank musste ich mich nicht weiter belehrend betätigen, denn die Cora erledigte das für mich. Ihr hatte die Fendy nämlich ein Foto von der soeben erworbenen Reisegaderobe geschickt. Prompt kam die Antwort: Die Sonnenbrille sei gut und praktisch ("Sehr schön"), aber der Hut! Ob sie denn nicht wüsste, dass wir nicht zum Panama fahren, sondern ins Hochgebirge? Besser wäre eine Wollmütze oder meintewegen ein Käppi. Und die Tasche sei auch alles andere als geeignet, höchstens zum Flanieren, aber nicht zum Wandern und zum Transport. Also unbedingt auf Riemen zum Umschnallen achten.
"Das nennt man Rucksack, meine Liebe."
 
Sagt mal, haben die Cora und die Mia damals auch so oft am Telefon gehangen? Meine Herren! Was schnattern die Weiber bloß den ganzen Tag? Ab und zu kriege ich ein paar Wortfetzen mit, wenn ich in die Küche gehe, um mir ein bisschen Tabasco für die Erdnusslocken zu holen. Von Nagellack ist die Rede, von Farbpaletten für grüne Frauen, von selbstgemachten Gesichtsmasken (mit denen man angeblich nicht früh genug beginnen kann) oder von Beziehungsproblemen, wobei die Fendy altersbedingt dazu noch nicht viel sagen kann und die Cora daher die ganze Zeit allein redet. Dass man ihr aber den sorgsam ausgesuchten Tropendeckel und die stylische Jeanstasche vermiest hat, fand die Fendy dann doch nicht so toll. Eigentlich war sie ziemlich eingeschmappt.
"Die Cora ist alt. Die hat keine Ahnung von Mode", hat sie geschmollt. 

Inzwischen schnattern sie wieder. Ich nehme an, der Erfinder der Telefonflatrate hatte eine Schwester und war Alleinverdiener. Aus der Qual resultieren ja manchmal die größten Geistesblitze. Trotzdem hat mich die Fendy gebeten, hier auf dem Blog ihre (vorläufige) Kofferliste zu veröffentlichen – damit mehr Objektivität ins Spiel kommt, wie sie sagt. Die Entscheidung, was sie einpacken soll und was nicht, möchte sie nicht der Cora allein überlassen. Also hört gut zu. Hier kommt die Aufstellung. Etwaige Einwände bitte ich in die Kommentare zu schreiben.
 

 
Mein eigener Klamottenkauf verlief wesentlich unkomplizierter. Mir ist Mode Wurscht. Hauptsache, ich komme gut durch Eis und Schnee.
"Das Oliv deiner Mütze passt nicht zum Grau vom Rucksack", hat die Fendy gemeckert.

Na und? Blau kann alles tragen. Und wenn uns die Schneewehen erst mal begraben haben, sieht man das sowieso nicht mehr.

Apropos tragen. Im Online-Versand habe ich gesehen, dass es für Hunde sehr schöne und praktische  Umhängetaschen gibt. In jeder Größe für jeden Hund. Darin kann man sehr viel unterbringen, zum Beispiel das Gepäck von Mitreisenden oder sogar ganze Kater oder Vögel oder andere Lebewesen, die vorübergegend unpässlich sein sollten oder aus andern Gründen einer bequemen Transportmöglichkeit bedürfen. Wie sieht es aus, Karlsson? Soll ich dir noch schnell so eine Tasche besorgen? Wir haben ja nicht mehr viel Zeit bis zur Abfahrt, aber ich denke, wenn ich sofort bestelle, wird es noch rechtzeitig eintreffen. 


 

Fotos: Mount Everest, Hund, Rucksack, Jeanstasche, Papier mit Klammer, Brillen (und Hüte): Pixabay

© Boff


Kommentare

  1. Ich wusste, dass ich wieder alles mögliche tragen soll. Aber ok, ich habe ja den Zaubertrank. Bitte bei der Größe aufpassen, mein Wintermantel muss noch drunterpassen.

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  2. Das überrascht mich jetzt aber. Mir wurde gesagt, du tätest nicht gern tragen. Aber so ist es gut, da hat man was in petto, falls einem die Füße mal wehtun sollten. Übrigens habe ich Größe M genommen (M wie Mastiff). Kriegst du deinen Wintermantel drunter, ohne die Locken zu zerknautschen?

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    1. Du Reise Anfänger Piepsi verstehst noch nicht viel von Teamgeist, aber das wird schon. Wer trägt schon gerne, aber wenn's notwendig ist, tut man es.
      Eine andere Frage noch - du und Fancy Fendy, ihr seid also keine Geschwister, soso. Wie sieht es mit der Familienplanung aus?

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    2. Du stellst Fragen - Familienplanung. Nun, die Putze hat so einen Kalender in der Küche aufgehängt. Die linke Spalte ist ihre, die daneben meine, dann kommt die von der Fendy und ganz rechts ist eingetragen, wann Roosevelt und Otis mit dem Lüften und dem Abtrocknen dran sind. Ich finde das sehr praktisch.

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    3. Oh je, du bist ja völlig ahnungslos. Weiterhin viel Freude beim Abtrocknen. Das mit den gepflegten Herrenfreizeiten werde ich wohl weiterhin alleine machen. Adventliche Grüße von Dr. Karl Sonne.

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  3. Was sind denn gepflegte Herrenfreizeiten? Die Fendy meint, da rotten sich Kerle zusammen, setzen die Bierflasche an den Hals, futtern Pizza, wischen sich mit dem Handrücken das Fett aus dem Gesicht, rülpsen, zuppeln die Jogginghose zurecht und grölen blöde Witze über Frauen. Oh Mann, da möchte ich auch mal dabei sein.

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    1. Ok, dass du dabei sein willst, lässt ja hoffen. Am Niveau werden wir noch arbeiten!! Schau mal im Bücherregal von deiner Putze nach den Abenteuern von Bertram Wilberforce Wooster, genannt "Bertie". Das ist mehr so unsere Richtung. Vergnügte Grüße vom Karlsson

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    2. Hm, ich habe alles durchgeguckt, wirklich. Doch einen Bertie hat die Putze nicht im Bücherregal. Britisch soll es aber sein, nicht wahr? Gut, ich kann das Tagebuch von Samuel Pepys in die Waagschale werfen, die Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle und eine uralte Folge von "Eaton Place" auf DVD. Gildet das? Lädst du mich dann mal ein zu einer gepflegten Herrenfreizeit, wenn ich darin lese?

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  4. Gepflegte Herrenfrezeit, ich lach mich tot, doch nicht mit einem minderjährigen Gründschnabel der sich noch nicht mal mit Familienplanung auskennt.
    PIT

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    1. Aaah, jetzt habe ich verstanden. Die gepflegte Herrenfreizeit und die Familienplanung gehören zusammen. Dass ich nicht gleich darauf gekommen bin: Man muss vorher anmelden, wie viel Nachwuchs man machen will, sonst darf man nicht mit auf die Veranstaltung. Danke, Pit. So was hatte ich nicht auf der Begabtenschule.

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    2. Das hast du fein beobachtet, mein Freund Pittiplatsch. Mit Boff wird es in den nächsten Jahren keine gepflegte Herrenfreizeit geben. Aber vielleicht ohne ihn, hihi.

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    3. Och, Mann, bist du gemein. Warum denn nicht? Oder liegt es daran, dass ich zu frisch und zu gut aussehend für gepflegte Herrenfreizeiten bin?

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  5. Du bist einfach zu grünschnabelig. Ausserdem wissen wir ja noch garnicht ob Du diskret genug für eine gepflegte Herrenfreizeit bist. Da muss man sich erstmal bewähren. Ganz ehrlich, wenn Du mitkommst, dann können wir auch den Lüften mitnehmen.
    Pit

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